„Scala Adieu” im Kino und bald auf DVD
Die Schließung des traditionsreichen Scala-Kinos an der Marktstätte hat Tausende KonstanzerInnen erbittert und ihnen die Fragwürdigkeit der Stadtentwicklungspolitik bewusst gemacht. Der Filmemacher Douglas Wolfsperger hat die Ereignisse in „Scala Adieu – Von Windeln verweht“ porträtiert und dabei viele Betroffene und die wenigen Beteiligten, die mit ihm zu sprechen wagten, zu Wort kommen lassen. Demnächst ist der Film wieder zu sehen und ab Mitte des Monats auch auf DVD verfügbar.
Nachdem wegen Corona sämtliche schon geplanten Kino-Termine im Frühjahr ausfallen mussten, startet der in Konstanz aufgewachsene Filmemacher nun eine kleine Tournee mit seinem preisgekrönten Werk „Scala Adieu – Von Windeln verweht“ in der erweiterten Bodenseeregion einschließlich Konstanz. Dabei wird er jeweils auch persönlich anwesend sein und sich den Fragen des Publikums stellen. Zusätzlich zum Hauptfilm wird dabei das ca. 25-minütige Bonus-Material präsentiert, das auf der DVD enthalten sein wird, die Mitte September erscheinen soll. Der Film hat bei den 40. Biberacher Filmfestspielen 2018 den Doku-Biber als bester Dokumentarfilm gewonnen.
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Aktuelle Termine
Hier die Termine für alle, die den vor anderthalb Jahren im Konstanzer Stadttheater uraufgeführten Dokumentarfilm (wieder-) sehen möchten:
Dornbirn
24. September, 19.30 Uhr, Cinema, Dornbirn (Österreich-Premiere)
Konstanz
7. und 8. September, jeweils 20.00 Uhr, K9, Konstanz
22. September, 19.00 Uhr, Konzil, Konstanz
Leutkirch
5. September, 19.30 Uhr, Centraltheater, Leutkirch
St. Gallen
23. September, 19.30 Uhr, Kinok, St. Gallen
Trailer und Infos zum Film
www.scala-adieu-film.com
Zur Erinnerung
seemoz schrieb damals: „Die meisten KonstanzerInnen erinnern sich noch: Anfang 2016 wird bekannt, dass der ‚Scala Filmpalast‘, seit 1938 das Traditionskino mit drei Sälen mitten in der Stadt, zum Jahresende geschlossen wird. Es ist das einzige Programmkino weit und breit. Es ist auch das Kino, in dem Wolfsperger als Kind in die Kinowelt eingetreten ist und in dem viele seiner Filme Premiere feierten. Seit Jahrzehnten betrachtet er es als „sein“ Kino, auch wenn er schon lange in Berlin lebt.
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Es folgt die größte Protestbewegung der jüngeren Stadtgeschichte, aber es hilft alles nichts. Das Gebäude geht an einen Immobilieninvestor, und der tut, was sein vermeintlich gutes Recht ist: Ende 2016 wird das von vielen heiß geliebte Kino dichtgemacht. Ende 2017 dann eröffnet in dem renovierten Gebäude der neuste Markt einer großen Drogeriekette, es ist bereits der fünfte (oder sechste oder achte?) in der lauschigen Bodensee-Metropole. Die vor allem aus der angrenzenden Schweiz anreisende Kundschaft lechzt nach preiswerten Windeln, Klosteinen und Zahnbürsten. Der örtliche Kinobetreiber benennt schamvoll einen Saal in seinem seelenlosen Großkino in der örtlichen Shopping Mall in „Scala“ um – und das war’s dann. Eine Epoche ist zu Ende.
Doch die Frage bleibt: Was ist eigentlich wirklich passiert? Wem gehört die Stadt überhaupt? Den Menschen, der Politik, dem großen Geld? Wer klüngelt mit wem? Immer mehr drängt sich auch eine andere Frage auf: Wer verpasst hier wem einen Maulkorb? Und wer legt sich lieber gleich selbst einen solchen an, um einem Investor gefällig zu sein, der selbst keinerlei Beißhemmung kennt? Aus dem geplanten Dokumentarfilm wird schnell ein Heimatkrimi, wie er (leider) überall spielen könnte …”
Der „epd film“, der Film-Pressedienst der evangelischen Kirche, urteilte: „… das wirklich Bedrückende an diesem Film ist die kulturpolitische Ignoranz der Konstanzer Politiker, angefangen vom CDU-Oberbürgermeister Uli Burchardt bis hin zum Kulturbürgermeister Andreas Osner, der sogar die Proteste verteufelt. Da gibt es kein Wort des Verständnisses, keinen Hauch eines Bedauerns. Da kann der OB von der ‚schönsten Stadt der Welt‘ und nachhaltiger Entwicklung daherreden – man hat aber den Eindruck, dass er und seine Kollegen den Ausverkauf ihrer Stadt betreiben.“
Text: MM/red (Bild: Douglas Wolfsperger Filmproduktion)
Weitere Informationen auf seemoz:
13.11.2018 | Scala Adieu – Von Windeln verweht
26.02.2019 | Scala Adieu! – Von Windeln verweht_2
05.03.2019 | Mir saget nix!
11.03.2019 | Das liebe Geld
20.03.2019 | So war die Film-Premiere
Ja, da war noch was. Als kleine Ergänzung:
https://www.laut.de/Reinhard-Mey/Songs/Schraders-Filmpalast-522957 Reinhard Mey Schraders Filmpalast auf: Bunter Hund
https://www.laut.de/City/Songs/Cinema-Hall-913673 City DDR-Band. Cinema Hall auf: Casablanca (1987)
Als aktive Teilnehmerin der Initiative gegen die Schließung des Programmkinos, von Herr Nix damals zum Glück ins Leben gerufen, erinnere ich mich an eine sehr aufwühlende Zeit, die viele Menschen zusammengebracht und aufgebracht hat! Unwiederbringlich verschwunden und schmerzich vermisst, unser Scala. Der Film läuft zur rechten Zeit, vor der Wahl, ich kann nur hoffen, dass so manch träger Konschdanzer doch noch den Weg ins K9 oder ins Konzil findet. Ich habe den Film schon 3 Mal gesehen jedes Mal bewegt er mich – und zeigt in aller Klarheit, dass 2012 ein großer Fehler gemacht wurde, der sich 2020 nicht mehr wiederholen darf. Ich hoffe auf viele Konstanzer mit gesundem Menschenverstand und Weitblick.
Der Scala-Verlust ist tragisch. Einen Film wie „Dr. Seltsam oder wie ich lernte die Bombe zu lieben“ kann man nur im Ambiente eines engagierten Programmkinos „erleben“. Das wird beim Wolfsperger Film sicher allen ins Gedächtnis gerufen, denen manche Träne still ins Popcorn fiel, als die Schließung des Kino´s bekannt wurde.
Dieser Wolfsperger-Film ist allen zu empfehlen, die sich noch unsicher sind, wohin sie ihr Kreuzchen bei der OB-Wahl am 27.9. machen werden, und auch allen Gemeiderät/innen ans Herz zu legen, die 2021 über die Besetzung des Bürgermeisters/in für Kultur und Soziales entscheiden.