Verfolgt, verurteilt, verbrannt
Die weltweit zweite Aufführung von „Verfolgt und verbrannt – Mexikos geheime Juden“, einer Collage aus Konzert und Lesung, wird am morgigen Donnerstag um 20 Uhr im Steigenberger Inselhotel in Konstanz stattfinden. Die Gedichte und Briefe des todgeweihten Luis de Carvajal haben den mehrfach ausgezeichneten argentinischen Komponisten Osias Wilenski zu seinem jüngsten Werk inspiriert, dem Liederzyklus „Poemas y cartas de Carvajal“ (Gedichte und Briefe von Carvajal).
Tenor Friedemann Hecht, Sprecher Nikola David und Mitglieder des Berliner modern art ensembles (s. Foto) präsentieren den Zyklus einmalig dem Konstanzer Publikum. Ihre Idee zu der Veranstaltung konnte Prof. Dr. Sina Rauschenbach dank einer Kooperation der Universität Potsdam mit dem Konstanzer Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“ verwirklichen.
Wer war Luis de Carvajal der Jüngere? Der Spanier entstammte einer jüdischen Familie, die sich im 15. Jahrhundert unter Zwang taufen ließ, im Geheimen aber weiter die jüdische Religion praktizierte. Der Gefahr der spanischen Inquisition entkamen seine Mutter, Geschwister und Luis zunächst durch die Auswanderung nach Mexiko im Jahre 1580. Doch nicht lange nach ihrer Ankunft in Amerika wurde die Familie denunziert und vor das dortige Inquisitionstribunal zitiert. Aufgrund eines Schuldbekenntnisses wurden die Familienmitglieder zunächst bestraft und mit Auflagen freigelassen, fünf Jahre später jedoch erneut festgenommen und auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
„Selbstzeugnisse von solchen Opfern der Inquisition existieren nur in den seltensten Fällen. Daher sind die Autobiographie Carvajals, seine Briefe und Gedichte so wertvoll für die Forschung“, erklärt die Historikerin und Kulturwissenschaftlerin Sina Rauschenbach, die an der Universität Potsdam Religionswissenschaft mit dem Schwerpunkt jüdisches Denken lehrt. „Und gleichzeitig sind es berührende Zeugnisse, welche Ängste die Verfolgten hatten, welche Bedrohungen ihnen widerfuhren“, fügt sie hinzu.
Sina Rauschenbach legt großen Wert darauf, das Werk auch dem Konstanzer Publikum vorzustellen. Während eines Forschungsaufenthalts am Kulturwissenschaftlichen Kolleg Konstanz kam ihr die Idee, die Geschichte Carvajals mit der Musik von Osias Wilenski auf die Bühne zu bringen. Wilenski, der das Sujet schon in einer Oper behandelt hatte, schrieb den Liederzyklus „Poemas y cartas de Carvajal“ eigens für die Aufführungen in Potsdam und Konstanz. Bei der Aufführung in Konstanz wird er anwesend sein. Vor der Aufführung, um 19.30 Uhr, gibt Sina Rauschenbach den Zuschauern eine Einführung in das Werk. Die Lieder werden in der Originalsprache gesungen, die Texte auf Deutsch gelesen.
PM
12. November, Konstanz Steigenberger Inselhotel, 19:30 Uhr: Kurze Einführung in Werk und Thematik, 20:00 Uhr: Aufführung. Tickets sind im Vorverkauf bei den Buchhandlungen Buch Kultur Opitz sowie Homburger & Hepp, unter reservix.de sowie an der Abendkasse erhältlich. Vorverkauf: 14,- €/9,- € ermäßigt; Schüler: 6,- €; Abendkasse: 16,- €/11,- € ermäßigt;
Schüler: 8,- €.