Saxophonunterricht in Corona-Zeiten
In der derzeitigen schwierigen Situation gibt seemoz ausgewählten Unternehmen, Institutionen und Soloselbstständigen, die sich von sozialen und ökologischen Grundsätzen leiten lassen, die Gelegenheit, sich, ihre aktuelle Situation und ihre besonderen Angebote darzustellen. Heute berichtet der in der Konstanzer Jazz-Szene bestens bekannte Saxophonist Uli Stier, wie er sich durchzuschlagen versucht.
Hallo,
in den letzten Wochen wurden die „kleinen“ Kulturschaffenden in Nachrichten und Medienberichten erwähnt wie noch nie. Viele von ihnen versuchten in den letzten Jahren auf ihre Art „Ihr Ding“ voran zu bringen. Oft ohne Subventionen.
Einer davon bin ich.
Vor drei Jahren begann für mich eine Serie von Netzhautablösungen, die mein Sehvermögen stark einschränken und dazu führten, daß ich meine Konzerttätigkeit einstellen musste. Nach wie vor unterrichte ich aber mit viel Spaß und Freude weiter Saxophon und Improvisation, jedoch nicht an einer Musikschule, sondern frei, nicht subventioniert und auf meine Art und Weise. Anfänger und Fortgeschrittene sind willkommen.
Die Conora-Krise hat nun auch mich erreicht.
Dass es richtig ernst wird, wurde mir an einem Sonntagmorgen vor dem Singener Krankenhaus bewusst, als ich dort schon weit vor dem Tor zum ersten Mal Menschen mit entsprechendem Abstand voneinander stehen sah (die Bilder kennen wir ja jetzt zur Genüge) und es am Eingang hieß, heute sei der letzte Besuchstag! Nach dem Besuch bei meiner Tante kreisten die Gedanken und ich fasste den für mich nicht leichten Entschluss, den Unterricht in meinen Räumen sofort zu stoppen und organisierte mit meinen Schülern (Erwachsene und Kinder) Unterrichtstermine über Skype. Dies klappte eigentlich erstaunlich gut, aber auf Dauer? So wuchs in dieser Zeit die Idee, den Unterricht wieder in meinen Räumen, aber trotzdem gefahrlos durchzuführen.
Mein Konzept: Gib‘ der Infektion keine Chance!
Mein großer Raum wurde mittels einer Trennwand aus Glas und Holz in zwei Räume getrennt. Der Raum für die Schüler hat eine separate Außentür sowie WC und Waschbecken. Die Übertragung der Instrumente erfolgt über Mischpult, Mikros und Lautsprecher, im Prinzip wie in einem Studio. Eine Virusübertragung ist so nicht möglich. So kann ich wie früher mit den Schülern spielen, allein oder zu CDs etwas vorspielen oder sie am Klavier begleiten – und sie lernen bei dieser Gelegenheit auch, mal vor ein Micro zu stehen. Wichtig für den Unterricht: Nicht nur ein guter Sound, sondern auch ein direkter Sichtkontakt ist möglich.
Uli Stier (Text & Bild)
Weitere Informationen unter www.funjazztic.eu