Zebra-Kino: Von Havanna bis Tempelhof
Infos zum aktuellen Wochenprogramm des Konstanzer Zebra Kinos: Die vier Filme erzählen von alter Liebe und rauhem Sport, von Geflüchteten in Berlin und Kammerspielen in den USA. Ein Tipp der Redaktion: „Candelaria“, die etwas andere Liebesgeschichte aus Kuba.
Vollblüter – Thoroughbreds
USA 2017, Regie: Cory Finley, FSK 16, Englische Originalversion mit Untertiteln
Amanda und Lily sind die beiden zentralen Figuren des Films. Amanda fühlt überhaupt nichts, weder Glück noch Trauer. Lediglich Hunger und Durst sind ihr bekannt. Lily fühlt dafür alles zutiefst. Vor Jahren waren die beiden befreundet, haben sich mittlerweile jedoch entfremdet. Nach einem etwas holprigen Start nähern sie sich zunehmend wieder an. Es dauert nicht lange, bis Amanda Lilys Hass gegenüber ihrem Stiefvater erkennt und sie mit der Frage konfrontiert, ob sie sich vorstellen könne, diesen zu töten…..Cory Finley hatte diesen Stoff eigentlich als Theaterstück intendiert, konnte allerdings das Angebot, sein Skript selbst zu verfilmen und damit sein Regiedebüt zu geben, nicht ablehnen. Die Nähe zum Theater ist dem Film daher deutlich anzumerken. Finley verwebt Elemente der Comedy of Menace eines Harold Pinter mit der Suspense von Hitchcock und treibt die Figuren seines Films konsequent in ein düster noires Finale.
Spieltermine: Do., 6.9. 19 Uhr | Fr., 7.9. 21:30 Uhr | Sa., 8.9. 20 Uhr | So., 9.9. 20:30 Uhr | Mo., 10.9., 21:30 Uhr | Di., 11.9., 21:45 Uhr
Candelaria – Ein kubanischer Sommer
COL / GER / NOR / ARG / CUB 2017, Spanische Originalversion mit deutschen Untertiteln
Havanna, Kuba 1994. Die Sowjetunion ist zerfallen und in Kuba fehlt es wegen des Wirtschaftsboykotts an Nahrungsmitteln und Erdöl. In diesen prekären Lebensumständen – der ‚Sonderperiode‘ – leben Candelaria, 75, und ihr Ehemann Victor Hugo, 76. Die beiden sind verarmt und müssen auch in ihrem hohen Alter noch arbeiten: sie in der Wäscherei eines Hotels, er in einer Zigarrenfabrik. Irgendwie sind die zwei auch nur noch aus Bequemlichkeit zusammen, die Liebe ist in ihrem herben Alltag einfach abhandengekommen. Und zu zweit schmeckt das abendliche Karottenmus dann eben doch besser als alleine. Aber dann findet Candelaria durch einen Zufall eine Videokamera in der Wäsche und die Beziehung der beiden erhält einen ordentlichen Schub. Zunächst wenig begeistert von der Entdeckung, beginnt Victor seine Frau durch die Linse der Kamera mit ganz anderen Augen zu entdecken. Über die neu entdeckte Leidenschaft zum Film, entwickeln sie diese auch wieder füreinander, turteln wie Frischverliebte durch die wie gelähmte Stadt und verzaubern mit der Videokamera das Elend in Havanna.
Spieltermine: Do., 6.9., 21:00 Uhr | Fr., 7.9., 19:30 | Sa., 8.9., 18:00 Uhr | Mo., 10.9., 19:30 Uhr
Queerstreifen: Tackling Life
DEU 2018, 91 Min., Regie: Johannes List, Englische Originalversion mit Untertiteln
Gewalt, hartes Training, bärtige Männlichkeit – Bilder, die klassischerweise mit Rugby assoziiert werden. Bei den Berlin Bruisers gibt es das auch. Doch es ist nicht alles. Deutschlands erste schwule Rugby-Mannschaft ist mehr als ein Haufen wilder Kerle, die Spaß daran haben, aufeinander los zu gehen. Es geht ums Miteinander, nicht ums Gewinnen – natürlich auch, aber letzteres klappt halt nicht immer. Eine inklusive Stimmung im Team dagegen schon. Der Gründer Adam Wide betont die Toleranz des Rugbys: „Ein Rugby-Team ist eine Metapher fürs Leben. Es benötigt kleine, große, schnelle, schwere Menschen. Niemand schließt dich aus, weil du zu klein oder zu schwer bist. Alleine kann keiner von uns sehr viel, nur gemeinsam sind wir sehr stark.“
In „Tackling Life“ begleitet Autor und Regisseur Johannes List vier Mitglieder dieser außergewöhnlichen Mannschaft, zeigt auch den Alltag der Männer und wie flexibel und kreativ Trikots eingesetzt werden können.
Spieltermin: So., 9.9., 18:30 Uhr
Zentralflughafen THF
DEU / FRA / BRA 2018, 100 Min., Regie: Karim Aïnouz, mit deutschen Untertiteln
Zentralflughafen THF zeigt den Alltag von Flüchtlingen, die in den Gebäuden des stillgelegten Flughafens Berlin-Tempelhof untergebracht sind (s. Foto). Der Film erzählt von den Menschen in den Hangars, lässt sie ihre dramatischen Erlebnisse schildern und zeigt ihre Lebenssituation zwischen Deutschunterricht, medizinischen Untersuchungen und Begegnungen mit der deutschen Bürokratie.
Im Mittelpunkt stehen Ibrahim Al Hussein aus Syrien und Qutaiba Nafea aus dem Irak. Sie wurden vom Regisseur über ein Jahr begleitet.
Die Amnesty International Gruppe Konstanz freut sich darüber, in Kooperation mit dem Zebra Kino und dem Café Mondial den Dokumentarfilm von Karim Aïnouz – auf der Berlinale 2018 mit dem Amnesty-International-Filmpreis ausgezeichnet – einmalig am 11. September zu präsentieren. Vor dem Film wird es eine kurze Einführung, im Anschluss die Möglichkeit für eine Diskussion geben.
Spieltermin: Di., 11.9., 19:00 Uhr
MM/hpk (Foto: Piffl Medien GmbH)