Hintz und Kuntz beim Konzil
Kein Freiluft-Spektakel, sondern großes Theater verspricht Johannes von Matuschka auf dem Konstanzer Münsterplatz, wenn am Freitag „Konstanz am Meer“ die lang ersehnte Premiere hat. Das Auftragswerk für das Konziljubiläum vor der ehrwürdigen Münster-Kulisse soll helfen, eine Tradition der Sommerfestspiele zu etablieren – Intendant Nix ist sich sicher, mit dem „Himmelstheater“-Stück den rechten Einstieg gefunden zu haben.
Zwischen Baugerüsten und Bühnenplanken berichtet der junge, gleichwohl reichlich dekorierte Regisseur Matuschka (im Foto flankiert von den Dramaturgen Spieckermann und Herrmann) begeistert und begeisternd über das eigens für das Konstanzer Theater geschriebene Stück von Theresia Walser und Karl-Heinz Ott. Von einem „Kammerstück auf der Freilichtbühne“ wird da geschwärmt, obwohl allein 11 SchauspielerInnen, 15 Musiker und 30 Statisten an der Aufführung mitwirken; die „intensive Zusammenarbeit mit dem Autorenpaar Walser/Ott“ wird gepriesen, denen ein „komödiantisches Lehrstück ohne Historismus“ gelungen sei; von dem „Konzil als Initialzündung des Humanismus“ wird getönt, als das hohe Lied vom Individualisten – verkörpert durch Jan Hus – angestimmt wird.
Slapsticks nicht auszuschließen
Und tatsächlich wird wohl Geschichte von unten beschrieben, wenn Hintz und Kuntz, zwei Baldachin-Träger der hohen Gäste, im Konstanzer Wirtshaus von Hübschlerin Haefelin von ihren Erlebnissen mit den Herrschaften berichten und die Stammtisch-Gäste zum Nachspielen animieren. Einen „gewitzten dramaturgischen Kniff“ nennt Dramaturg Adrian Herrmann diesen Kunstgriff der Autoren, den Regisseur Matuschka begeistert aufnimmt, wenn er Slapsticks nicht ausschließt und reichliche Lacher verspricht.
Nicht der einzige Trick der Theatermacher, auf den sich die Zuschauer (700 finden auf der Freilicht-Tribüne ihren Platz) freuen dürfen. Denn da taucht noch der gänzlich unbekannte, aber reichlich merkwürdige Heilige Genesius, immerhin Schutzheiliger der Schauspieler, auf, dessen Gebeine im Schiener Berg ruhen sollen, und der die Fantasie nicht nur der mittelalterlichen Wirtshausgäste beflügeln dürfte. Dazu passt: Das münsterliche Glockengeläut wird während der Vorstellungen eingestellt.
Feilichtbühne in Mehrfachnutzung
Fulminante Theaterabende (Spieldauer zwei Stunden fünfzehn, Veranstaltungsdauer knapp drei Stunden) stehen also bevor, wenn nach der Uraufführung am Freitag noch 19 weitere Spieltermine anstehen. Grund genug für Christoph Nix, den wuseligen Theater-Intendanten, die Idee der Sommerfestspiele erneut ins Gespräch zu bringen. Die Idee sei gar nicht mehr wegzudenken, schwärmt Nix, und nutzt die Freilichtbühne gleich mehrfach: Zwischen den Theaterterminen sind Jazz- und Gaukler-Auftritte geplant, auch die „Comedian Harmonists“ sind im Programm. Nur, so bekennt Nix, noch hapere es am Geld, doch erfolgversprechende Gespräche seien im Gange – ein Festival soll kommen.
Autor: hpk