Jour fixe auf der Meersburg

Die Ravensburger Schriftstellerin Katrin Seglitz stellt gemeinsam mit syrischen Geflüchteten das Buchprojekt „Meine traurige Heimat“ vor: „Meine traurige Heimat war das schönste Land der Welt. Jetzt ist es das Unglücklichste.“ So beginnt ein junger Syrer seine Erzählung über Aleppo. Er ist Teilnehmer eines Sprachkurses in Ravensburg. Seine Worte werden zum Titel eines Erzählprojekts, das die Schriftstellerin Katrin Seglitz initiiert hat.

Die Geflüchteten berichten von den Aufständen im März 2011, getragen von der Hoffnung auf Reformen – und vom Umschlagen dieser Aufstände in einen Bürgerkrieg mit internationaler Beteiligung.

Die Rede ist von Wänden, die in Syrien Ohren hatten. Von Süßspeisen, die beim Zuckerfest nach Ramadan gegessen werden. Eine Lehrerin schildert ihrem Alltag in Aleppo und ein Arzt seine Arbeit in kleinen türkischen Krankenhäusern an der syrischen Grenze. Man erfährt vom Leben in Tabaka, einem Städtchen am Assadsee vor und während des Kriegs. Und von der Besetzung durch den IS. Verstörende Erfahrungen kommen zur Sprache. Aber auch die Mythen und Geschichten, die in den syrischen Familien erzählt werden.

Mitte März 2018 sprach Katrin Seglitz mit einem ehemaligen Bewohner von Duma in Ost-Ghouta. Als sie seinen Sohn fragte, was er sich zu seinem bevorstehenden sechzehnten Geburtstag wünsche, antwortete er prompt: „Frieden in Syrien.“ Beim Literaturcafé auf der Meersburg besteht die Möglichkeit, mehr über die traurige Heimat der syrischen Geflüchteten zu erfahren – und zwar von ihnen selbst.

Katrin Seglitz, geboren 1960 in München, Studium der Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte in München, Paris und Tübingen. 1989 veröffentlichte sie ihre erste Erzählung, 2009 erschien ihr erster Roman „Der Bienenkönig“. Teilnahme am Künstleraustausch salem2salem. Redaktionsmitglied beim literarischen Jahresheft „Mauerläufer“; außerdem leitet sie Text- und Schreibwerkstätten.

MM/hpk (Foto: privat)

Am Samstag, 20. Oktober, 15 Uhr im Burgcafé Meersburg (Einlass 14.30 Uhr).