Spielzeit-Start mit drei Premieren und einem Fest
Fast schon Tradition: Auch in die Spielzeit 2014/15 startet das Konstanzer Stadttheater mit einem Theaterfest auf dem Münsterplatz und sage und schreibe drei Premieren. So steht das kommende Wochenende ganz im Zeichen des Saison-Mottos: „Auf nach Amerika“ und „Bis zum ewigen Sieg“ (Hasta la victoria siempre). Was angesichts zuletzt leicht gesunkener Zuschauerzahlen (98 000 gegenüber 102 000) auch dem Theater Konstanz zu wünschen ist
Beide Amerikas stehen von Freitag bis Sonntag auf dem Spielplan: Einmal USA, zweimal Süd-Amerika mit Chile und Kuba. Und das sind Premieren im mehrfachen Wortsinn:
„Das Geisterhaus“: Das Haus spielt die Hauptrolle
Aus dem weltberühmten Familienroman von Isabel Allende haben die neue Oberspielleiterin Johanna Wehner und Dramaturg Adrian Hermann ein Stück gezimmert, das als deutsche Erstaufführung auf die Bühne des großen Hauses kommt. Für Johanna Wehner ist es die erste Regiearbeit in Konstanz und eine spannende zugleich: „Noch weiß ich nicht, wie das Stück zuende geht“, sagte sie in der gestrigen Pressekonferenz drei Tage vor der Premiere. Aber die Verquickung von Persönlichem und Politischem in dieser Saga der Familie Trueba, die über vier Generationen bis zum Putsch gegen den demokratischen Präsidenten Allende reicht, sei schon ein Stoff, der aus vielerlei Perspektiven erzählt werden müsse. „Das Haus, aus dem die Geister kommen, spielt auch im Stück die Hauptrolle“, kündigt Wehner an und verspricht „eine Familienfeier mit offenem Schluss“.
Premiere: Freitag, 26.September, 20 Uhr Stadttheater
Theaterfest: Amerika und das Theater stellen sich vor
Am kommenden Samstag machen die Theaterleute den Münsterplatz zu ihrer Bühne. Zum Aufbruch in die neue Spielzeit gibt es Workshops und eine Vorstellungsrunde des Ensembles, eine Konstümversteigerung und Führungen durch das Stadttheater, eine Podiumsdiskussion (Thema natürlich: Beide Amerikas) und Musik von der Gruppe „Zäpfle Bräs“. Abgeordnete aus der Region sind dabei und Kinderspiele, Tanzclubs und eine Huldigung an Johnny Cash, dem während der Spielzeit ein eigenes Stück gewidmet ist.
Eröffnungsfest: Samstag, 27.9. ab 13.30 Uhr, Münsterplatz, Stadttheater, Werkstatt
„Amerika“: Wie New York sein Gesicht verliert
Als 15jährigen verschlägt es Karl nach Amerika, wo er sein Glück sucht und jämmerlich scheitert. Der große Roman von Franz Kafka, bereits 1917 geschrieben und zunächst unter dem Titel „Der Verschollene“ bekannt, entzaubert den Traum vom Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Von Chefdramaturg Thomas Spieckermann für das Konstanzer Theater bearbeitet („wobei die Originalsprache möglichst erhalten blieb“), wird das Stück so erstmals in Deutschland aufgeführt. Regisseur ist Andrej Woron, dem Konstanzer Publikum nicht erst seit seiner fulminanten „Woyzeck“-Inszenierung ein Begriff: „Amerika“ ist seine sechste Regiearbeit am Stadttheater, denn „in dieser Theater-Familie fühle ich mich richtig wohl“.
Premiere: Samstag, 27. September, 20 Uhr, Spiegelhalle
„Gestern habe ich aufgehört, mich zu töten. Dank Dir, Heiner Müller“
Shakespeare, Cuba und der deutsche Dramatiker Heiner Müller – geht das zusammen? Der cubanische Autor Rogelio Orizondo Gómez, derzeit in Konstanz zu Gast, meint ja und beschreibt in seinem Stück mit dem denkbar sperrigsten Titel (s.o.) die Suche cubanischer Jugendlicher nach einer Lebensperspektive. Das in seinem Heimatland mehrfach prämierte Drama, in deutscher Erstaufführung gezeigt, will die Abgrenzung der Kinder von der Generation der Väter und Großväter – in Cuba mit den Erfahrungen der Opas aus der Revolution und der Väter mit der US-Blockadepolitik besonders brisant – in neuem Licht darstellen. Und die Aufführung gewinnt zusätzlichen Neuigkeitswert, wenn mit Clara Gonzáles erstmals eine Schaupsielerin aus Cuba hierzulande gastiert und wenn deutsch und spanisch auf der Bühne gesprochen wird – jeweils in der anderen Sprache untertitelt.
Premiere: 28. September, 20 Uhr, Werkstatt in der Inselgasse
Ein spannendes Theater-Wochenende mit Premieren auf allen drei Bühnen des Stadttheaters steht also bevor. Und dem Theater Konstanz, dem das schlechte Wetter bei den Münsterplatz-Aufführungen von „Konstanz am Meer“ – vier Vorstellungen mussten ausfallen – die Zuschauer-Statistik verhagelte, ist viel Sonnenschein in allen Hinsichten zu wünschen.[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]
Autor: hpk
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27.03.2014: Abenteuer Amerika: Theater auf neuen Wegen