Stadttheater will sich einmischen und aufmischen

seemoz-Theaterfest-TeaserDas Konstanzer Stadttheater feierte seine Heimkehr nach der Sommerpause – und viele Hunderte feierten mit. Auf dem Münsterplatz und im großen Haus gewährten die Theaterleute einen Blick hinter die Kulissen – und viele schauten und hörten ganz genau hin.

„Wir sind zurück in der Stadt“ war das Motto des Theaterfestes. Und das ist durchaus auch als Maxime für die kommende Spielzeit zu verstehen, denn die SchauspielerInnen präsentierten das Theater als ein Haus inmitten der Stadt, das sich einmischen will, das Position beziehen wird, das darüber aber das Theaterspielen nicht vergessen mag. Denn auch der Theaterliteratur geht es vielfach um Recht und Unrecht, um Macht und Ohnmacht, um Moral und Werte – im Öffentlichen wie im Privaten. Das Theater will ganz bewusst hinter die Idylle schauen, aufdecken und Wunden freilegen.

Damit ist wohl nicht einmal der aktuelle Zoff des Intendanten mit dem Bürgermeister zu verstehen und nicht einmal der noch aktuellere zwischen Intendanten und Uni-Rektor, sondern eher die Themenauswahl der neuen Saison: Unter den erstaunlich vielen Klassikern stehen viele Stücke auf dem Programm, die von Menschenwürde, Gerechtigkeit oder Aufklärung erzählen: „Der zerbrochne Krug“ (Premiere:19.2.16) zum Beispiel oder Tschechows „Onkel Wanja“ (21.5.16) und natürlich Goethes Faust (27.11.15).

Und die Zuschauer folgen. So sah nicht nur das Theaterfest (s. Fotos) viel mehr Besucher als in früheren Zeiten, auch die drei Premieren des Auftakt-Wochenendes („Orpheus in der Unterwelt“ im Stadttheater, „Das Maß der Dinge“ in der Spiegelhalle und Lessings „Miss Sara Simpson“ in der Werkstatt) waren überdurchschnittlich gut besucht. Christoph Nix und sein Ensemble machen also da weiter, wo sie in der vorigen Spielzeit aufgehört hatten: Mit Besucherrekorden und „Aufregern“ wird das Stadttheater Konstanz weiterhin Stadt-Gesprächs-Thema bleiben. Denn immerhin steht die Freiluft-Aufführung von „Konstanz am Meer. Ein Himmelstheater“ von Theresia Walser und Karl-Heinz Ott, das in der vergangenen Spielzeit für gehörigen Diskussionsstoff sorgte, erneut auf dem Programm.

hpk/Fotos: Nico Kienzler

seemoz-Theaterfest-1useemoz-Theaterfest2useemoz-Theaterfest3u