Tänzer aus Lissabon und Skater aus Wollmatingen

seemoz-TeoremaTheater international: Nach Afrika, Italien und Spanien ist jetzt Portugal auf der Konstanzer Werkstatt-Bühne zu Gast. „Colectivo 84“ heißt die Schauspieler-Truppe, die am morgigen Samstag erstmals „Teorema“ aufführt – Tanz, Musik, Texte, Videos und sechs Skater aus Wollmatingen

Seit zwei Wochen proben die zehn Colectivo-Theatermacher bereits in Konstanz ihre in Lissabon  schon gezeigte Revue. Und treiben die Internationalität auf die Spitze: Sie spielen am Bodensee nach Motiven aus dem gleichnamigen Film des Italieners Pier Paolo Pasolini und haben als wichtigsten Musiker den russischen Akkordeonisten Aleksandar Aleksandrovi verpflichtet – sowie sechs jugendliche Skateborder, die auf der Werkstatt-Bühne über Rampen rasen.

Als wäre „Teorema“ des römischen Skandal-Autoren Pasolini nicht schon Provokation genug. Denn das Stück des genialen Filmemachers ist ein einziger Angriff auf die Spießbürgerlichkeit der bourgeoisen Gesellschaft: Ein Schönling dringt unvermutet in das Haus einer Oberschichtfamilie ein, verführt Mutter, Tochter, Vater und Haushälterin auf vielfältige Weisen, verschwindet aber plötzlich wieder und hinterlässt nichts als grenzenlose Leere und seelisches Chaos: Die bürgerliche Scheinwelt ist zerstört, die Zurückgebliebenen sind es auch.

Dieser, in Italien jahrelang verbotene, Stoff wird nun von John Romao und seiner Compagnie mit viel Pep und Show, mit Tänzen und Texten, mit Filmausschnitten und elektronischen Übertiteln auf die Konstanzer Werkstatt-Bühne gebracht. „Experimentelles Theater erfindet sich ständig neu“, sagt der Colectivo-Gründer, „und atmet die Luft der neuen Zeit.“ Und die bringen die sechs Jugendlichen aus Wollmatingen mit ihren Skate-Brettern mit: „Wir auf einer Bühne? Na, das wird was“.

Darauf darf man tatsächlich gespannt sein. Wie auch auf die politischen Bezüge, die von den 30jährigen (Colectivo 84 wurde 1984 gegründet) aus ihrer Heimat in das beschauliche Konstanz exportiert werden: „Unsere Generation wird nicht nur in Portugal verraten und verkauft – umso politischer muss politisches Theater sein“, sagt Romao vor dem ersten Auftritt seiner Theatertruppe vor deutschem Publikum: „Grenzüberschreitungen gehören zu unserem Konzept“.

Autor: hpk

„Teorema“: Premiere am Samstag, 31. Mai, 20 Uhr, Werkstatt. Weitere Aufführungen: 5.6./6.6./7.6. jeweils 20 ‚Uhr. Information und Reservierung: Tel.: 900 150.