Literatur am See: „Gedenkweg“ quer durch Lindau

28 Stationen der Nazi-Verfolgung und des Widerstandes beschreibt der Lindauer Autor Karl „Charly“ Schweizer quer durch seine Heimatstadt. Vom Hafen, einst das ‚Freiheitstor‘ in die Schweiz, über ehemals jüdische Kaufhäuser im Gassengewirr und Zwangsarbeiterlager vor den Toren der Stadt, bis zum ehemaligen Gestapohaus reichen die Anlaufziele des Lindauer Gedenkweges.

„Der Gedenkweg macht deutlich“, so Oberbürgermeisterin Meier to Bernd-Seidl in ihrem Vorwort zu der 2010 erschienenen Broschüre, „dass die Opfer nicht aus entfernten Regionen stammen, sondern dass sie unsere Nachbarn waren, in unserer Stadt wohnten und arbeiteten, dass auch in unseren Straßen Zeugnisse ihres Leids und ihres mutigen Widerstandes gegen ein menschenverachtendes System zu finden sind.“ Wie vielen Dörfern und Städten unserer Region, fragt man sich beim Lesen der Lindauer Broschüre, stünde solche Geschichtsaufbereitung wahrlich gut zu Gesicht?

Denn „Charly“ Schweizer versammelt in seinem gut 70seitigen Büchlein – schnörkellos geschrieben, übersichtlich gestaltet und in so knappen Format, dass es in jede Jackentasche passt – vergessene Lebenswege und verschwundene Zeugnisse der Nazi-Diktatur, die es zu erinnern gilt: Vom Bienenforscher Prof. Armbruster beispielsweise und von mutigen Pastoren, von Spanien-Kämpfern und unerschrockenen Gewerkschaftern, von jüdischen Kaufleuten, die niemand mehr kennen wollte, bis zu Stadträten, deren Widerstand allzu schnell vergessen wurde. Ergänzt werden diese Schilderungen durch einen vom Stadtarchivar Heiner Stauder verfassten, detailreichen Abriss der Lindauer Nazi-Geschichte.

Der Autor Karl Schweizer, Lehrer im Hauptberuf und bereits durch zahlreiche Schriften zur Lindauer Nazi-Vergangenheit bekannt, will denn auch mit dieser Veröffentlichung die Möglichkeit schaffen, „ein bisschen gegenzuhalten gegen Rassismus, Antidemokratismus und Antisemitismus in ihren unterschiedlichen Formen in unserer Zeit.“ Passend dazu, wird das Heftlein in Lindauer Schulen kostenlos verteilt.

Die Broschüre „Lindauer Gedenkweg, Verfolgung und Widerstand 1933 bis 1945“ ist für zwei Euro erhältlich in Lindauer Buchhandlungen,, dem Stadtmuseum (kulturamt@lindau.de), der Stadtbücherei und dem Stadtarchiv (stadtarchiv@lindau.de).

Autor: hpk