Tanzfestival: Terpsichore in Winterthur
Die alten Griechen hatten sogar eine eigene Muse für den Tanz, eine Tochter des Zeus, namens Terpsichore – eine Frau von geradezu klassischer Schönheit, zumeist mit einer Leier in der Hand. Heute, in den Zeiten von DJ, Dance, Event und Dorfdisco, wirkt sie zwar etwas aus der Zeit gefallen. Aber es gibt sie noch, und über welche künstlerische Kraft sie noch immer verfügt, zeigt der zeitgenössische Tanz. Zu besichtigen ist er demnächst wieder beim wegweisenden Tanzfestival Winterthur.
Das Tanzfestival Winterthur hat es sich zum Ziel gesetzt, ein großes Spektrum des zeitgenössischen Tanzes einem breiten Publikum näherzubringen und zeigt 2021 eine spannende Mischung aus etablierten Choreograf*innen und vielversprechenden Newcomer*innen aus dem Raum Winterthur sowie aus der ganzen Schweiz.
Zeitgenössischer Tanz ist anders
„Der zeitgenössische Tanz versteht sich nicht auf der Basis nur einer Technik oder ästhetischen Form, sondern aus der Vielfalt heraus. Er sucht Grenzüberschreitungen zwischen den Künsten und bricht immer wieder mit vorhandenen Formen. Zeitgenössischer Tanz in diesem Sinne hat eine offene Struktur, die sich bewusst von festgelegten, linearen Entwürfen der Klassik und Moderne absetzt“, schreibt Johannes Odenthal, Herausgeber der Zeitschriften „tanz aktuell“ und „ballet international/tanz aktuell“.
Was hat der Jahrgang 2021 seinem gewogenen Publikum zu bieten?
In „Sottovoce“ nehmen uns die Tänzer*innen der renommierten Lausanner „Cie. Linga“ und Sänger*innen mit in eine Bewegungs- und Klanglandschaft, in der sich die Stilarten gegenüberstehen, verweben und vermischen. „Game Theory“, ein Stück für Jugendliche und Erwachsene von Joshua Monten, befasst sich mit den Grundbausteinen des Spiels: Freiheit und Regeln, Ritual und Überraschung, Adrenalin und Flow. Wer Nervenkitzel sucht, sollte „Les Promesses de l’incertitude“ der „Cie. Moost“ nicht verpassen. Darin sucht ein naiver Entdecker, der in einer von seltsamen Gesetzen beherrschten Welt dahintreibt, nach dem Gleichgewicht. Um die volle Ladung geballter Energie auf der Bühne zu spüren, eignet sich „Into Outside“ der „Beaver Dam Company“. Beim Zuschauen fällt es einem schwer, ruhig sitzen zu bleiben.
In den letzten Jahren haben sich im Raum Winterthur diverse Companies und Kollektivs gebildet, welche die Szene beleben. So auch „DOXS. MITreden“ bildet den Auftakt des Festivals und zeigt, wie die Kunstform Tanz kommuniziert und verstanden werden kann. Mit den Intros unterstützt das Festival lokale Choreograf*innen. Diese Kurzstücke feiern während des Festivals Premiere.
Tanzkino
Bereits seit Jahren bietet das Festival dem SAPA (Schweizer Archiv der Darstellenden Künste) die Möglichkeit, Dokumente der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. 2021 zeigt das Archiv die „Zürcher Filmrolle“, die das Zürcher Tanzschaffen der letzten 20 Jahre dokumentiert, im Kino Cameo. In diesem Kontext lässt das Festival „A Way of Knowing“ von Marisa Godoy wieder auferstehen. Das Stück wird von Tänzer*innen der Höheren Fachschule für Zeitgenössischen und Urbanen Bühnentanz präsentiert.
Im Rahmenprogramm stoßen die
Stückeinführungen seit Jahren auf großes Interesse und sind ein fester Bestandteil des Programms. Dabei werden den Teilnehmenden die Motivation und die Arbeitsweise der Choreograf*innen näher gebracht. Zudem sind mehrere Künstlergespräche mit den Choreograf*innen direkt nach der Vorstellung vorgesehen. Durch die familiäre Atmosphäre des Festivals können interessierte Zuschauer ihre Fragen gleich selbst an Choreograf*innen und Tänzer*innen stellen.
Das komplette Programm mit Ticketkauf findet sich hier.https://tanzfestivalwinterthur.ch/programmuebersicht/
Was: 29. Tanzfestival Winterthur. Wann: 18.-27. November 2021. Wo: Theater am Gleis, Untere Vogelsangstrasse 3, 8400 Winterthur, direkt am Bahnhof Winterthur. Tanzkino im Kino Cameo, Lagerplatz 19, 8400 Winterthur. Worauf achten: 1. Um das Tanzfestival Winterthur zu besuchen, benötigen Sie nebst dem Ticket ein Covid-Zertifikat. Bitte beachten Sie, dass ein Testresultat nach 48 Stunden seine Gültigkeit verliert. Selbsttests sind nicht zulässig. 2. Zudem benötigen Sie einen amtlichen Ausweis mit Bild. 3. Das Zertifikat und der Ausweis werden vor dem Theater geprüft (die Ticketkontrolle findet im Theater statt). 4. Maske – Wir empfehlen das Tragen einer Maske und behalten uns vor, bei Vorstellungen, die gut besucht sind, eine Maskenpflicht einzuführen. 5. Die Zertifikatspflicht gilt ab 16 Jahren. Maskenpflicht ab 12 Jahren. Weitere Informationen: Tickets und Programmheft unter www.tanzfestivalwinterthur.ch.
Text: MM/red, Bild: manntanzt, Heroes – eine Anleitung © Andreas Zihler