Lyrik im Bodmanhaus: Keine zehn Pferde

Nach genau 30 Jahren veröffentlicht Otto Jägersberg wieder einen Gedichtband bei Diogenes, wo er von den sechziger bis in die achtziger Jahre neben seinem berühmten Erstling „Weihrauch und Pumpernickel“ weitere Romane und Erzählungen publiziert hat. „Wein Liebe Vaterland“ hieß der letzte Gedichtband aus dem Jahr 1985. Jetzt also: „Keine zehn Pferde“.

Diese 30 Jahre sind eine lange Zeitspanne seit der Ära Kohl. Den Kanzler kann er nun nicht mehr andichten. Die gute alte Nivea-Creme ist unterdessen auch ein wenig ranzig geworden („Niveau du linder Schleim / du deutscher Schmier / du Massenweiss / Nivea“), und die Horten-Kaufhäuser („befiel / uns / Deine / Sonderangebote/ HORTEN / Du Preis/ knüller“) sind längst aus unseren Städten verschwunden.

Aber im Ton ist Jägersberg sich treu geblieben: ganz eindeutig in den Fußstapfen von Morgenstern, nicht in denen von Benn oder Brecht. Mit Lakonie und Ironie, nie im hohen oder elegischen, selten in nachdenklichem Ton verhandelt er in über hundertzwanzig Gedichten Alltagsbegebenheiten, die gleichwohl zu Innehalten und Nachdenken Hand bieten.

‚Buchkultur‘ schreibt über Jägersbergs neuen Gedichtband: „Ein Vergnügen, diesem Schelm auf seinen Streifzügen zu folgen.“ Otto Jägersberg, geb. 1942 in Hiltrup, lebt heute als freier Autor und Filmemacher in Baden-Baden.

Lesung: Otto Jägersberg: Keine zehn Pferde: Donnerstag, 21. April, 20 Uhr. Moderation: Jochen Kelter. Bodmanhaus, Gottlieben. Eintritt: CHF 10.- Ermäßigter Eintrittspreis CHF 8.- für Mitglieder der „Freunde und Freundinnen des Bodmanhauses“; Anmeldungen an sekretariat@bodmanhaus.ch.

MM