Hochklassige Kleinkunst in Tuttlingen
„Bühne im Anger“: Nach der Sommerpause geht’s in die 30. Kleinkunstsaison . Saisonauftakt für die Kleinkunstreihe mit Sebastian Lehmann am 30. September. Acht Kleinkunstabende bis zum Jahresende, stark besetzt u.a. mit Mirja Boes, Florian Schroeder und Django Asül. Für alle Veranstaltungen gibt es nun Karten im Vorverkauf . Hier das Programm bis zum Jahreswechsel im Überblick. Alle Abende beginnen um 20 Uhr, Einlass 19 Uhr.
Die Kleinkunst hat ihren festen Platz im Programm-Portfolio der Tuttlinger Hallen – und für ausgesuchte Kleinkunstperlen kennt und schätzt das Publikum die Reihe „Bühne im Anger“. Die startet Ende September in ihre 30. Saison.
Das Herbstprogramm 2022 steht unter dem Motto: Frech, laut, provokativ und auch schon mal knapp unter der Gürtellinie – so startet die neue Kleinkunstspielzeit in Tuttlingen-Möhringen, um dann im weiteren Saisonverlauf Kleinkunst in allen ihren Variationen – von A Cappella über Chansons bis zum Politkabarett – zu präsentieren.
Karten für einige der Herbst-/Winterveranstaltungen der „Bühne im Anger“ in der Angerhalle Tuttlingen-Möhringen gibt es bereits im vergünstigten Vorverkauf bei allen bekannten Vorverkaufsstellen des KulturTickets Schwarzwald-Baar-Heuberg in den Landkreisen RW, VS und TUT. Online gibt es Karten unter www.tuttlinger-hallen.de, telefonisch sind Bestellungen auch unter der Hotline 07461 910 996 möglich. Tickets für alle Veranstaltungen sind ab 29. August im vergünstigten Vorverkauf zu haben. Folgendes wird geboten:
Freitag, 30. September, 20.00 Uhr, Angerhalle Möhringen
SEBASTIAN LEHMANN – „Andere Kinder haben auch schöne Eltern“ – Leseshow
Andere Kinder haben auch schöne Eltern – aber Sebastians sind die besten. Die besten, die er je hatte. Deswegen telefoniert er sehr häufig mit ihnen. Die Telefonate schreibt er mit und liest sie dann auf Bühnen vor. Das hat sich als guter Therapieansatz erwiesen. Auch fürs Publikum. Aber nicht nur das: Sebastian ist viel unterwegs und erzählt von den Abgründen, die einem im Regionalexpress erwarten, den lustigsten Beleidigungen im Straßenverkehr und der unendlichen Weisheit eines Berliner Busfahrers. Außerdem übersetzt er die schönsten Hits der 80er, 90er und von heute. Damit die Welt endlich erfährt, wie Britney Spears auf Deutsch klingt und Udo Jürgens auf Chinesisch.
Sebastians Vater bittet um zahlreiches Erscheinen bei den Shows, damit er endlich die Unterstützung für seinen Sohn einstellen kann. „Meine Mutter ruft aus meiner Heimatstadt Freiburg an“, so beginnt jede Folge von Sebastian Lehmanns Radiocomedy „Elternzeit“, die auf SWR3 und rbb radioeins läuft. Er ist Mitglied der größten Lesebühne Deutschlands, der Lesedüne, hat zahlreiche Bücher geschrieben und gewann 2020 den Kleinkunstpreis des Landes Baden-Württemberg.
Freitag, 7. Oktober, 20.00 Uhr, Angerhalle Möhringen
DJANGO ASÜL – „Offenes Visier“ – Kabarett
Ganz ohne Scheuklappen und toten Winkel, sondern mit Weitblick und einer gehörigen Portion purer Gaudi präsentiert Django Asül sein aktuelles, unheimlich amüsantes und unterhaltsames Programm. Und nein, Django Asül beschäftigt sich in diesem Werk nicht mit Parteien und Politikern, sondern mit den wirklich wichtigen Dingen des Lebens: Solidarität und Nachhaltigkeit. Denn er hat begriffen: Die Realität da draußen hat schon lang nichts mehr mit der Wirklichkeit zu tun. Dementsprechend stellt der Kabarettist nicht nur wichtige Fragen, sondern liefert auch Antworten: Wie können wir in Zeiten sozialer Verunsicherung hilfreiche Zeitgenossen sein? Wie kann man fußläufig spannend Urlaub machen und dabei das Klima schonen? Wie muss man heute leben, um später der Demenz zu entkommen? Und wieso trifft Django auf Malta Chinesen, die Griechen sind? Als besonderes Highlight spricht der Niederbayer auch noch über seine erotischen Phantasien. Und warum er regelmäßig karitativ ist – als Immobilienmakler.
Freitag, 14. Oktober, 20.00 Uhr, Angerhalle Möhringen
FLORIAN SCHROEDER – „Neustart“ – Kabarett
Es ist Zeit für einen Neustart – so sehr wie noch nie. Und zwar heute. Eigentlich schon gestern. Aber da hatten wir keine Zeit. So hat das Geschrei das Gespräch ersetzt, es gibt keine Freunde mehr, nur noch Feinde – und Opfer. Die Digitalisierung ist unsere Chance und doch schafft sie uns ab! Disruption und Revolution sind permanent geworden. Wir kennen alles und wissen nichts. ADHS ist keine Krankheit mehr, sondern die neue Digitalkompetenz. Alles soll eindeutig sein und ist doch so paradox: Während wir mit Hochgeschwindigkeit der Apokalypse entgegenrasen, sehnen wir uns verzweifelt nach neuen Helden. Der neue Messias – dringend gesucht. Aber wehe, er ist dann doch (nur) ein Mensch …
Der Starkabarettist und „Krähe“-Gewinner drückt den Reset-Knopf. An diesem Abend formatieren wir die Festplatte neu – jenseits von Weltuntergang und Erlösungsversprechen, jenseits von Hysterie und Gleichgültigkeit, jenseits von Gut und Böse. Reflexion statt Reflexe … Wenn alle „Game over“ rufen, setzt Schroeder auf Neustart.
Freitag, 21. Oktober, 20.00 Uhr, Stadthalle Tuttlingen
MIRJA BOES & Die Honkey Donkeys – „Heute hü und morgen auch!“ – Comedy
[the_ad id=“87862″]Leck mich am Fuß! Mirja Boes ist wieder da! Zugegeben, die Monate im Home-Office und zahlreiche Auftritte in Autokinos haben sogar bei Frau Boes Spuren hinterlassen! Das charmante Hüftgold besaß sie schon vor Corona, aber neu sind die Qualle auf der Rübe und die Schnapsflöte im Gesicht! „La Boes“ hatte seeeehr viel Zeit für ihr neues Programm. Fachleute sprechen von einem adulten Spätwerk der Meisterin, das eine satirisch-eloquente Gesellschaftsanalyse der globalen … Spaaaaß! Das neue Programm ist einfach saulustig, bis zum Anschlag bekloppt, zum Schreien schön und manchmal auch zum Heulen. Eben voll Möhre Mirja! Außerdem gibt es neue Songs, heiße Rhythmen und knackige Kerle – ach ja, und die Honkey Donkeys sind auch dabei. Mit einem saftigen „Arschbombe olé!“ stürzt sich die Comedy-MILF in die Höhepunkte ihrer schönsten Fremdscham-Momente und kommt zum Schluss: „Hey! Warum nicht einfach die Fehler von gestern noch mal machen? Und zwar gleich heute!“
Comedienne, Moderatorin, Schauspielerin, Sängerin und Buchautorin: Keine Frage, Mirja Boes ist ein Multitalent! Die 1,68 m große Künstlerin ist eines der bekanntesten Gesichter und eine ganz Große der deutschen Comedyszene.
Samstag, 29. Oktober, , 20.00 Uhr, Angerhalle Möhringen
EVA KARL FALTERMEIER – „Es geht dahi“ – Kabarett und Geschichten
„No Filter“ könnte ihr Motto lauten: schonungslos ehrlich über sich und die Welt ist der Blick der Kabarettistin (und gelernten Journalistin) auf bundesdeutsche Realitäten. Mit einer großen Portion Fatalismus erzählt Eva Karl Faltermeier von wichtigen Lebensstationen in einer Welt ohne ÖPNV und skizziert ein Potpourri an Fehlschlägen inmitten der Rush Hour des Lebens – die sich nur aushalten lässt, wenn man in Badewannen den Blues singt. Mit im Reisegepäck ist immer auch unverstellter emanzipatorischer Grant, mit dem die 38-Jährige die Belastungen ihres Daseins als berufstätige Mutter auf den Punkt bringt, und dieser stoische Oberpfälzer Humor. Ihre Geschichten bewegen sich irgendwo im Grenzbereich zwischen Phantasie und rauer Unverfälschtheit. Es sind Episoden aus dem Alltag, die zu hart erscheinen, um wahr zu sein. Die eigene zwiderne Natur kann sie nicht wirklich verbergen und die Mistigkeiten der Welt machen sie handlungsunfähig.
Frauen mit Doppelnamen sind verschrien. Eva Karl Faltermeier bestätigt in ihrem ersten abendfüllenden Bühnenprogramm vielleicht einige der gängigsten Vorurteile, zeigt jedoch auch, dass Humor und Doppelname sich nicht ausschließen. Probieren Sie’s aus!
Samstag, 12. November, 20.00 Uhr, Angerhalle Möhringen
JUNGE JUNGE! – „Glücksmomente“ – Magie und Zauberei
Was haben Kleeblatt, Hufeisen und Marienkäfer gemeinsam? Nun, sie gelten als Symbole des Glücks! In ihrer neuen Zauber-Comedy-Show teilen die beiden sympathischen Brüder und Weltmeister der Magie mit ihrem Publikum persönliche Glücksmomente. Dass Gernot als Arzt und Wolfram als Architekt ihre Berufe hinten angestellt und sich für eine Bühnenkarriere entschieden haben, bezeichnen beide als ihr größtes Glück. Denn die Auftritte in allen Teilen der Welt und der Kontakt zum Publikum haben Junge Junge! unendlich viele erfüllende und freudige Momente beschert. Und genau darum heißt ihre neue Show auch so: „Glücksmomente“.
„Mit unserer Magie gelingt es uns, die Gefühle der Menschen zu berühren – das ist großartig! Unsere Zuschauer erleben, wie magisch ein Glücksmoment sein kann und wo die echten Glücksmomente liegen!“ sagen die beiden. Junge Junge! zeigen, dass Magie voller Emotionen, Humor, Überraschung und Glück stecken kann. Sie verzaubern spielend Ihre Gedanken und verblüffen mit Effekten, bei denen selbst Ihr Tastsinn wahre Wunder erlebt … und das Publikum erlebt besondere Momente: Glücksmomente eben!
Donnerstag, 24. November, 20.00 Uhr, Angerhalle Möhringen
STEFAN WAGHUBINGER – „Ich sag`s jetzt nur zu Ihnen“ – Kabarett
Mitten aus dem Leben, manchmal böse, aber immer irrsinnig komisch, zynisch und zugleich warmherzig. Das sind Attribute, die man mit diesem österreichischen Kabarettisten verbindet. Er selbst sagt von sich nur, er betreibe österreichisches Nörgeln mit deutscher Gründlichkeit.
In seinem vierten Soloprogramm läuft er gegen Türen, begegnet Plüschelefanten, antiken Göttern und sich selbst beim Monopoly. Wieder einmal entstehen Geschichten mit verblüffenden Wendungen, tieftraurig und zum Brüllen komisch. Zynisch und warmherzig, banal und zugleich erstaunlich geistreich. Eine Erklärung zu den wirklich wichtigen Dingen, warum es so viel davon gibt und warum wir so wenig davon haben.
Die Allgemeine Zeitung Mainz schreibt zu ihm: „Federleicht und geschliffen. Es gibt nur wenige Kabarettisten, die es mit Waghubingers Formulierungskunst aufnehmen können – und es gibt nur ganz wenige Kollegen, bei denen geschliffene Texte so federleicht durch den Raum schweben.
Freitag, 30. Dezember, 20.00 Uhr, Angerhalle Möhringen
TINA HÄUSSERMANN – „Supertina rettet die Welt“ – Kabarett und Musik
Mit einem Augenzwinkern präsentiert Tina Häussermann nicht nur den Untertitel ihres Programms („ … im Rahmen ihrer Möglichkeiten“), sondern einen Abend mit Kabarett, Musik und Heldentaten. Der neue Streich der Trägerin des Deutschen Kabarettpreises: Gesellschaftspolitisch. Korrekt und unkorrekt, aber immer frisch gezapft vom Fass. Mit Krone und Geschmack. Ohne Einzelzimmerzuschlag und versteckte Fette, dafür mit ihren 88 schwarz-weißen Untertanen. Von allem etwas und von allem sehr viel.
Sind Sie noch zu retten? Dann kommen Sie. Supertina rettet alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Wälder, Kieferorthopäden, Müllmänner, Stangensellerie und Staatsangelegenheiten. Mit Superkräften wie Empathie, Höflichkeit und Allmachtsphantasien rückt sie Corona, Klima und Kojoten auf den Leib. Und um gleich auch das zu klären: Ja, auch Supertina freut sich unbändig, wenn ihre Kinder auf ihr eigenes Lego treten. Die Kabarettistin und Sängerin erzählt aus ihrem Leben zwischen Wonder Woman und Wonderbra. Sie ist an diesem Abend zur rechten Zeit am rechten Ort und grübelt über die Endlichkeit von Superheldinnen.
Text und Bilder: Veranstalter
Ich verstehe durchaus, worum es Ihnen geht, lieber Peter Groß. Das sind Entwicklungen, die ich durchaus auch mit einiger Sorge betrachte. Aber der Begriff „Kleinkunst“ ist und bleibt eben eine Genrebezeichnung, die der künstlerischen und programminhaltlichen Einordnung dient und mitnichten etwas über die Qualität aussagen will.
Kleinkunst als Sonderform der darstellenden Künste (hauptsächlich des Theaters und der Musik) verdankt seinen Namen einzig dem in der Regel begrenzten personellen, räumlichen und materiellen Aufwand. Für mich auch ein Grund, weshalb ein Mario Barth im Berliner Olympiastadion eben keine Kleinkunst mehr ist. Schließlich hat Kleinkunst Anspruch und kann ganz große Kunst sein. So gesehen, ist der Begriff „Kleinkunst“ für mich sogar ein Qualitätssiegel.
Warum schreibt ihr immer noch „Kleinkunst“? Macht Kunst nicht klein. Schreibt einfach „Hochklassige Kunst in Tuttlingen“ Das ist allemal besser als das der Eindruck vermittelt wird, das hier Soloselbstständige für die Stromrechnung betteln. Ist es die Rache unterbezahlter oder unfähiger Manager*innen die solche Aussagen möglich machen? Der Unterschied liegt einzig im Marketing. Es gibt nur Kunst – keine Kleinkunst.
Nur wenn ein Verlag, Medienmogul oder Spekulant*innen Millionen auf den Tisch legen für Marketingkonzepte, Preisverleihungen, Pressemappen mit Gimmicks, lancierte Artikel, kostenlos gestaltete Medienbeiträge, Auftritte in „Service-Sendungen“, beginnend mit dem Morgenmagazin, Brisant oder Sonstigem geht es voran.
Gleiches gilt übrigens heute für Politiker*innen, die in Gestik und Sprache den Moderator*innen immer ähnlicher und damit Talk.Show tauglicher wurden. Beispiele Selenskij´s Weltbühne, Habeck´s und Baerbock´s Show-Times.
Am wohlsten fühlte ich mich immer noch in kleinen, überschaubaren Veranstaltungsorten. Aber egal, TikTok lässt demnächst Kunst- Avatare als Hologramme in jedem Partykeller rotieren und Abba, Nuhr oder Hirschhausen erreichen ihr Millionenpublikum. Die Honorare sind dann wohl sechsstellig.