Queergestreift durchs Kino-Leben

Fast ein Dutzend großer Spielfilme, dazu zahlreiche Kurzfilme und Dokumentationen, zeigt das Konstanzer Zebra-Kino auf seinem diesjährigen QUEERGESTREIFT-Filmfestival. Noch bis zum 25. April gibt es „aus­gezeich­nete“ Streifen aus aller Welt zu sehen, häufig von Experten kommentiert – wieder einmal ein Highlight nicht nur für die queere Szene.


Bar Bahar – In Between

ISR / FRA 2016, 103 Min., Regie: Maysaloun Hamoud, mit englischen Untertiteln

Maysaloun Hamouds tabubrechender Debutfilm BAR BAHAR – IN BETWEEN, der in seinem Herkunftsland Israel von Zensur betroffen ist, international jedoch bereits 14 Preise gewonnen hat, zeichnet auf ebenso unbeschwerte wie ernsthafte Weise ein aufschlussreiches Portrait sozialer Veränderungen in einer Gesellschaft, die vordergründig von traditionellen, männlichen Strukturen geprägt ist, in deren Schatten sich jedoch Freie, ungehorsame, verliebte (so der italienische Titel des Films) Frauen selbstbestimmte Lebenswege erkämpfen.
In Kooperation mit belladonna, Frauen und Kultur e.V..

Spieltermin: Fr., 20.4., 18:30 Uhr


Mr. Gay Syria

TUR / DEU /MLT / FRA 2017, 85 Min., Regie: Ayse Toprak, englische Untertiteln

Mit Beginn des Krieges in Syrien und dem Aufstieg des IS hat sich die Situation für homosexuelle Syrer*innen weiter verschlechtert, bis hin zu Verfolgung und Mord. Um sich auch an diejenigen zu erinnern, die überlebt haben, hatte der Syrer Mahmoud Hassino, der mit LGBTIQ*-Geflüchteten arbeitet, die Idee zum Wettbewerb „Mr. Gay Syria“. So soll der am besten geeignete Kandidat gefunden werden, um am Mr. Gay World – Contest 2016 in Malta teilzunehmen. Der Film (Foto) zeigt Hussein, einen Friseur, der seiner konservativen Familie seine Homosexualität verbirgt und eine Tochter hat; Omar, einen Koch, der mit seiner Sympathie alle für sich gewinnt; und Wissam, der vorhat, die Jury mit Minnie Mouse – Ohren, Absätzen und einer provokativen Hose – zu überzeugen. Mit freundlicher Unterstützung vom Referat für Gleichstellung, Familienförderung und Diversity der Universität Konstanz und vom Referat für Gleichstellung und Diversity der HTWG Konstanz.

Spieltermin: Fr., 20.4, 20:45 Uhr


As you are

USA 2016, 110 Min, Regie: Miles Joris-Peyrafitte. Englische Originalversion

Von Anfang an spielt AS YOU ARE mit kontrastreichen Stimmungen – ein ungeklärter erster Schuss und Sequenzen eines polizeilichen Verhörs durchkreuzen die Freundschaftsgeschichte dreier Jugendlicher in den USA der 1990er Jahre. Den Teenager Jack (Owen Campbell) verbindet eine zärtliche Nähe mit seiner Mutter Karen, die beiden wohnen am Waldrand einer US-amerikanischen Kleinstadt. Der Einzug von Karens neuem Lebensgefährten und dessen Sohn Mark (Charlie Heaton) bedeutet für den Einzelgänger Jack einen grundlegenden Wandel. Zwischen den beiden Jungs entwickelt sich eine freundschaftliche Vertrautheit und gemeinsam mit Schulkameradin Sarah (Amandla Stenberg) werden sie zu einem durch den Sommer wandelnden Trio.

Spieltermine: Fr., 20.4., 23 Uhr | So., 22.4., 21:30 Uhr


After Louie

USA 2017, 100 Min., Regie: Vincent Gagliostro. Englische Originalversion

Sam (Alan Cumming), ein New Yorker Künstler, AIDS Aktivist und ACT-UP Mitglied, hat zu viele seiner Geliebten und Freund*innen sterben sehen. Das schlechte Gewissen, zurückgeblieben zu sein, lässt ihn in der Vergangenheit verharren. Dabei sind biografische Parallelen zwischen Regisseur Vincent Gagliostro und Sam unübersehbar. Gagliostro ist Aktivist und hat sich lange Zeit in der ACT-UP Bewegung engagiert. Das wird auch in seiner Auswahl der Schauspieler*innen deutlich, von denen viele der queeren Community angehören.
In Kooperation mit der GEW Konstanz.

Spieltermin: Sa., 21.4., 17:30 Uhr


Disobedience (Centerpiece // Deutschlandpremiere)

IRL / GBR / USA 2017, 114 Min., Regie: Sebastián Lelio. Englische Originalversion

Nach A FANTASTIC WOMAN, 2017 mit dem Teddy Award und 2018 mit dem Oscar als bester fremdsprachiger Film ausgezeichnet, präsentiert der chilenische Regisseur Sebastián Lelio nun seinen neuen Film, der wieder starke queere Frauenrollen in den Mittelpunkt rückt. Das packende Filmdrama besticht durch die großartigen schauspielerischen Leistungen der oscarprämierten (Weisz) bzw. für diesen nominierten (McAdams) Hauptdarstellerinnen und eine atmosphärische Filmsprache, die die Zuschauer*innen sofort in ihren Bann zieht. Der Film wird in der Bundesrepublik voraussichtlich nicht im Kino anlaufen – umso wichtiger ist es, dass er auch hierzulande gesehen wird und einem Thema Sichtbarkeit gibt, das weltweit für queere Menschen, die mit ihrem feindlichen Umfeld in Konflikt stehen, eine große Relevanz besitzt.

Spieltermin: Sa., 21.4., 19:45 Uhr


Let’s watch sex: Feministisch-lesbisches Pornokino

Originalversionen mit Untertiteln

Dieser bunte Kurzfilmblock präsentiert die Werke verschiedener FilmmacherInnen und ihre mutige Annäherung an das Thema weibliche Lust und lesbisches Begehren. Der Bogen wird gespannt von Wissenswertem, über Kunst, Erotik bis hin zu Porn. Die Anfänge der feministisch – lesbischen Erotik-Filmgeschichte werden ebenso wie topaktuelle Werke der zur Zeit bekanntesten feministischen Pornoproduzentinnen, präsentiert.
Im Anschluss folgt eine kurze humorvolle Diskussionsrunde mit Expertinnen.

Spieltermin: Sa., 21.4., 22:15 Uhr


Femme Brutal

AUT 2017, 75 Min., Regie: Liesa Kovacs, Nick Prokesch

Eine Bühne.Acht Künstlerinnen. Acht Körper. Nackt. Was für ein Auftritt! Was für eine Performance! Der Wiener CLUB BURLESQUE BRUTAL, bestehend aus Denice Bourbon, Madame Cameltoe, Madame Don Chanel, Cunt, Denise Kottlett, Frau Professor La Rose und Doktor Sourial, zeigt in unglaublich starker, offener und intimer Form die Auseinandersetzung der Performerinnen mit ihren Körpern, ihrer Sexualität und Identität. Die Show wurde 2009 bis 2014 im Wiener Brut aufgeführt und existiert heute leider nicht mehr.

Spieltermin: So., 22.4., 19:15 Uhr


Queer Shorts

Originalversionen mit Untertiteln

In der Kürze liegt … !? Auch Fans des zeitlich begrenzten Leinwandvergnügens sollen beim QUEERGESTREIFT Filmfestival auf keinen Fall zu kurz kommen, und so haben wir mit den QUEER SHORTS – diesmal ausgewählt und zusammengestellt in Zusammenarbeit mit den Kolleg*innen von den Konstanzer KURZ.FILM.SPIELEN, die Mitte Oktober voraussichtlich wieder im Stadttheater stattfinden werden – auch dieses Jahr wieder ein ganz besonderes Filmevent im Programm, das dem noch immer viel zu selten im Kino zu findenden Kurzfilm eine Bühne (d.h. Leinwand) bietet.

Spieltermin: Mo., 23.4., 19:00 Uhr


The Marriage

XKX / ALB 2017, 97 Min., Regie: Blerta Zeqiri, Albanische Version mit Untertiteln

Kalt und bedrückend empfängt empfängt dieser film den Zuschauer mit Bildern von Folgen des Balkankrieges. Auf der Suche nach den Überresten ihrer verschollenen Eltern fahren Anita (Adriana Matoshi) und ihr Verlobter Bekim (Alban Ukaj) zur serbischen Grenze. Das Warten ist auch dieses Mal erfolglos. Die Autofahrt zurück ins Zentrum von Prishtina führt uns auch in die Welt des gewünschten Neuanfangs.Mit ihrem ersten Langfilm gelingt der Regisseurin Blerta Zeqiri ein nicht nur im Kosovo tabuisiertes Thema aufzugreifen, welches durch feste Geschlechterrollen und Homophobie geprägt ist – schauspielerisch bemerkenswert umgesetzt.

Spieltermine: Mo., 23.4., 21:45 Uhr | Mi., 25.4., 19 Uhr


Bixa Travesty

BRA 2018, 75 Min., Regie: Claudia Priscilla, Kiko Goifman, Mit Untertiteln

Die brasilianische Künstlerin Linn da Quebrada ist nicht einfach männlich oder weiblich, trans, schwul oder drag – sie bezeichnet sich selbst als „Tranny Fag“ und sprengt damit die Ketten fester Geschlechterdefinitionen und die Ansichten der konservativen, sexistischen und rassistischen brasilianischen Gesellschaft gleich mit. BIXA TRAVESTY ist ein gleichermaßen intimes wie politisches Porträt von den Regisseur*innen Claudia Priscilla und Kiko Goifman und wurde nach der Weltpremiere auf der diesjährigen Berlinale mit dem Teddy Award als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet.

Dr. Maria Lidola, Lecturer für Ethnologie an der Universität Konstanz, kommt zur Vorstellung. Sie forscht u.a. zu Gender und Intersektionalität in Brasilien und wird eine Einführung zum Film geben.

Spieltermin: Di., 24.4., 19 Uhr


Hard Paint – Tinta Bruta

BRA 2018, 118 Min., Portugiesische Originalversion mit englischen Untertiteln

Neonfarben auf nackter Haut, ein verführerischer Körper im Schwarzlicht – das ist das Markenzeichen der erotischen Live Cam-Shows von Garoto Neon. Garoto Neon ist Pedro (Shico Menegat), der mit seiner Schwester Luiza (Guega Peixoto) in einer tristen Hochhaussiedlung im südbrasilianischen Porto Alegre lebt. Mit den Sex-Shows im Internet verdient Pedro seinen bescheidenen Lebensunterhalt. Als Luiza für einen neuen Job die Stadt verlässt, ist ihr Bruder auf sich allein gestellt. Der introvertierte Außenseiter zieht sich zurück, verlässt pro Tag nur genau fünf Minuten das Haus. Auch im Internet holt ihn die Realität ein: Die Gunst der Zuschauer ist eine hart umkämpfte Währung. Für Pedro ist es ein Schock, dass ein Konkurrent sein Konzept erfolgreich kopiert. Er sucht die Konfrontation und lernt so den charismatischen Leo (Bruno Fernandes) kennen. Auf Anspannung folgt bald Zuneigung.

Spieltermin: Di., 24.04.18, 21:15 Uhr


Battle of the Sexes – Gegen jede Regel

GBR / USA 2017, 121 Min, Englische Originalversion mit deutschen Untertiteln

„Ich sage nicht, dass Frauen auf dem Tennisplatz nichts zu suchen haben, wer würde denn sonst die Bälle aufsammeln?“ 70er Jahren in den USA un d eine wahre Geschichte: Billie Jean King ist Profitennis-Spielerin, bekommt bei Gewinnen jedoch nur ein Achtel des Preisgeldes der Männer, weil sie eine Frau ist. Die Gründe dafür sind so zahlreich wie auch sinnfrei: Männer beim Spielen zuzuschauen sei aufregender, sie seien zielstrebiger und alles sei ja auch biologisch begründbar. Diskriminierung vom feinsten. Das findet auch King und tritt kurzerhand aus dem chauvinistischen Association of Tennis Professionals (ATP) aus und gründet ihre eigene Women’sTennis Association (WTA). Es dauert nicht lange, bis sie der ehemalige Wimbledon-Sieger und Männlichkeitsprotz Bobby Riggs herausfordert und behauptet die weltbesten Damen mit Leichtigkeit zu besiegen zu können, um zu beweisen, dass das männliche Geschlecht dem weiblichen überlegen ist. Billie Jean hat aber andere Dinge im Kopf, denn die verheiratete Topspielerin verliert ihr Herz plötzlich an eine Frau, was ihr ganzes Leben auf den Kopf stellt. Als Bobby Riggs dann aber die Weltranglistenerste demütigend abfertigt, sieht sich Billie Jean verpflichtet, die Anerkennung der Frauen wieder herzustellen und Riggs das Maul zu stopfen.

Spieltermin: Mi., 25.4., 21:15 Uhr


MM/hpk (Foto: COIN Film GmbH)