Welcome, Mr. Snowden

Zwei Highlights in dieser Zebra-Kino- Spielwoche: Die großartige Dokumentation über die Snowden-Enthüllungen von Laura Poitras – „Citzenfour“ war das Codewort, das der Whistleblower und die Journalisten benutzten (s. Foto). Und: Im Rahmen der beliebten „Moonlight Madness“ präsentiert das Zebra-Kino zwei Streifen des legendären John Carpenter an nur einem Samstag.


Citizenfour

USA/DEU 2014, 114 min.; Regie: Laura Poitras, FSK 0, Englische Originalversion mit deutschen Untertiteln

Im Juni 2013 erschütterten Edward Snowdens Enthüllungen streng geheimer NSA-Akten die Weltöffentlichkeit. Die dadurch ausgelöste Debatte um staatliche Telekommunikationsüberwachung ist – trotz der Tragweite des globalen Spionageskandals – ironischerweise schnell abgeklungen. Von Snowden spricht derzeit kaum jemand, er befindet sich noch immer im russischen Exil, via Twitter hält er Kontakt zur Außenwelt.

Citizenfour ist die Dokumentation über Snowdens Enthüllungen, die 2015 den Oscar in der Kategorie Bester Dokumentarfilm erhielt. Der Film ist der letzte Teil von Laura Poitras‘ Trilogie über die Vereinigten Staaten nach dem 11. September 2001, nach dem die USA ihre Datensammlung zur Vorbeugung gegen internationalen Terror drastisch erhöhte. Laura Poitras, selbst Zielscheibe staatlicher Überwachung, rahmt Citizenfour mit sehr persönlichen Einblicken in die Kommunikation zwischen Snowden und ihr, beispielweise bei der Verschlüsselung ihrer Mails. Im Schwerpunkt des Films stehen die Aufnahmen der in einem Hongkonger Hotel gemeinsam verbrachten Stunden und Tage von Snowden, Poitras und den beiden Guardian-Journalisten Glenn Greenwald und Ewen MacAskill.

Spieltermine: Do., 22.9. 20:00 Uhr, Fr., 23.9. 21:30 Uhr, So., 25.9. 17:30 Uhr, Mo., 26.9.19.00 Uhr (mit Expertengespräch)


Boy and the World

BRA 2013, 80 min.; Regie: Alê Abreu, FSK 0, Portugiesische Originalversion (keine Dialoge)

Boy and the World, einfacher kann ein Filmtitel kaum ausfallen, und dennoch beginnt schon beim Lesen das Kopfkino zu rattern. Was kann ein junger Mensch dieser Tage auf dieser Welt nicht alles erleben, welch tolle Erfahrungen kann er machen, welchen Sorgen und Gefahren wird er ausgeliefert sein? Alê Abreu begegnet unserer kindlichen Neugier in seinem Oscar-nominierten Zeichentrickfilm mit größtem Respekt und setzt statt auf ausufernde Dialoge viel lieber auf eine Wundertüte aus zauberhaften Bildern und einnehmender Soundkulisse.

Wie es der Titel will, ist die Geschichte ebenso simpel wie vielschichtig. Der kleine Junge Cuca führt zusammen mit seinen Eltern ein scheinbar sorgenfreies Leben auf dem Land, bis sein Vater eines Tages den Zug in die große Stadt nimmt, um dort die finanzielle Not seiner Familie zu beheben. Sein Sohn will nicht ohne seinen Vater leben und macht sich auf den Weg, ihn zu besuchen. Der Film prangert Missstände an, jedoch angenehm unaufdringlich und stets mit dem neugierigen Blickwinkel eines kleinen Jungen. Gepaart mit einem freundlichen, geradezu euphorischen Soundtrack ergibt sich ein ambivalentes Bild unserer heutigen Zeit und einer der schönsten und zugleich intelligentesten Animationsfilme der letzten Jahre.

Spieltermine: Fr., 23. 19.30, Sa., 24.9. 18, So., 25.9. 20, Mo., 26.9. 22:00


Sie Leben

USA 1988, 94 min.; Regie: John Carpenter; Mit: Roddy Piper, Keith David, Meg Foster u.a. FSK 18, Englische Originalversion mit deutschen Untertiteln

„I have come here to chew bubblegum and kick ass… and I‘m all out of bubblegum.“ An guten Sprüchen fehlt es Nada nicht, aber an so ziemlich allem anderen. Eines Tages findet der Arbeitssuchende nahe seiner sporadischen Unterkunft einen Karton voller Sonnenbrillen. Als er durch eine der Brillen blickt, erkennt er, dass die Menschheit tief in den Fängen von Außerirdischen steckt und davon nicht einmal etwas weiß. Durch unterschwellige Botschaften im Fernsehen, auf Werbetafeln und Magazinen machen sie die Menschen zu konsumgetriebenen Wesen ohne eigenen Willen. Nun liegt es in der Hand von Nada, die Menschheit aus ihrer ungeahnten Gefangenschaft zu befreien. Mit seiner Sonnenbrille und einer Schrotflinte bewaffnet zieht er los um Ärsche zu treten.

Sie leben ist ein politisch-subversiver Mix aus Grusel und Science-Fiction und wohl einer der meist unterschätzten Carpenter Filme. Der ehemalige Wrestler Roddy Piper glänzt in seiner Rolle als einfachgestrickter Tagelöhner Nada und liefert sich in dem Streifen einen der wohl besten, längsten und trivialsten Faustkämpfe der Filmgeschichte. Freut euch darauf!

John Carpenters Vampire

USA 1998, 103 min.; Regie: John Carpenter; Mit: James Woods, Daniel Baldwin, Sheryl Lee, FSK 16, Englische Originalversion mit deutschen Untertiteln

Lose auf der Handlung des Romans Vampire$ von John Steakley basierend, folgt Carpenters Vampire der professionellen Vampirjägergruppe um Jack Crow. Als Obervampir Valek nahezu das gesamte Team tötet, schwören der verbliebene Jack und sein Partner Montoya bittere Rache und machen sich auf, dem blutsaugenden Dämonen in der texanischen Wüste endgültig den Garaus zu machen. Doch je näher sie dem Vampir kommen, umso klarer wird, dass nichts so ist, wie es scheint und Valek seine eigenen düsteren Pläne schmiedet.

Überraschend bunt trumpfte dieser im besten Sinne staubige Film mit feinsten praktischen Effekten auf. Er gab dem verstaubten Vampirfilm 1998 neue Impulse, indem er ihn mit dem ebenfalls bezopften Western-Genre kombinierte und das bis heute vorhandenen Genres des Vampirwestern begründete. Dazu bietet er James Woods, einer Größe des B-Films, die Bühne für eine Paraderolle.

Spieltermin: Sa., 24.9.20 Uhr


MM