Kino in der Fasnacht

Nur zwei Filme hat das Konstanzer Zebra-Kino diese Woche im Programm – kein Wunder angesichts des Fasnachtstrubels: Einen US-Streifen des neuen Regiestars Kathryn Bigelow über „Rassenunruhen“ in Detroit und einen deutsch-koreanischer Film mit der aufstrebenden, aufregenden Kim Min-hee (Foto), die trotz junger Jahre schon Preise bei den Filmfestivals in Locarno und Berlin einheimste.


Detroit

USA 2017, 143 Min., Regie: Kathryn Bigelow, (Originalversion mit deutschen Untertiteln)

Detroit, Juli 1967. Die Motor City brennt. Die Proteste der schwarzen Bevölkerung gegen weiße Polizeigewalt sind eskaliert. Es fliegen Molotovs, Läden werden geplündert, die Polizei reagiert mit Tränengas und tödlichen Feuerwaffen.

Kathryn Bigelow beginnt ihre dramatisierte Darstellung der Ereignisse wie eine Collage. Erst rekapituliert das Intro die afroamerikanische Geschichte, dann springt der Film in rascher Szenenfolge durch den Großstadtdschungel Detroits: der Fabrikalltag, die Auflösung einer ungenehmigten Party, ein unterbrochenes Motown-Konzert, Demonstrationen. So entsteht ein Sog, der die Zuschauer mitten ins Getümmel zieht. Schließlich zoomt Bigelow auf eine Episode, die Erstürmung des Algier Motels. Hier wurde eben noch ausgelassen gefeiert, als eine Schreckschusspistole die Polizei auf die Bühne ruft. Einsatzleiter Philip Krauss versucht mit roher Gewalt und psychologischem Terror, den vermeintlichen Schützen zu entlarven. Seine Opfer sind die jungen Motelgäste: die schwarzen Musiker Larry und Fred, deren größter Auftritt kurz vorher aus Sicherheitsgründen abgesagt wurde; Julie und Karen, zwei weiße Mädchen, die die Freiheit der Sommerferien auskosten wollten. Zwischen den Fronten versucht der private Sicherheitsmann Melvin die Lage zu beruhigen. Doch die Situation spitzt sich immer weiter zu.

Nach dem Irak-Krieg (The Hurt Locker) und der Jagd auf Osama bin Laden (Zero Dark Thirty) widmen sich Regisseurin Bigelow und Drehbuchautor Mark Boal erneut einem kritischen Moment amerikanischer Zeitgeschichte und formen ihn zu einem nervenaufreibenden Thriller.

Spieltermine: Fr. 9.2. 21:15 Uhr | Sa., 10.2. 19:00 | So., 11.2. 19:15 | Mo., 12.2. 21:15 | Di., 13.2. 19:00 Uhr


On The Beach at Night Alone

KOR/GER 2017, 101 Min., Regie: Hong Sang-soo, (mit deutschen Untertiteln)

In vino veritas: Auf dieses Motto läuft im Kino Hong Sang-soos alles hinaus. Seine einsamen, meist dem Künstlermilieu entstammenden Charaktere streifen gemächlich durch sorgsam ausgewählte Locations, improvisieren ihre Dialoge und wagen erste Annäherungsversuche im losen Rahmen eines kaum existenten Drehbuchs.
In „On the Beach at Night Alone“ flüchtet die aufstrebende Schauspielerin Young-hee (Kim Min-hee) nach Hamburg, um sich dem öffentlichen und seelischen Trubel zu entziehen, den ihr die Affäre mit einem verheirateten Regisseur eingebracht hat. Gebanntes Warten: Folgt der Liebhaber ihr nach, verlässt er ihretwegen seine Familie, vermisst er sie überhaupt? Natürlich kommt er nicht. So kehrt Young-hee zurück nach Südkorea, trifft alte Freunde und alles nimmt seinen Lauf.

Mit „Right Now, Wrong Then“ gewannen Regiesseur Hong Sang-soo und Hauptdarstellerin Kim Min-hee 2015 gemeinsam den Golden Leoparden bei den Filmfestspielen in Locarno. Kim trägt auch “On the Beach at Night Alone“, formt mit ihrem ruhigen, aber ausdrucksstarkem Spiel den Charakter ihrer Figur, zeigt sich selbstbewusst und verletzlich. Das brachte ihr bei der Berlinale 2017 den Preis für die beste Hauptdarstellerin ein.

Spieltermine: Fr. 9.2. 19 Uhr | Sa.,10.2. 21:45 | So.,11.2. 17 Uhr | Mo.,12.2. 19:Uhr | Mi. 13.2. 21:45 Uhr


MM/hpk (Foto: ©Grandfilm)