Kirche muss sich satirischer Kritik stellen
In Konstanz wird seit geraumer Zeit über die Verletzung religiöser Gefühle schwadroniert. Passend dazu: Die Satirezeitschrift TITANIC hatte im April eine Karikatur auf dem Titel (siehe nebenstehendes Bild), die für Aufregung sorgte und den Presserat beschäftigte. Da dessen Entscheidung die Bodenseeregion nicht erreicht hat, hier ein Nachtrag.
Der Beschwerdeausschuss 2 des Deutschen Presserats hat sich mit der TITANIC-Karikatur „Kirche heute“ vom April 2010 befasst und 198 Beschwerden hierzu als unbegründet zurückgewiesen.
Das Satire-Magazin hatte auf dem Titelbild der April-Ausgabe einen katholischen Geistlichen gezeigt, der in Schritthöhe vor Jesus am Kreuz kniet, der im Gesicht dunkelrot angelaufen ist. Die Hände des Geistlichen sind ebenfalls auf Schritthöhe des am Kreuze hängenden Jesus zu sehen.
198 Leser hatten sich über diese Karikatur beim Presserat beschwert und vor allem einen Verstoß gegen die Ziffer 10 des Kodex angeführt. Darin heißt es: „Die Presse verzichtet darauf, religiöse, weltanschauliche oder sittliche Überzeugungen zu schmähen.“
Der Beschwerdeausschuss machte in der Diskussion deutlich, dass die vorliegende Karikatur die zugespitzte Darstellung eines gesellschaftlichen Missstandes innerhalb der Institution Kirche ist und als solche nicht eine Religion schmäht. Aufgabe von Karikaturen und Satire ist es, Diskussionen in einer Gesellschaft aufzugreifen, dass sie diese pointiert und manchmal auch an Grenzen gehend darstellt. Somit handele es sich bei der TITANIC-Karikatur nicht um einen Verstoß gegen den Pressekodex.
Anmerkung: Wer das Bild größer haben will, der klicke einfach drauf und genehmige sich einen Schluck Weihwasser.
Autor/In: MediaMaker Newsletter/Juni 2010