Klangmagie am Sonntagmittag

Die Reihe „High Noon Musik 2000+“ widmet sich seit 2010 der Aufführung der neuen und allerneuesten Musik und holt immer wieder überraschende Ensembles mit ausgefallenen Programmen nach Konstanz. Im ersten Konzert des neuen Jahres 2019 präsentiert das Sonemus Trio gleich mehrere Konstanzer Erstaufführungen – sowie das 30 Jahre alte und damit beinahe schon klassisch gewordene „Allegro sostenuto“ von Helmut Lachenmann.

Sonemus meint – wie alle wissen, die manchmal noch in überfallartigen Albträumen den heißen Pfefferminzatem eines prügelgeilen Lateinlehrers im Nacken spüren – so viel wie „wir mögen klingen“. Dies ist der Name eines jährlichen Festivals, das 2001 in Sarajevo gegründet wurde und sich schwerpunktmäßig der Aufführung von modernsten Werken südosteuropäischer KomponistInnen verschrieben hat. Bei diesem Festival bildete sich 2015 auch das Sonemus Trio, das aus Mitgliedern eines wesentlich größeren, flexiblen Festivalensembles besteht.

Das Credo aller an Sonemus beteiligten KünsterInnen ist die Offenheit über alle Grenzen hinweg: „Die Ästhetik der zeitgenössischen Kunstmusik kann nur über ihre ethische Position ganz erschlossen werden. Sie setzt eine Offenheit für verschiedenen Meinungen voraus, hinterfragt Grenzen, prüft Spielräume und versucht nicht, apologetisch irgendwelche ‚Wahrheiten‘ festzulegen, sondern zeigt sich vielseitig. Genau deshalb wollen wir diese Musik in Bosnien-Herzegowina (und darüber hinaus) hören, so dass wir unsere Ohren weit offenhalten können.“

Die drei MusikerInnen Azra Ramić (Klarinette, Bassklarinette), Esther Saladin (Violoncello) und Gilles Grimaître (Klavier) präsentieren in Konstanz ihr aktuelles Programm „Assonance – Resonance“. Auf dem Programm steht der schweizerische Komponist Michael Jarrell (*1958), dessen „Assonance III“ aus dem Jahr 1989 Teil eines größeren Zyklus für die verschiedensten Besetzungen ist. Oscar Bianchis (*1975) „Antilope“ ist ein Auftragswerk des Sonemus Trios, das in enger Zusammenarbeit zwischen dem Komponisten und den drei InterpretInnen entstanden ist und erst jüngst im September 2018 durch das Trio in Zürich uraufgeführt wurde. Natürlich darf auch der obligatorische Aperitif von Ralf Kleinehanding an diesem Mittag nicht fehlen.

Und dann ist da noch als Schlussstück das berühmte „Allegro sostenuto“ von Altmeister Helmut Lachenmann (*1935), eine rund halbstündige Musik, die in wunderbarer Weise zu atmen scheint und einen an guten Tagen in einen herrlichen Schwebezustand zu versetzen vermag. Beste Bedingungen also für einen traumhaften Sonntag.

Harald Borges (Foto: Vanja Čerimagić)


Sonemus Trio, „Assonance – Resonance“, Sonntag, 20. Januar 2019, 12.00 Uhr, Studio der Südwestdeutschen Philharmonie, Fischmarkt 2, Konstanz. Veranstalter: HighNoon – Freunde Neuer Musik e.V., Eintritt: 10 €/6 € ermäßigt.

www.highnoonmusik.de