Von Fjord bis Dudelsack

Die Südwestdeutsche Philharmonie nimmt sich in der Saison 2017/2018 nicht nur der vertrauten sinfonischen Schlachtrösser an, sondern hat auch einige Schmankerl zu bieten, etwa ein Konzert für Panflöte und Orchester. Außerdem gibt es einige Veranstaltungen, die bewusst auch klassikskeptischen Menschen den Konzertbesuch schmackhaft machen und Hemmschwellen abbauen sollen.

Im Blickpunkt des Orchesterbetriebes stehen auch in der nächsten Saison natürlich die Philharmonischen Konzerte, denen Chefdirigent Ari Rasilainen (Foto) bewusst einen heimatlichen, in seinem Fall nordeuropäischen Touch verleiht. Neben dem Violinkonzert von Jean Sibelius, das neben einigen Werken Griegs der Renner des nordischen Repertoires sein dürfte, ist dem Dirigenten auch die Musik von Uuno Klami (1900-1961) ein Herzensanliegen. Klami war ein gemäßigt moderner, durchaus hörenswerter Komponist, der hierzulande gänzlich unbekannt ist. Die Südwestdeutsche Philharmonie präsentiert neben seiner Kalevala-Suite (1934-1943) auch seine Tscheremissische Fantasie für Cello und Orchester (1931). Die Tscheremissen, lehrt Wikipedia, sind ein Volk von „Wolga-Finnen“, das sich einer finnisch-ugrischen Sprache bedient.

Aus der U-Bahn in den Konzertsaal

Ein besonderes Programm haben die Konzerte im April 2018. Der schweizerische Komponist Fabian Müller (*1964) war in seiner Jugend vom Panflötisten Gheorghe Zamfir fasziniert und hat jetzt ein Konzert für Panflöte und Orchester geschrieben, welches die Südwestdeutsche Philharmonie uraufführen wird. Panflöte also einmal nicht als Instrument in der zugigen U-Bahn-Unterführung, sondern live im stickigen Konzertsaal. Solist ist der in Konstanz ansässige Panflötist Urban Frey. An diesem Abend gibt es außerdem Johannes Brahms‘ 2. Sinfonie.

Das Orchester präsentiert übrigens noch ein weiteres Mal Brahms, allerdings in einer nicht sehr verbreiteten Fassung: Arnold Schönberg hat sich ja nicht nur in seinem berühmten Rundfunkvortrag zu „Brahms, dem Fortschrittlichen“ bekannt, sondern auch behauptet, von ihm Ökonomie und Reichtum gelernt zu haben. Er bearbeitete 1937 Brahms‘ Klavierquartett op. 25 für eine kleinere Besetzung und ermöglicht es damit, einen neuen Höreindruck von diesem Werk zu gewinnen. Im selben Konzert im Oktober ist Martin Stadtfeld als Solist in Chopins erstem Klavierkonzert zu hören.

Wo die Panflöte vertreten ist, darf natürlich auch der Dudelsack nicht fehlen. Er kommt im März 2018 in „An Orkney Wedding, with Sunrise“ zum Einsatz. Dies ist ein launiges Werk des Briten Peter Maxwell-Davies (1934-2016), bei dem in England der Dirigent gelegentlich dem Publikum zuprostet, das darob vor Lachen zurück prustet. (Es geht übrigens das unbestätigte Gerücht, dass Intendant Beat Fehlmann persönlich am Dudelsack-Part übt. Wundern Sie sich also nicht, wenn Ihnen demnächst ein freundlicher, völlig atemloser Herr im Wollrock mit einem unförmigen Blasebalg im Arm über den Weg läuft. Er will wirklich nur spielen.) Im selben Konzert gibt es auch William Waltons (1902-1983) äußerst süffiges Bratschenkonzert sowie Georges Bizets „Carmen-Suite“ in der effektvollen Fassung für kleineres Orchester und einiges Schlagwerk von Rodion Schtschedrin zu hören.

Klassiker to go

Neben den Abonnements-Konzerten (jetzt wieder um 19.30 Uhr!) debütiert in der nächsten Saison die neue Reihe Genial!, die an vier Samstagabenden um 18 Uhr jeweils in 50 Minuten ein einzelnes Werk präsentiert. Nach einer kleinen Einführung mit Hörbeispielen wird das Stück dann komplett durchgespielt. Neben Werken von Mozart, Bizet und Grieg gibt es in dieser Reihe, die die „Happy Hour“ ersetzt, im Februar 2018 ein Best-Of-Konzert mit einigen absoluten Klassik-Highlights. Eine lockere Konzertreihe also für Menschen, die sich nicht sicher sind, ob sie einen normalen Konzertabend durchstehen.

Etwas Neues sind die drei Crossover-Konzerte, die das Orchester als „Unlimited“ veranstaltet, und zwar in der Schänzlehalle in Konstanz, die bis zu 1800 Zuhörer fassen kann. Im März 2018 sind der Rapper Curse und Miki Kekenj, Konzertmeister der Bergischen Symphoniker und bekennender Hip-Hop-Fan, zu Gast. Im Mai 2018 präsentiert Ari Rasilainen dann Tango Nuevo von Südamerika bis Finnland.

Bereits am 17.12.2017 aber feiern die Sänger des A-capella-Ensembles Viva Voce mit dem Orchester ein sinfonisches Weihnachten. Zum Fest der Liebe beschäftigen sie sich „mit echten Sorgenkindern: einem depressiven Weihnachtsmann, einer Gans, die irgendetwas falsch verstanden hat – und auch kulinarische Problemzonen bleiben kein Tabu.“ Passend zu den Festtagen heißt das Programm „Wir schenken uns nix“.

Harald Borges (Foto: ©SWP, Patrick Pfeiffer)

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