„Ich nehm den Fisch und tu ihn ertränken.“

Er ist ein Gespenst und doch Münchner. Seine Kritiker behaupteten, dass er aus Sachsen stamme, daher das Proletarische seiner Tragikomik. Doch es war nur seine Mutter, die aus dem Sächsischen nach München kam. Sein Vater wurde in Hessen geboren, woher angeblich das Geistig-Radikale in ihm herrührte. Aber natürlich ist das alles blanker Unsinn, denn Karl Valentin war echter Münchner. Am Montagabend präsentieren ihn die Schriftstellerin Asta Scheib und die Musikerin Susanne Weinhöppel in der HTWG.

Karl Valentin (1882-1948) ist eine Legende und gehört zu den ganz wenigen komischen Denkern, deren sich die Menschen auch noch nach ihrem Tod erinnern. Oder fällt Ihnen etwa irgendein bedeutender Mensch mit komischen Talenten aus der Zeit vor Valentin ein – außer Lukian von Samosata, Johann Nestroy und Kaiser Wilhelm II.?

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Dementsprechend legendär sind auch die Spekulationen über Valentins sächsische oder hessische Herkunft. Das ist alles blühender Unsinn, denn natürlich ist Karl Valentin – wie könnte es anders sein? – waschechter Münchner. Er wurde am 4. Juni 1882 in der Münchner Vorstadt Au geboren, auf den Namen Valentin Ludwig Fey getauft und erlernte nach der Schule das Schreinerhandwerk.

So weit, so ungut.

Das Aquarium

Aber Valentins Herz gehört nicht den Brettern, sondern der Bühne. Heimlich besucht er die Münchner Varietéschule. Nach dem Tod seines Vaters verkauft er die Schreinerei und entwickelt einen komplizierten Musikapparat, dessen zwanzig Musikinstrumente er gleichzeitig bedienen kann. Karl nennt sich nun Charles Fey und geht mit dem Musikapparat auf Deutschlandtournee.

Bis nach Berlin kommt er damit – doch niemand will ihn auftreten lassen. Völlig pleite und deprimiert kehrt er nach München zurück. Aber aufgeben gibt es für ihn nicht. Um 1908 trägt er in München beim Baderwirt seinen selbstverfassten Monolog „Das Aquarium“ vor und hat unerwartet großen Erfolg. Er geht diesen Weg weiter und ist bald der populärste Komiker Münchens …

Der Abend

„Der Querdenker Karl Valentin“ wird von der Schriftstellerin Asta Scheib und der Sängerin und Harfenistin Susanne Weinhöppel präsentiert. Die Schriftstellerin Asta Scheib schrieb in den siebziger Jahren die Vorlage für Rainer Werner Fassbinders Film „Angst vor der Angst“. Sie arbeitete als Redakteurin bei verschiedenen Zeitschriften, bevor sie in den achtziger Jahren ihren ersten Roman veröffentlichte, dem zahlreiche weitere folgten. Zuletzt erschien eine Romanbiographie über den Maler Giovanni Segantini und über den jungen Martin Luther. Die studierte Sängerin und Harfenistin Susanne Weinhöppel präsentiert in ihren satirischen Programmen deutsche, bayrische und jiddische Lieder.

Das Programm ist Abschluss der Reihe „… wenn man trotzdem lacht. Über die erkenntnistreibende Kraft von Scherz, Satire und Ironie“. Denn wenn es nichts mehr zu lachen gibt, davon ist der Veranstalter Prof. Dr. Volker Friedrich überzeugt, „sollte man es trotzdem tun – das könnte zu neuen Einsichten führen und womöglich auch zu einer fröhlichen Wissenschaft.“ Mit dieser populären Vortragsreihe, immerhin seiner 27., wollte er erkunden, welch erkenntnistreibende Kraft Lachen und Humor, welch tiefere Bedeutung Scherz, Satire und Ironie entwickeln. Das Programm der Reihe ist hier als PDF hinterlegt.


Der Querdenker Karl Valentin. Mit Asta Scheib, Schriftstellerin, und Susanne Weinhöppel, Sängerin und Harfenistin.
Am Montag, 20. Januar 2020, als Abschluss der Vortragsreihe „… wenn man trotzdem lacht“ im Studium generale der Hochschule Konstanz (ehemals Fachhochschule) im Paradies. Ab 19.30 Uhr in der Aula, Alfred-Wachtel-Straße, Ecke Brauneggerstraße. Der Eintritt ist frei.

Die Vorträge früherer Reihen sind als Audiodateien hier archiviert: www.htwg-konstanz.de/philosophische-vortragsreihe

MM/Luciana Samos (Foto: Wikipedia. This file is licensed under the Creative Commons Attribution 3.0 Unported license. Attribution: Willy Pragher. Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kabarett_der_Komiker;_Karl_Valentin_008754.jpg)