Queergestreift-Festival, die zweite

Teil zwei des 30. Queergestreift-Festivals im Konstanzer Zebra-Kino: Wieder mit vielfach ausgezeichneten Filmen der Szene und wieder mit einem bunten Potpourri queerer Kurz­filme auf großer Leinwand: Queer Shorts zeigt heuer unter anderem den spanischen Kurzfilm „El Túnel“ – zu der Aufführung reist der Regisseur Ricardo Yebra eigens an, der im Rahmen eines Filmgesprächs dem Publikum Rede und Antwort stehen wird.


SIEBZEHN

DEU 2017; 94 Min.; R: Monja Art; FSK 12, Deutsche Originalversion

Wir befinden uns irgendwo in Niederösterreich, die letzten Wochen vor den Sommerferien stehen bevor. Die siebzehnjährige Internatsschülerin Paula sehnt sich nach Zuneigung und Leidenschaft. Ihr Objekt der Begierde ist ihre Mitschülerin Charlotte, die allerdings einen Freund hat. Nicht wissend, wie oft auch Charlotte an sie denkt, geht Paula eine Affäre mit einem Mitschüler ein. Und dann ist da noch die zügellose Lili, die als wilde Verführerin auftritt, und mit ihren Machtspielen weder auf sich noch auf ihre Mitschüler Rücksicht nimmt. Paula muss sich bald schon entscheiden, ob sie ihren eigenen Gefühlen folgt, oder denen der anderen.

„Sensibel und entschlossen inszeniert, erzählt dieser wunderbare Film von der ersten oder auch der zweiten Liebe, tiefen Sehnsüchten, der inneren Unsicherheit und der Suche nach der eigenen Identität. Es ist überaus erstaunlich, dass man diese wiederkehrenden Geschichten vom Erwachsenwerden so erfrischend und emotional mitreißend neu erfinden kann.“ Mit dieser Begründung gewann Monja Art bei der Uraufführung ihres Spielfilmdebüts „Siebzehn“ vor gerade einmal knapp mehr als zwei Monaten mit dem Max-Ophüls-Preis die wichtigste Auszeichnung der deutschen Nachwuchsfilmbranche. Zusätzlich gewann Elisabeth Wabitsch für ihre Rolle der Paula verdient den Preis der besten Nachwuchsschauspielerin.

Spieltermin: Do., 30.3., 19 Uhr


MIT SIEBZEHN

FRA 2016; 116 Min.: R: André Téchiné; Französische Originalversion mit Untertiteln

Mit siebzehn war das Leben noch in Ordnung. Haha, Nein. Mit siebzehn, diesem scheinbar endlosen Übergangsstadium zwischen Teenie-Pubertätsdramen und dem ach so enttäuschenden Erwachsenwerden … gar nichts war da in Ordnung! Damien (Kacey Mottet Klein) und Thomas (Corentin Fila), die beiden Protagonisten des Coming of Age-Dramas “Mit Siebzehn“, müssen das am eigenen Leib erfahren, und zwar saftig. Damien wohnt mit seiner Mutter Marianne (Sandrine Kiberlain) in einem abgelegenen Kaff in den Pyrenäen. Thomas, Adoptivsohn einer Bauernfamilie, lebt auf einem Hof in der Nähe, irgendwo im bergigen Nichts. Die beiden lernen sich in der Schule kennen. Schnell entsteht eine latent aggressive Anziehung zwischen den Einzelgängern – Damien scheint das perfekte Ventil für Thomas‘ Aggressionspotenzial zu sein und so kriegt er ganz schön was auf die Rübe. Die Raufereien intensivieren sich, je besser sie sich kennenlernen. Erst als Damiens Mutter die beiden Hormonbolzen zwangsweise für einige Zeit auf engstem Raum zusammenbringt, keimt so etwas wie eine zarte Zuneigung auf – aber mit siebzehn Jahren lassen die Konflikte nicht lange auf sich warten …

„Sie liebten und sie schlugen sich“ – mit dieser Plattitüde könnte man „Mit Siebzehn“ vielleicht zusammenfassen – gerecht wird man ihm damit nicht. Denn das großartig inszenierte Drama vermag es, den nur schwer zu beschreibenden Grat zwischen Aggression und Anziehung auf eindrückliche Weise in Bilder zu fassen. Regisseur André Téchiné, eine Koryphäe des französischen Kinos, hat mit seinen 73 Jahren einen fesselnden und emotionalen Film geschaffen.

Spieltermin: So., 2.4. 18:30 Uhr


QUEER SHORTS

Traditionell präsentiert das Zebra Kino im Rahmen des Queergestreift Filmfestivals jedes Jahr einen besonderen Programmpunkt: Ein buntes Potpourri queerer Kurzfilme auf großer Leinwand. Unter anderem wird wir den bereits vielfach preisgekrönte spanische Film „El Túnel“ gezeigt, in dem sich zwei Frauen während der Länge einer Autowäsche in der Waschstraße mit den Trümmern ihrer gemeinsamen Beziehung konfrontiert sehen. Gibt es einen Ausweg aus dieser klaustrophobisch anmutenden Situation? Zur Vorstellung der Queer Shorts am 3.4. um 21:15 Uhr ist Ricardo Yebra, Regisseur von „El Túnel“, im Zebra Kino, der im Rahmen eines Filmgesprächs dem Publikum Rede und Antwort stehen wird.

Spieltermin: Mo., 3.4. 21:15 Uhr


KATER

AUT 2016; 118 Min.; R.: Händl Klaus; FSK 16

Stefan (Lukas Turtur) und Andreas (Philipp Hochmair) sind das perfekte Paar: Seit Jahren in einer glücklichen Beziehung, ein erfülltes Sexleben, Erfolg im Beruf, ein großer Freundeskreis, Haus mit Garten und ein gemeinsamer Kater namens Moses. Wie ein Kind ist der Kater der Mittelpunkt der kleinen Familie, er dient als Projektionsfläche und Symbol des gemeinsamen Glücks.

CUT. Nach einem unerwarteten Ereignis ist plötzlich alles anders: Gewalt, Wut, Scherbenhaufen. Die Blase platzt. Schock. Dem österreichischen Regisseur Händl Klaus ist mit dem Film „Kater“ ein spannender, mitreißender und verstörender Film gelungen. Ruhig und unaufgeregt in Szene gesetzt, besticht der Film durch geballte Intensität und lässt niemanden kalt. Zur Vorstellung am Dienstag, den 04.04.2017 um 19:00 Uhr wird Regisseur Händl Klaus – was für ein cooler Typ! – anwesend sein und sich den Fragen und Anmerkungen des Publikums stellen. Wir freuen uns darauf.

Spieltermin: Sa., 4.4., 19:00 Uhr


THE WOUND

RSA/DEU/NDL/FRA 2016; 88 Min.; R.: John Trengove; mit deutschen Untertiteln

The Wound (Foto) erzählt die Geschichte von Kwanda (Niza Jay Ncoyini), Vija (Bongile Mantsai) und Xolani (Nakhane Touré), drei südafrikanischen Männern, die das Übergangsritual der Xhosa, Ulwaluko, an denselben Ort führt. Der Film fokussiert vor allem die Zwischenphase: das alltägliche Leben der Initianten, die abgetrennt von ihrem üblichen Umfeld in einem abgelegenen Berglager auf das Leben als Mann vorbereitet werden. Damit legt der Film nahe, dass der operative Eingriff, die Beschneidung, lediglich ein Element in einem umfangreicheren Prozess des Mannwerdens darstellt.

Wie der Regisseur John Trengove in einem Interview erläutert, habe ihn und seine Co-Autoren Thando Mgqolozana and Malusi Bengu vor allem die Auseinandersetzung mit der recht weit verbreiteten Vorstellung, dass die Initiation Homosexualität ein Ende setze, zum Schreiben des Drehbuchs motiviert. Während Homosexualität bei Heranwachsenden akzeptiert werde, so Trengove, werde es bei erwachsenen Männern hingegen oftmals als kindische Neigung betrachtet, die es hinter sich zu lassen gilt. In Südafrika sorgte bereits der Trailer für Aufsehen. Es ist nicht nur das queere Narrativ, das dem Film Kritik eingebracht hat. Ein Großteil der südafrikanischen Xhosa-Community ist der Ansicht, dass es keine detaillierten Berichte des Rituals geben sollte. Daher erachten Viele allein die filmische Repräsentation dieses sakralen Prozesses als Übergriff.

Spieltermin: Sa., 5.4., 21:15 Uhr


MM/hpk