Wessenberg-Galerie zeigt den vergessenen Macke
„Sie gehören alle zueinander, Franz, August und Helmuth, und wenn man an den Einen denkt, denkt man an sie Alle, an ihre Freundschaft und Gemeinschaft, an ihre Wünsche und Ziele“ – das schrieb Elisabeth Erdmann-Macke, die Witwe August Mackes, über die Zeit des künstlerischen Aufbruchs am Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Namen von Franz und August Macke sind heute jedem geläufig, Helmuth Macke aber ist weitgehend in Vergessenheit geraten. Das will eine Ausstellung in der Wessenberg-Galerie ändern, die kommenden Freitag eröffnet wird.
Dabei zählte Helmuth Macke zur wegweisenden Generation der so genannten „Rheinischen Expressionisten“ und damit zur damaligen Avantgarde. Mit Franz Marc, Mitbegründer des „Blauen Reiter“, war er ebenso freundschaftlich verbunden wie mit dem auf Schloss Dilborn lebenden Heinrich Nauen und den „Brücke“-Malern Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff. Macke entwickelte einen eigenständigen Stil, schuf eindrucksvolle expressive Landschaften, Portraits und Stillleben und beteiligte sich an bedeutenden Ausstellungen.
Eine zentrale Rolle sollte Helmuth Macke bei der Entstehung jener Kunstlandschaft spielen, die sich seit den 1930er-Jahren auf der Höri, der im unteren Bodensee in der Nähe zur Schweiz gelegenen Halbinsel, entwickelte: 1933 entschloss sich der Künstler zum Rückzug in die Bodenseeregion und fand in der Alten Mühle in Hemmenhofen ein neues Domizil. Im Zuge der „inneren Emigration“ ließen sich weitere mit Macke bekannte Kunst- und Kulturschaffende auf der Höri nieder. Am Bodensee begann für Helmuth Macke nochmals eine Zeit der intensiven künstlerischen Arbeit, die durch seinen tragischen Unfalltod 1936 ein jähes Ende fand.
In einem vom Kunstmuseum Ahlen, Westfalen, initiierten Kooperationsprojekt erinnern fünf deutsche Museen anlässlich seines 80. Todestages an Helmuth Macke. Die Städtische Wessenberg-Galerie Konstanz steht am Anfang und legt den inhaltlichen Schwerpunkt ihrer Ausstellung auf die Jahre 1933 bis 1936, in denen der Künstler am Bodensee lebte. Dabei werden nicht nur neue, bisher nicht bekannte Erkenntnisse zu Mackes Leben und Schaffen in jener Zeit präsentiert, sondern auch sein Spätwerk erstmals grundlegend analysiert und gewürdigt. Zur Ausstellung, die bis 15. Januar 2017 zu bewundern ist, erscheint auch ein Katalog.
Öffentliche Führungen
Sonntag, den 25. September, 16. Oktober, 6. November, 27. November, 11. Dezember und 15. Januar 2017, jeweils um 11 Uhr.
Mittwoch, den 5. Oktober, 26. Oktober, 16. November, 30. November, 21. Dezember und 4. Januar 2017, jeweils um 15 Uhr.
Freitag, den 6. Januar 2017 um 15 Uhr.
Happy Hour: Im Angebot ist auch eine Abendführung durch die Ausstellung. Anmeldung unter: Telefon +49(0)7531/900 913 oder Mail an: Ursula.Benkoe@Konstanz.de. Kostenbeitrag: 5,- €.
Termine: Dienstag, den 4. Oktober, 8. November, 13. Dezember und 10. Januar 2017, jeweils um 19 Uhr.
Begleitprogramm
„Ascona – Monte Verità und seine Künstler“
Vortrag in der Wessenberg-Galerie am Mittwoch, den 23. November um 19 Uhr mit Richard Butz, Journalist und Autor.
Ascona mit seinem Monte Verità: Seit der Jahrhundertwende Tummelplatz der Bohème, der Künstler und der Aussteiger. Hans Arp, Hugo Ball, Hermann Hesse oder Rudolf von Laban sind nur einige der zahlreichen Ascona-Persönlichkeiten, die sich auf dem „Berg der Wahrheit“ aufhielten. Auch Helmuth Macke kam erstmals 1929 auf der Durchreise nach Ascona und lebte dort ab 1930 einige Monate bis zu seiner Ausweisung durch die Fremdenpolizei. Richard Butz beschäftigt sich seit der legendären Monte-Verità-Ausstellung von Harald Szeemann im Jahr 1978 mit Ascona und der dortigen Kunstszene im 20. Jahrhundert. In seinem Vortrag stellt er den zum Mythos gewordenen Berg und seine Bewohner vor.
Anmeldung erbeten unter: +(0)7531/900 913 oder Mail an Ursula.Benkoe@Konstanz.de. Kostenbeitrag: 5,- €.
„Gottes farbige Fenster. Sakrale Glasmalerei der Moderne im Rheinland“
Vortrag im Rosgartenmuseum am Mittwoch, den 7. Dezember um 19 Uhr mit Yvonne Hildwein, Volontärin der Städtischen Museen Konstanz.
Das Rheinland, Heimat von Helmuth Macke, entwickelte sich Anfang des 20. Jahrhunderts zu einer Hochburg der Glasmalerei. In Verbindung mit der dort entstehenden modernen Architektur erlebte die Glasfenstergestaltung insbesondere von sakralen Bauten, im Zeitraum seit 1910 einen regen Aufschwung. Künstler der klassischen Moderne wie Johan Thorn Prikker oder Heinrich Campendonk, Freunde von Helmuth Macke, aber auch Georg Meistermann, Wilhelm Teuwen, Jochem Poensgen, Ludwig Schaffrath, Johannes Schreiter bis hin zu Gerhard Richter waren und sind in diesem Bereich tätig.
Anmeldung wie oben, Kostenbeitrag: 5,- Euro.
MM