Über sieben Brücken musst Du gehen

Dieser Erfolgssong der DDR-Band „Karat“ wurde in Westdeutschland erst durch Peter Maffay zum Hit. Und so ging es vielen Liedern, Schlagern und Chansons aus dem Osten Deutschlands noch vor mehr als 20 Jahren. Daran erinnerten Bettina Riebesel und Jörg Dathe an einem Liederabend der besonderen Art auf der Werkstatt-Bühne des Konstanzer Theaters. Und Nina Hagen und Udo Lindenberg feierten mit.

Schließlich durfte der „Sonderzug nach Pankow“, diese Hamburger Fassung des Chattanooga Choo Choo durch Udo Lindenberg, nicht fehlen in dieser 75-Minuten-Revue mit Evergreens von jenseits der Elbe. Doch auch Nina Hagens „Du hast den Farbfilm vergessen“, eine Art heimliche DDR-Hymne, und „dass ich eine Schneeeflocke wär …“ von Veronika Fischer, das dem Abend den Namen lieh, fegten durch die Werkstatt in der Konstanzer Niederburg.

Und das machten Bettina Riebesel und Jörg Dathe ganz famos. Die seit der Spielzeit 16/17 neuen Ensemblemitglieder mit ostdeutschen Wurzeln zauberten einen Reigen schon vergessener Melodien mit erstaunlicher Musikalität und verblüffender Dramatik auf die Bühne – herrlich, wie Jörg Dathe den Dieter „Maschine“ Birr, den Frontmann der „Puhdys“, gab, oder wie Bettina Riebesel die schräge Nina Hagen (s. Foto) mimte, ohne allerdings deren Musikalität und Stimmkraft rüber zu bringen, was zugegebenermaßen schier unmöglich ist. Sie machten aus dem Liederabend weit mehr als nur eine Nostalgie-Revue – es wurde ein vergnügliches Schlager-Festival mit Erinnerungswert.

Das lag vor allem an den beiden charmant-sympathischen Darstellern, die mit persönlichen Erinnerungen nicht geizten aus einem Land, das es nicht mehr gibt, und einem Leben, das längst Geschichte ist. Manchmal schwingt dann Wehmut mit, häufig aber nur knorriger Humor, mit dem dieser sehr persönliche Rückblick auf eine deutsch-deutsche Vergangenheit garniert wird. Und dann tatsächlich ein beschwingtes Abend-Vergnügen beschert. Das nahezu voll besetzte Werkstatt-Theater quittierte diese Unterhaltung vom Feinsten dann auch mit langem Applaus, der die Künstler zu mehreren Zugaben verleitete. Recht so.

hpk/Foto: Bjørn Jansen (Theater Konstanz)

Weitere Vorstellungen: 25.12./27.1. jeweils 20 Uhr in der Werkstatt des Konstanzer Theaters.