Zebra Kino: Film ab in der Chérisy
Sollte das Scala auf der Marktstätte bald schließen, dann bleibt in Konstanz wohl nur noch die kleine Filmenklave in der ehemaligen Kaserne, die anspruchsvolle Streifen präsentiert, die nicht dem Mainstream geschuldet sind. Auch diese Woche bieten die Zebras wieder ein gutes und spannendes Programm. Außerdem ist der Deutsche Kurzfilmpreis zu Gast. Gründe genug also, dem kleinen Filmtempel in der Chérisy mal wieder einen Besuch abzustatten.
Spring
USA 2014, 109 min, Regie: Justin Benson & Aaron Moorhead , FSK 16 beantragt, Fassung: Englisch mit deutschen Untertiteln
Nicht zu unrecht wurde Justin Benson und Aaron Moorheads Zweitlingswerk Spring nach seiner Weltpremiere in Toronto als so gewagte wie gelungene Mischung aus Richard Linklaters hochgelobter Romanze Before Sunrise und einem Hauch Cronenbergschen Gruselelementen gefeiert.
Und so trägt sich die Handlung auch hauptsächlich in einem malerischen italienischen Küstenstädtchen zu. Hier ist der vom Schicksal schwer gebeutelte Rucksacktourist Evan (Lou Taylor Pucci) gelandet, den nach dem Tod seiner Eltern nichts mehr im heimischen Südkalifornien gehalten hat. Eigentlich will er hier, weit weg von Zuhause, etwas Abstand gewinnen, um seinen Kopf freizubekommen und sich wieder zu sammeln. Er heuert bei einem rüstigen Landwirt als Farmgehilfe an und gewöhnt sich allmählich an sein neues, beschauliches Leben. Dann lernt er die italienische Studentin Louise (Nadia Hilker) kennen und verliebt sich Hals über Kopf in die mysteriöse Schönheit.
Doch recht schnell wird klar, dass die hochintelligente Italienerin ein düsteres Geheimnis hütet. In dem verschlafenen Städtchen häufen sich bizarre Zwischenfälle. Louise beginnt, sich immer merkwürdiger zu verhalten. Evan wird stutzig. Als er schließlich der Sache auf den Grund geht und die Wahrheit ans Licht kommt, trifft er eine folgenschwere Entscheidung.
Justin Benson und Aaron Moorhead beweisen mit dem komplexen, großartig fotografierten und überraschend humorvollen Spring endgültig, dass sie zu den Nachwuchshoffnungen des Independent-Films gehören. Vor der Kamera leistet ein weiteres Duo ebenfalls fantastische Arbeit: Lou Taylor Pucci und Nadia Hilker hauchen ihrem Liebespaar mit einer einmaligen Chemie, einer Menge Charme und viel Humor Leben ein. Spring ist ein faszinierendes Kinoerlebnis, das dem Zuschauer lange in Erinnerung bleiben wird und das mit freundlicher Unterstützung des deutschen Verleihs Koch Media als exklusive Preview vor dem offiziellen Heimkinostart im Herbst ab dem 28. Mai im Zebra zu sehen ist.
Spieltermine: 28.05. 20 Uhr / 29.05. 21:45 Uhr / 30.05. 22:45 Uhr / 31.05. 19:30 Uhr / 01.06. 21:45 Uhr / 02.06. 19:30 Uhr
Deutscher Kurzfilmpreis
Deutsche Originalfassungen und Spanische OmUs
Auch dieses Jahr wieder heißt das Zebra den Deutschen Kurzfilmpreis On Tour willkommen. Dieser wichtigste deutsche Preis für Kurzfilme wird alljährlich von der Staatsministerin für Kultur und Medien verliehen.
Mit dem Besuch des Deutschen Kurzfilmpreises geht unser Warm-up für die Kurzfilmsaison in die nächste Runde. Wir haben aus der Auswahl ein Programm zusammengestellt, das wirklich für jeden etwas bietet, und zwar in Wahrheit – nicht wie es immer in der Werbung heißt!
Wir machen in 100 Minuten einen Rundumschlag mit einer Collage aus sehr unterschiedlichen Filmen, die sich trotzdem zu einem sich ergänzenden Konstrukt verbinden. So zeigen wir ein modernes Märchen, das doch kein Kinderfilm ist, aber in seiner cleveren Erzählart das Herz erwärmt. Im Kontrast dazu steht eine hochkomplexe Bild–und Toninstallation, die erst nach und nach zulässt, begriffen zu werden. Von der Jury des Deutschen Kurzfilmpreises wurde sie treffend als „Mechanisches Ballett“ beschrieben.
Weit weg von Deutschland, in Kuba, spielt die Geschichte zweier entfremdeter Brüder und der Suche nach einem verbindenden Schlüsselmoment der besonderen Art. Ein Thema, das es gefühlt schon 1000 Mal gab, aber doch neu, atmosphärisch warm und bewegend erzählt wird. Genau das Gegenteil würde man mit Fliesen assoziieren. Dass aber dieser Inbegriff der Kälte und Starre als Grundlage für fließende Bewegungen genutzt werden kann, auch dafür haben wir den richtigen Film!
Die Nacht des Elefanten erzählt eine Fabel über die Angst und tut dies im auf Stoff gestickten Stop-Motion Verfahren. So viel Liebe zum Detail muss einfach honoriert werden! Zuletzt folgt dann der Film Schön wie Du, welcher die Dynamik zweier heranwachsenden Mädchen zwischen Scham und Kontrolle, Bewunderung und Missgunst sehr treffend beobachtet.
Für das Regisseurgespräch freuen wir uns, in Kooperation mit dem Weitwinkel Kino Singen, Franziska Pflaum (Schön wie Du) begrüßen zu dürfen.
Spieltermin: 30.05. 20:00 Uhr
Kaptn Oskar
D 2013, 81 min, Regie: Tom Lass, FSK 12, Fassung: Deutsche OV
Wer ist nicht gerne der Steuermann, der Navigator über sein eigenes Leben – der Kaptn?! Oskar jedenfalls ist dieses Vermögen irgendwann in seiner Vita abhandengekommen oder sie stand ihm nie zur Disposition. Seine Ex-Freundin Alex fackelt ihm die Bude ab und drangsaliert Oskar kontinuierlich mit ausschweifenden Stalking-Attacken. Mit seiner Affäre Masha darf Oskar nur platonischen Sex genießen, lediglich der Brusttag-Mittwoch ist für ihn erotischer Kitt und Anker in dieser Liaison. Zwei starke Frauenpersönlichkeiten, die bereitwillig Oskars Lebensruder in die Hand nehmen und ihn auf Kurs halten; auch wenn sie zeitweilen verkorkster sind als der Kaptn selber. Und als ob das nicht genug wäre, begleiten ihn auch noch drei Allerweltsfreunde durch seinen umtriebigen Alltag: kein Job, kein Geld, keine Ahnung wohin mit sich. Dem Zuschauer ist es vergönnt, Oskar und Marsha kurzweilig auf ihrem tragikomischen Trauermarsch durch Berlin und Umgebung zu begleiten. Passend dazu wird diese turbulente Liebesodyssee in den malerischsten hipsterlichsten Farben und Bildsequenzen eingefangen.
Kaptn Oskar ist der zweite Langfilm von Regisseur und Hauptdarsteller Tom Lass. Er und sein Bruder Jakob Lass (Love Steaks) verstehen es wie keine anderen den German-Mumblecore auf die Leinwand zu katapultieren. Mumblecore, das ist Low-Budget, improvisierter Dialog – Fokussierung auf den Moment. Eine cineastisch innovative Methodik, die ihren Siegesauftakt gerade erst antritt in der deutschen Kinolandschaft.
Kaptn Oskar – ein bunter, sommerlicher Streifzug zweier großstädtischer liebessuchender Singles, denen man ewig beim anbandelnden Verliebtsein zuschauen könnte. Mal melancholisch verträumt, mal flapsig humoristisch – aber sicher nie affektiert oder kitschig. Oskar, der Kaptn persönlich, führt es uns vor Augen: unser alltäglicher Fluss des Lebens bricht in Wellen über uns herein. In einem Augenblick surfst du noch, schon im nächsten gehst du unter.
Spieltermine: 29.05 19:30 Uhr / 31.05 21:45 Uhr / 01.06 19:30 Uhr / 02.06 21:45 Uhr
PM