Theater an der Grenze: Mundart, Jugend und Schauspielkunst
Das Kreuzlinger Theater an der Grenze blickt auf eine lange Tradition und viele Aufführungen zurück. Seit Anfang der 1970er-Jahre ist das Haus ein Gastspielbetrieb, der aktuell von Andreas Heuke geleitet wird. Pro Jahr werden rund 15 bis 20 Aufführungen im „Kult-X Kulturzentrum Kreuzlingen“ gezeigt, hauptsächlich aus den Bereichen Theater, Kabarett, Musik und Literatur. In der neuen Spielzeit rückt das Theater viele Schweizer Künstler und Künstlerinnen ins Rampenlicht.
In einer aktuellen Pressemitteilung äußern sich die drei Programmleiter*innen zu den kommenden Highlights: „Ich weiß jetzt schon, dass ich an den gesungenen Gedichten der Basler Band ,Dill und Kraut‘ wachsen werde“, sagt Michael Goldbach aus der Programmleitung des Theaters an der Grenze mit einem Lächeln. Die Spoken-Word-Gruppe aus einer Dichterin und zwei Musikern eröffnet am 8. September die Spielzeit auf der Bühne im Kult-X. Viel Mundart wird in der ersten Saisonhälfte im Theater zu hören sein. Thurgauer-, Zürcher-, Bern- und Baseldeutsch wechseln sich ab.
Aber auch Hochdeutsch sprechende Zuschauer*innen werden sich nicht vernachlässigt fühlen. Wenn am 19. Januar Lucia Schneider-Menz und Julia Schiwowa ihr Stück „Wer hätte das gedacht“ präsentieren, dann verbinden sich Musik, ferngesteuerte Figuren und Texte auf Bayrisch, Hochdeutsch und Schweizerdeutsch zu einem witzigen und nachdenklichen Amalgam. Das Duo gastierte bereits vergangene Saison und konnte das Publikum überzeugen. „Ihr neues Stück ist noch intensiver“, sagt Co-Programmleiter Klaus Okrafka. „Die Klappmaulpuppen sind aktiver. Man hat das Gefühl, es stünden vier Personen auf der Bühne“.
Auch Ueli Bichsel kennt sich in der Region Kreuzlingen Konstanz aus. Der Clown war einer der „Lufthunde“, die hier schon 2012 das Publikum zum Lachen brachten. Am 18. November zeigt er mit „Log“ ein privates Logbuch, in dem sich komische und tragische Situationen abwechseln. Ebenfalls alte Bekannte sind „Pasta del Amore“. Das Duo aus Bruno Maurer und Christian Gysi holt seine Vorstellung von „Yin and forever Young“ nach, die wegen der Herz-OP von Gysi verschoben werden musste. Der Inhalt des Stücks passt umso besser: Die beiden widmen sich mit ihrem anarchischen Humor den existenziellen Fragen des Lebens.
Am 13. Januar kommt mit Leni Plöchl aus Österreich jemand, der sich der „Trash-Satire“ zugehörig fühlt. „Ich habe Leni Plöchl auf der Künstlerbörse in Thun gesehen und war zunächst sprachlos, weil sie heftige Themen behandelt“, sagt Michael Goldbach. „Das ist kein Wohlfühlkabarett, aber es bringt einen weiter.“
Richtig was zum Wohlfühlen – und zum Mitfiebern – gibt es am 11. November, mit dem Enkel von Anna Rink, dem dritten Mitglied der Programmkommission: „Ich habe es ihm versprochen: Wenn ich gewählt werde, dann hole ich Monty ins Theater an der Grenze. Und dieses Versprechen habe ich gern eingelöst.“ Und zwar mit dem Duo „Puppenspiel“. „Simon Engeli und Rahel Wohlgensinger sind Kreuzlinger. Wir freuen uns, sie am 11. November in ihrer Heimatstadt zu zeigen“, sagt Klaus Okrafka. Der Schauspieler und die Puppenspielerin werden einiges zu tun haben, bis sie die Bühne im Kult-X in die Küche verwandelt haben, in der der Plüschhund und sein „Herrchen“ Simon für Rahel kochen können.
Die Bielerin Brigitte Hirsig, die am 28. Oktober unter dem Motto „Der Biss in den Apfel“ Märchen und improvisierte Geschichten über die Liebe erzählt, hat es beim Bühnenbild etwas leichter. Kinderstücke gehörten schon immer zum Programm des Theaters an der Grenze. In dieser Spielzeit nimmt die Programmleitung bewusst ein Drama auf, das sich an junge Leute wendet – auch wenn Ältere ebenfalls Gefallen daran finden dürften. Am 30. September erzählt der Schauspieler Max Gnant die Geschichte einer queeren und selbstzerstörerischen Liebe. Das Stück „Souhung“ wendet sich an Menschen ab 15 Jahren. Basis der Coming-of-Age-Collage ist Martin Franks berndeutscher Roman „Ter Fögi isch e Souhung“, der 1998 verfilmt wurde.
Seit zwei Jahren finden sämtliche Aufführungen des Theaters im Kult-X in der Hafenstrasse statt. Die Aufgabe der eigenen Spielstätte erforderte eine gewisse Anpassung. „Aber wir sind zufrieden mit dem Zuschauerzuspruch im Kult-X“, sagt Andreas Heuke, Präsident des Theatervereins. „Wir fühlen uns dort angekommen. Wir hätten nur gerne ein paar Helfer mehr, die uns bei den Vorstellungen an der Abendkasse oder der Bar unterstützen. Sämtliche Arbeit ist bei uns zwar ehrenamtlich, aber für die Helfer ist aber an dem betreffenden Abend der Eintritt in die Vorstellung frei, ebenso wie die Getränke.“
Tickets für die Aufführungen, die das Theater an der Grenze im Kreuzlinger Veranstaltungszentrum Kult-X organisiert, gibt es hier oder in der Kreuzlinger Buchhandlung „Bodan“.
MM/ans; Bild (von links nach rechts): Michael Goldbach, Anna Rink und Klaus Okrafka © Susanne Bollier