Kino in der Kirche
Am 11. September kehrt das Konstanzer Zebra Kino aus der Sommerpause zurück und startet mit DIE POETIN und METROPOLIS in die neue Spielzeit. Der Knüller: Kino in der Kirche. Am 13. September wird einer der großartigsten Streifen der Filmgeschichte – METROPOLIS von Fritz Lang – mit der Orgelbegleitung von Domorganist Johannes Mayr in der Kirche St. Gebhard zu sehen und zu hören sein – ein besonderer Abend wartet auf Sie
Die Poetin (OmU)
Brasilien 2013, 116 min, Regie: Bruno Barreto, FSK 6, Englisch/Portugiesisch mit deutschen Untertiteln
Die New Yorker Dichterin Elizabeth Bishop (Miranda Otto) sucht Anfang der 1950er Jahre neue Inspiration für ihre Lyrik. Ihre Schaffenskrise führt sie nach Rio de Janeiro, wo sie ihre Studienfreundin Mary (Tracy Middendorff) besucht. In ihrer Schüchternheit fühlt sich die Poetin von der brasilianischen Sinnlichkeit und Lebensfreude geradezu überrumpelt. Sie ist das genaue Gegenteil von Marys schneidiger Lebensgefährtin, der Architektin Lota de Macedo Soares (Glória Pires). Deren anfängliche Ablehnung gegenüber Elizabeth schlägt bald um in tiefe Zuneigung, was Mary gar nicht gefällt. Die Dreiecksgeschichte gerät völlig aus dem Gleichgewicht, als Lota ihr größtes Werk beginnt: die Gestaltung des weltberühmten Flamengo Parks in Rio. Beflügelt von der neuen Umgebung kann Elizabeth wieder schreiben und wird mit Preisen überhäuft. Nun sind beide Frauen auf dem Höhepunkt ihrer Karriere und Teil der gehobenen Gesellschaft Brasiliens. Doch ein Militärputsch droht alles zu ändern…
So zart, so kühl, so kraftvoll wie die Gedichte, die sie schrieb, so spielt Miranda Otto die Pulitzer-Preisträgerin Elizabeth Bishop. Mit Aufnahmen voller Eleganz und fantastischer Farbenpracht erzählt Regisseur Bruno Barreto einen Ausschnitt aus dem Leben dieser Sprachkünstlerin, deren Gedichte in Deutschland noch auf ihre Entdeckung warten.
Spieltermine: Do, Fr, So, Mo, 11./12./14./15.9. jeweils 20:00
Stummfilmkonzert: Metropolis – mit Orgelbegleitung in der Kirche St. Gebhard
D 1927, 153 min, Regie: Fritz Lang, FSK 6
Die Fabrik der Zukunft ist eine gigantische Stadt. Die besitzende Kaste lebt oben im Luxus, bei Joh Fredersen, dem Alleinherrscher. Sein Sohn Freder verirrt sich in den Untergrund, ist schockiert über die Ausbeutung der Arbeiter und verliebt sich in die charismatische Maria. Derweil erschafft der ruchlose Erfinder Rotwang einen Maschinenmenschen mit Marias Gesicht, der die Arbeiter aufstacheln und ins Verderben führen soll. So nehmen denn Wendungen und Wirrungen ihren dramatischen Lauf.
Das zu Metropolis (s. Foto) meist benutzte Synonym lautet „monumental“. Mit 2 ½ Stunden monumental lang, monumental teuer, wurde er finanziell zum Desaster, weil völlig unverständlich für die damalige Zeit. Grandios gerieten die Bauten, enorm die Zukunftsvisionen. Mit seinen sozialen Aussagen schuf sich der Film viele Feinde. Die Unterdrückung der Arbeiter gegen den Luxus der Reichen setzen? Ungehörig, aus Sicht der Reaktionäre. Den Aufstand der Arbeiter als gelenkte Manipulation darstellen? Diffamierung, schimpften die Sozialisten. Und der goldene Weg, „alle arbeiten für ein gemeinsames Ziel“? Werbung für den aufkommenden Nazi-Faschismus, kritisierten die Intellektuellen.
Kirchenorgel meets Kinofilm; das edelste der Instrumente trifft auf die angeblich profanste der Kunstformen. Und es wird ein großartiges Erlebnis sein, Fritz Langs Stummfilm-Meisterwerk „Metropolis“ mit den Live-Orgelimprovisationen von Domorganist Johannes Mayr in der Gebhardskirche zu genießen: Auf der Leinwand den immensen Fritz Lang, um das Publikum tönen die Mensuren und Prinzipale, Lippen- und Zungenpfeifen des sinfonischen Schwellwerks, die Cromorne, Montre, Hohlflöte, Larigot, Prestant, Fugara, Tierce… wir sind jetzt schon ganz aufgeregt.
Spieltermin: Sa, 13.9. 20:00 in der Kirche St. Gebhard, Einlass ab 19:00
Autor:PM/hpk