Solidaritätsaktion für Ahmet Altan
Zu einer nächtlichen Solidaritätsaktion mit einem Lesemarathon für den in der Türkei inhaftierten Autor und Journalisten Ahmet Altan hatten sich in Zusammenarbeit mit Amnesty International nicht nur zahlreiche Mitglieder des Stadttheater-Ensembles und anderer Abteilungen des Hauses eingefunden, sondern auch engagierte Bürger. Die über siebenstündige Lesung dauerte bis über Mitternacht.
Mit dem Vorlesen seines Romans „Der Duft des Paradieses“ sollte Altan, der am 16. Februar 2018 zusammen mit seinem Bruder und fünf weiteren staatskritischen Journalisten und Schriftstellern zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt wurde, demonstriert werden, „dass es Menschen gibt, die an ihn und die anderen denken“, wie es Intendant Christoph Nix formulierte. Über den solidarischen Abend hat das Theater einen Brief an Altan geschrieben. „Ich glaube, es macht etwas, wenn jemand an Sie denkt“, formulierte Nix seine Hoffnung.
Die Einschränkung der Meinungs-, Presse- und Kunstfreiheit in der EU-nahen Türkei stehe auch exemplarisch für eine weltweite feststellbare Radikalisierungstendenz gegen das menschliche Grundrecht der freien Meinungsäußerung, heißt es in einer Erklärung des Theaters. Schon seit einigen Wochen hängt ein Banner über dem Stadttheater mit einem Zitat von Ahmed Altan: „In meiner Gefängniszelle bereise ich die ganze Welt.“ Um diese Gedankenfreiheit wahr zu machen und als Zeichen der Solidarität mit den in der Türkei Inhaftierten, ging der Lesemarathon bis weit nach Mitternacht.
Auch das Pen-Zentrum Deutschland, zu dessen Mitglied Christoph Nix jüngst gewählt wurde, hatte für die Aktion seine „volle Unterstützung“ zugesichert, wie Vizepräsident Ralf Nestmeyer erklärte. Er machte aber auch ein wenig Hoffnung über die mögliche Entwicklung in der Türkei und zitierte dafür den Journalisten Can Dündar: „Die Türkei wird diese dunkle Phase überwinden. Der Widerstand geht weiter.“
Lutz Rauschnick/Theater Konstanz (Bild: Theater/Rauschnick: Den Anfang des siebeneinhalbstündigen Lesemarathons in der Spiegelhalle machte Schauspieler Tomasz Robak.)