Konzert ohne Dichter, aber mit Schauspieler

Kammermusik und Literatur in ziemlich gediegener Umgebung – für Konstanz ein eher ungewöhnlicher Anlass, zumal es um einen erst jüngst erschienenen Roman geht: „Der Fall Meursault – eine Gegendarstellung“ von Kamel Daoud steht im Mittelpunkt eines Abends mit Klängen zwischen Chanson, Jazz und Neuer Musik.

Ein musikalisch-literarischer „Salon“, der sich in die lange Tradition bildungsbürgerlicher Geselligkeit stellt, ist das nächste Kammerkonzert der Südwestdeutschen Philharmonie. Es wird im ziemlich hochherrschaftlichen Gebäude in der Hofhalde 1 in Konstanz stattfinden. Die drei Musiker Ekkehard Creutzburg (Flöte), Gabriele Basilico (Kontrabass) und Jürgen Voosen (Oud, Gitarre, Percussion) präsentieren in dieser ungewöhnlichen Besetzung Musik zahlreicher Stilrichtungen. Der Schauspieler Thomas Fritz Jung (siehe Foto) vom Stadttheater Konstanz liest dazu Ausschnitte aus dem mehrfach preisgekrönten französischen Roman „Der Fall Meursault – eine Gegendarstellung“ des nicht unumstrittenen Autors Kamel Daoud.

Der Algerier Kamel Daoud gibt in seinem Debütroman dem Mordopfer aus Albert Camus‘ „Der Fremde“ von 1942 ein Gesicht. Während bei Camus der Mörder Meursault im Mittelpunkt steht und man praktisch nichts über sein Opfer erfährt, schildert Daoud die Geschichte aus der Sicht des Bruders des Ermordeten und zeigt, was der Mord in der Familie anrichtet. „Indem er nun – 70 Jahre später – die Geschichte seines Bruders bis zu dessen gewaltsamem Tod erzählt, gibt der alte Mann dem Araber seinen Namen zurück und damit eine Identität und eine Geschichte. Und er macht seinem Ärger Luft, seiner Trauer, der Wut und der Frustration über sein eigenes Leben im Schatten dieses Todes.“

Die Einbindung von Musik in diesen Text stellt eine gewisse Herausforderung dar, da arabische Musik hierzulande trotz solcher Jahrhundertmusikerinnen wie Umm Kulthum und Fairūz noch immer weitgehend unbekannt ist, aber an der Musik vorbei kann die Geschichte nicht erzählt werden. Das könnte also ein unterhaltsamer Abend zu werden, auf jeden Fall ist angesichts des eher begrenzten Platzangebots der Vorverkauf wärmstens zu empfehlen.

Wann? Di. 08.11., Mi. 09.11., Fr. 11.November., jeweils um 19.30 Uhr
Wo? Hofhalde 1, 78462 Konstanz
Karten: 18 Euro / ermäßigt 14 Euro, Karten gibt es unter anderem hier:

Südwestdeutsche Philharmonie, Mo.–Fr. 09.00–12.30 Uhr, Tel. +49 7531 900-816,
philharmonie-karten@konstanz.de.

Stadttheater Konstanz, Mo.-Fr. 10.00–19.00 Uhr, Sa. 10.00–13.00 Uhr, Tel. +49 7531 900-150,
theaterkasse@konstanz.de.

Karten, Konzertkalender und weitere Informationen auch im Internet:
www.philharmonie-konstanz.de.

MM/Harald Borges (mit Material des Verlagstextes)/Foto: Ilja Mess