Viele Städte wehren sich gegen Naidoo-Konzert

Der Musiker Xavier Naidoo rutscht immer weiter ab ins Lager der rechtslastigen Verschwörungstheoretiker. Eigentlich wollte er dieses Jahr auf seiner geplanten „Hin und Weg Tour“ in mehreren Städten auftreten. Doch der Widerstand gegen Konzerte mit Naidoo wächst bundesweit. Nun hat sich auch die Stadt Emmendingen gegen einen Auftritt des umstrittenen Interpreten ausgesprochen, und zwar sehr deutlich. Hier die aktuelle Pressemitteilung.

„Die Stadt positioniert sich weiterhin klar gegen den Auftritt von Xavier Naidoo. Einem Künstler, der sich in seinem jüngsten Musikvideo gegen die Grundsätze unserer Verfassung wendet, die Gefahr der Pandemie leugnet und dazu aufruft, die Sicherheits-und Hygienemaßnahmen zu unterlassen, Verschwörungstheorien verbreitet und einen Anschlag auf ein Impfzentrum in seinem Video zeigt, möchten wir in Emmendingen keine Bühne bieten. Wir sind diesbezüglich im engen Kontakt mit dem Konzertveranstalter und verfolgen insoweit ein gemeinsames Ziel.“

Geplant war ein Auftritt von Naidoo im Juli beim mehrtägigen Festival „I EM Music“ auf dem Emmendinger Schlossplatz. Noch hat der zuständige Veranstalter die Veranstaltung offiziell nicht abgesagt, erklärte aber kürzlich mit Verweis auf Corona: „Es ist nicht davon auszugehen, dass es im Sommer große reguläre Konzerte geben wird“. Der Hinweis auf die Pandemie könnte dem Veranstalter auch ersparen, dass Naidoos Management auf Vertragserfüllung pocht und juristische Schritte einleitet.

Auch andere Städte wollen kein Naidoo-Konzert

Für den 9. Oktober ist ein Auftritt von Naidoo in Mannheim angekündigt. Doch auch dort gibt es massiven Widerstand. Ebenso in Rostock, wo sich die Bürgerschaft Mitte Mai deutlich gegenüber Naidoo wegen seiner Nähe zu QA und Reichsbürgern positioniert hat und eine Absage des geplanten Konzerts in der Stadthalle im August fordert. Die Rostocker Stadtverwaltung hingegen, und da vor allem der Rostocker Oberbürgermeister Claus R. Madsen, äußerte Bedenken, denn die Stadthalle sei eine öffentliche Einrichtung und somit der Wahrung des Gleichheitsgrundsatzes verpflichtet. Bei einer Absage des Naidoo-Konzerts müsse sich die Stadt eventuell vorhalten lassen, dass Künstler, die sich öffentlich kritisch zu Wort meldeten, in Rostock nicht willkommen seien. Madsen legte Widerspruch gegen die Entscheidung der Bürgerschaft ein, die sich nun erneut mit dem Fall beschäftigen muss.

Deutliche Proteste gegen geplante Auftritte von Xavier Naidoo wurden unter anderem auch aus Kassel, Mönchengladbach, Dortmund, Hof und Regensburg gemeldet. Das Konzert des umstrittenen Sängers in Salem am 24. 7. wird wohl verschoben, sowie auch das in Regensburg, wo Naidoo am 23.7. im Rahmen der dortigen Schlossfestspiele derer von Thurn und Taxis auftreten sollte.

Schlossherrin Gloria von Thurn und Taxis, vom Boulevard wegen ihrer extravaganten Frisuren einst als „Punkerfürstin“ bezeichnet, gilt mittlerweile als blaublütige Frontfrau bei ultrakonservativen Katholiken, äußerte mehrmals Sympathien für Donald Trump und pflegt auch Beziehungen zum AfD-Umfeld und stramm-rechten Polit- und Glaubenszirkeln. Bundesweites Aufsehen erregte sie vor knapp 20 Jahren bei einer Talk-Show. Anlässlich einer Diskussion über AIDS in Afrika erklärte sie damals: „Der Schwarze schnackselt gerne“. Auch zu aktuellen Fragen nimmt sie immer wieder gerne Stellung. Dass der Klimawandel menschengemacht sei, bezeichnet sie als „systematische Irreführung“. Da ist der Weg zu Naidoos wahnhafter Verschwörungswelt wohl nur ein kurzer. Die Regensburger Schlossfestspiele wurden auf kommendes Jahr verschoben. Gut möglich, dass Naidoo dann erneut auf dem Programm steht.

H. Reile (Bild: Foto: © JCS)

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