Monologe für die Ewigkeit
Mit „It must be love“ zeigt Anne Simmering eindrucksvolle Texte von Hollywoodregisseur Neil LaBute. Dass diese Konstellation funktioniert, haben sie schon in der Vergangenheit am Theater Konstanz bewiesen. Jetzt inszeniert Simmering als freie Künstlerin, mit Unterstützung von Schauspieler Julian Härtner und dem Pianisten Andreas Kohl neue Texte von LaBute im Wolkensteinsaal – es ist ihr Abschiedsgeschenk für Konstanz.
„Manchmal glaube ich, dass ich wahnsinnig sein muss, hier wegzuziehen“, sagt Anne Simmering mit dem Blick auf den See, in Gedanken an all die Erlebnisse und Begegnungen, die sie hier hatte. Als Teil des Ensembles am Konstanzer Theater hat sie ihr Talent für ein sensibles Spiel mit ihrer tollen Stimme mehrfach unter Beweis gestellt. In „Eine Art Liebeserklärung“ gab sie einen Monolog von Neil LaBute zum Besten, der unter die Haut ging. Durch den Wechsel der Intendanz wurde ihr Vertrag nicht übernommen und so geht es für sie nun weiter an ein anderes Haus. Wer sich in Zukunft von ihrer umwerfenden Art zu spielen, von ihrem Feinsinn für zarte Situationen und von ihrer gewaltigen Stimmpräsenz in den Bann ziehen lassen will, muss nach Ulm fahren. Dort wird sie künftig Teil des Theaterensembles sein.
Eine Welturaufführung als Goodbye
Zum Abschied gibt es aber noch ein Geschenk für uns, für die Stadt, für das Publikum: „It must be love“ heißt das Stück mit dem Anne Simmering in Eigenregie die Bühne im Wolkensteinsaal bespielt. Sie hat Monologe von der Hollywoodgröße Neil LaBute übersetzt und mit Musik von Steven Sondheim kombiniert. Es geht natürlich um die Liebe, aber wer LaBute kennt, der weiß, dass er dabei tief gräbt. „Es geht um den Tod, um Verantwortung für die eigenen Gedanken, es geht um Moral, Gewissen und Verdammnis und es geht immer um die Ewigkeit“, sagt Anne Simmering über die Texte, denen sie eine religiöse Dimension zuschreibt.
Die Einsamkeit im Herzen
Sechs Menschen erzählen auf der Bühne von ihren innersten Gedanken. Blicken in die Tiefe ihrer Seelen, in die Abgründe. Analysieren Fragen und Entscheidungen, lassen sich in ihre einsamen Herzen blicken. Die Frauenfiguren inszeniert Anne Simmering, die Männer werden von Julian Härtner (ebenfalls ehemals Theater Konstanz) interpretiert. Begleitet werden sie von Andreas Kohl auf dem Piano. Ein schlichtes und direkt gehaltenes Bühnen- und Kostümbild kommt von Dorien Thomsen. Unterstützt wird das Projekt vom Konstanzer Kulturfonds, dem Landkreis Konstanz sowie der Stadt Kreuzlingen.
Wer also bislang noch nicht in den Genuss kam, Neil LaBute von Anne Simmering interpretiert zu erleben, der sollte sich diese Weltpremiere nicht entgehen lassen. Wer es schon erlebt hat, weiß sowieso, dass dieser Termin nicht verpasst werden darf.
Veronika Fischer (Bild: Patrick Pfeifer)
Termine: 01./02./03./06. Juli, jeweils 20 Uhr, Wolkensteinsaal Konstanz
Karten: Homburger & Hepp, Münsterplatz 7, 78462 Konstanz, Tel. 07531-90810, buchhandlung@homburger-hepp.de
Es war ein überwältigender, beglückender, wundervoller Abend
am 1. Juli 2021 im Wolkensteinsaal!
Danke, Anne Simmering!
Danke, Julian Härtner!
Danke, Andreas Kohl!
Wir werden euch in Konstanz vermissen!