Was sind uns Kunst und Kultur eigentlich wert?

seemoz-Nix-OsnerDas will die Konstanzer SPD herausfinden und lädt deshalb kommenden Sonntag zu einem kommunalpolitischen Forum in die Spiegelhalle ein. Sind Kunst und Kultur Luxusgüter? Welche Bedeutung spielen sie für Konstanz und die Bodenseeregion? Vor welchen Herausforderungen steht die Kulturszene und wie können die freie und etablierte Kultur vor Ort zukunftsfähig aufgestellt werden?

Allerlei spannende Fragen, die auf Antworten warten. Um solchen näher zu kommen, werden sogenannte Impulsvorträge von Kulturbürgermeister Andreas Osner, Theaterintendant Christoph Nix und von Magdalena Schweizer und Annelies Hell vom Kulturladen gehalten. Anschließend darf auch das hoffentlich zahlreich erscheinende Publikum seine Meinung zum Thema äußern. Ziel der Diskussion soll sein, Ideen und Vorschläge für die Kulturpolitik der Stadt Konstanz, die sich gerne als „kulturelles Oberzentrum“ bezeichnet, zu entwickeln.

Vor allem das Aufeinandertreffen von Osner und Nix (s. Fotos) verspricht Brisanz. Bereits beim Theaterfest Ende September sollte es bei einem Talk mit dem Titel „Ich stelle mich“ dazu kommen. Geplant war eine Diskussion zwischen Nix kontra Osner und auch die Teilnahme von Oberbürgermeister Uli Burchardt war angedacht. Doch die Verwaltungsspitze glänzte durch Abwesenheit. Mit ein Grund dafür war sicher, dass im „Trojaner“, der damaligen Hauszeitung des Stadttheaters, den Bürgermeistern und auch dem Konstanzer Gemeinderat fehlendes Profil und auch kulturpolitische Ignoranz vorgeworfen wurde. Seitdem bildet sich umgehend und großflächig Glatteis, wenn der umtriebige Theaterintendant auf das städtische Spitzenpersonal trifft. Ob es nun am kommenden Sonntag zu einem kulturpolitischen Schlagabtausch kommt, der je nach persönlicher Stimmung auch heftig werden oder sogar zum Scharmützel ausarten könnte, bleibt abzuwarten.

Man darf getrost davon ausgehen, dass Christoph Nix unter anderem die finanzielle Ausstattung des Stadttheaters zum Thema macht. Zu Recht, meint auch Gisela Kusche, Stadträtin der FGL, in einem Beitrag, den sie aktuell für das FGL-Mitteilungsblatt „Subkurier“ geschrieben hat. Es mache „betroffen“, so Kusche, „wenn man einerseits sieht, was für hervorragende und vielfältige Arbeit unser Stadttheater leistet und dann erfährt, dass ein junger Schauspieler in einer so teuren Stadt wie Konstanz mit 1600 Euro brutto im Monat auskommen muss und seit Jahren eine dringend benötigte Technikerstelle nicht besetzt werden darf“.

Das Thema Finanzen am Theater ist fast so alt wie das mittelalterliche Gemäuer selbst. Nachzulesen in dem empfehlenswerten Buch „Das Jüdische Konstanz“, erschienen im Südverlag, in dem ein kleines Kapitel Adolf Oppenheim gewidmet ist. Da heißt es: „1886 war Adolf Oppenheim vom Stadtrat als Direktor an das kleine, damals ziemlich heruntergekommene Konstanzer Stadttheater berufen worden. Von Anfang an kämpfte er gegen den maroden Zustand der Spielstätte im ehemaligen Jesuitentheater, klagte über zu geringe Zuschüsse (nur 1200 Reichsmark jährlich), den fehlenden Fundus und die ungenügende Bezahlung der Schauspieler. Anfänger erhielten eine Monatsgage von nur 50 Reichsmark, so war es ihnen kaum möglich, im schon damals teuren Konstanz eine bezahlbare Wohnung zu finden“.

Sonntag, 8.11., 19 Uhr in der Spiegelhalle. Der Eintritt ist frei.

H. Reile