Un concerto loco – ein verrücktes Konzert
Wenn Cubaner Musik machen, swingt und singt der Saal, bleiben Hände, Stimmbänder und Füße nicht ruhig: Lebensfreude pur. Und wenn dann „De alto cedro voy para marcané…“, die ersten Zeilen und Akkkorde von „Chan Chan“, der Hymne aus „Buena Vista Social Club“, erklingen, dann träumt jede(r) seinen karibischen Traum. So war das auch am letzten Samstag im Konstanzer Stadttheater, als zwei Altmeister zauberten
Die Erben des „Social Club“, jener legendären Musikkneipe des Stadtviertels Buena Vista in der cubanischen Hauptstadt Habana, die durch Ry Cooders Album und Wim Wenders Dokumentarfilm zu Weltruhm gelangte, können es noch immer: Der 87jährige Pianist Guillermo Rubalcaba, der schon mit Compay Segundo spielte, und der klassische Sänger Luis Frank Arias, der mittlerweile in Deutschland lebt, lassen vom Son bis zum Cha-Cha-Cha, vom Bolero bis zur Salsa keine Stilrichtung aus, um ihre ZuhörerInnen in ihren Bann zu ziehen.
Dabei wäre dem Klaviervirtuosen Rubalcaba ein besserer Flügel zu wünschen gewesen und dem Sänger Luis Frank Arias eine bessere Verstärkeranlage und beiden zusammen ein besser gefüllter Theatersaal – doch der Funke sprang auch so über.
Denn vor allem der improvisationsfreudige Pianist beließ es nicht bei traditionellen cubanischen Songs, sondern konnte auch den Welthits „As Time Goes by“ oder „The Girl From Ipanema“ immer wieder Neues abgewinnen – verschmitzt im Stil, bescheiden im Auftritt und mit immer demselben Schlussakkord als Markenzeichen. In seinem Glitzeranzug, einzige sichtbare Erinnerung an den „Social Club“, charmierte der alte Herr, dass es eine Freude war. Der Entertainer Arias hingegen animierte das Publikum zum Mitmachen und verwandelte den altehrwürdigen Theatersaal flugs in eine Konzerthalle.
Und so wurde das zum Schluss zu einem concerto loco – zu einem verrückten Konzert, freute sich Arias. Zu einem Wunschkonzert: Die musikalischen Tausendsassa spielten und sangen auf Zuruf aus dem begeisterten Publikum aber auch jeden cubanischen Gassenhauer – fast so wie in der Casa de la Trova, dem sagenumwobenen „Haus der Troubadoure“ in Santiago de Cuba, der Hauptstadt cubanischer Musik.[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]
Autor: hpk