Mosers Schweigen

Gerd Zahner und Johannes Stürner haben für das Singener Theater „Die Färbe“ ein Stück geschrieben, das nun zur Aufführung kommt. Es geht darin um den Rechtsgelehrten Johann Jakob Moser, der 1759 fünf Jahre lang als politischer Gefangener auf dem Hohentwiel in der Festungsruine ohne Verfahren inhaftiert wurde. Mit vielen Reformvorschlägen hatte sich Moser bei den Herrschenden unbeliebt gemacht. Premiere ist am 29.3.2023

Plakat Mosers SchweigenDie Sechziger-Jahre des 18. Jahrhunderts: Auf dem Hohentwiel, in der militärisch bedeutungslos gewordenen Festung, hat Herzog Carl Eugen von Württemberg einen missliebigen Dissidenten ohne Gerichtsverfahren einsperren lassen: Johann Jakob Moser, bedeutender Staatsrechtslehrer und Berater der Württembergischen Landstände.

Dieser hatte den Verkauf von Landeskindern als Soldaten für den Siebenjährigen Krieg angeprangert und wurde dafür zum Schweigen gebracht. Dem schriftstellerisch produktivsten deutschen Juristen der damaligen Zeit wurde fortan untersagt, zu schreiben. Selbst sprechen durfte er nur mit dem Kommandanten der Festung, dem auferlegt war, zwei Mahlzeiten am Tag mit ihm einzunehmen.

Rechtsanwalt Gerd Zahner, ein gebürtiger Singener, ist als Schriftsteller und Theaterautor ein poetischer Archäologe mit einem sechsten Sinn für aufregende, unbekannte, ja, verborgene Stoffe. In zahlreichen Theaterstücken hat er in ganz besonderer Weise unentdeckte und unerhörte Geschichten aus der Region ans Licht gehoben. Das Schicksal seines Juristenkollegen Johann Jakob Moser, der als eine Art schwäbischer Nelson Mandela droben auf dem Hohentwiel in Haft saß, hat ihn zu intensiven Reflexionen über die Macht und Ohnmacht des Wortes inspiriert. Mit dem ebenfalls aus der Region kommenden Berufskollegen Johannes Stürner hat er sich für dieses Stück kollegiale Unterstützung geholt.

Gespielt werden die entstandenen intensiven szenischen Versuchsanordnungen mit den drei Schauspielern Ralf Beckord, Elmar Kühling und Fionn Stacey zunächst an einem besonderen Ort drunten in der Singener Südstadt, und zwar im Atelier „stratozero“ des bekannten Singener Künstlers Harald F. Müller, der auch die ästhetische Gestaltung des Spiel-Raums übernimmt. In der konzentrierten Atmosphäre seines `Kunst-Labors` werden die Zuschauer ganz nah dran sein an den Figuren und ihren Auseinandersetzungen.

Regie führt Klaus Hemmerle, der auch am Hohentwiel aufgewachsen ist und in den letzten Jahren für das Singener Theater Färbe „Die Physiker“, „Kunst“, „Die Eisbärin“, „Der Trafikant“ und „Merlin“ inszeniert hat.

Wann? 29.3./30.3./31.3. und 1.4., 20 Uhr. Am 2.4. um 11 Uhr
Wo? Atelierhalle stratozero
Josef-Schüttlerstr. 45
78224 Singen

Kartenreservierung per E-Mail: diefaerbe@t-online.de
oder telefonisch: 07731 64646

Text und Bild: Veranstalter