Zebra-Kino wird 30

seemoz-Samsara_Still1Und feiert das mit einem Empfang und einem Jubiläumsprogramm am 4. und 5. Mai, das  idealtypisch die ruhmreiche Vergangenheit und immer noch hoffnungsvolle Zukunft des Kinos zeigt: Ein Klassiker der Stummfilmzeit ist im Programm und ein neuer, speziell für die Digitaltechnik geschnittener Streifen – damit hat die Zukunft ihren Einzug im Zebra-Kino gehalten

Am 5. Mai 1984 öffnete das Zebra Kino nach mehr als einem Jahr Vorbereitungszeit erstmals seine Pforten. Und am 5. Mai 2014 wird Geburtstag gefeiert mit der Aufrüstung auf digitale DCI-Projektion. Durch das Ende der analogen Filmrollen war das Zebra gezwungen, rund 45.000 € für eine DCI-Projektionsanlage zu investieren. Geld, das in den knappen Zebra-Kassen fehlte. Durch eine breit angelegte Spendenaktion, zahlreiche private und gewerbliche SpenderIinnen und Sponsoren sowie Zuschüsse von der Stadt Konstanz und der MFG Filmförderung Baden-Württemberg konnte das Spendenziel bereits Anfang 2014 erreicht werden.

Grund genug, zwei Anlässe zusammen zu feiern: Wenn das Zebra am 5. Mai 2014 dreißig Jahre alt wird, feiert es nicht nur seine eigene Vergangenheit, sondern auch die Einweihung seines neuen Projektors. Dafür hat das ehrenamtliche Team in den letzten Wochen und Monaten hart gearbeitet,  wie Vorstand Stefan Schimek beschreibt:„Das begann schon bei der Wahl des neuen Projektors. Unser Saal hat eine ganz ungewöhnliche Architektur – er ist länger und schmäler als die meisten Kinos -, die viele Hersteller gar nicht oder nur mit deutlichen Qualitätseinbußen im Bild unterstützen wollten.“ Schließlich aber wurde mit dem Sony-SRX-R515-System eine Lösung gefunden, die bezahlbar und dennoch hoch modern ist.

Sobald alle Umbauarbeiten abgeschlossen sind, demonstriert das Zebra Kino die Fähigkeiten dieser neuen Technologie am Montag, 5. Mai, um 21:15 mit der offiziellen Einweihung des neuen Projektors und dem Film „Samsara“. Einen Tag zuvor wirft das Zebra Kino am Sonntag, 4. Mai, um 20:00 Uhr mit einem Stummfilmabend einen Blick zurück in die filmische Vergangenheit: Buster Keatons brüllend komischer FilmThe Navigator“ begeisterte das Publikum schon 1924.

The Navigator, USA 1924, 60 min, FSK 6

Stummfilmstar und Komikikone Buster Keaton findet sich als lebensuntüchtiger, verwöhnter Millionenerbe Rollo Treadway plötzlich auf einem riesigen, menschenleeren Ozeandampfer, der einsam auf dem Meer dahintreibt. Schnell bemerkt er, dass auch seine Nachbarin Betsy, die kurz zuvor noch seinen – zugegeben eigenwilligen – Heiratsantrag abgelehnt hat, auf dem Dampfer ist. Nun müssen die beiden alle Unwägbarkeiten an Bord auf sich allein gestellt meistern und tun dies mit charmantem Erfindungsreichtum, der unausweichlich Lachlawinen in Gang setzt. Selbst, als sie sie auf eine Insel stoßen, die von grimmigen, kampflustigen Ureinwohnern bevölkert ist, tut dies dem Ausbruch an komischen Ideen keinen Abbruch – im Gegenteil, Rollo und Betsy nehmen den Kampf mit dem feindlichen Volk und den Urgewalten auf. Günther A. Buchwald wird den Film mit Klavier, Violine, Schifferakkordeon und Gesang begleiten.

Samsara, USA 2012, 100 min, Regie: Ron Fricke

Die Welt, wie man sie noch nie gesehen oder gedacht hat – das zeigen Filmemacher Ron Fricke und Mark Magidson in ihrer komplett auf 70 mm gedrehten Produktion SAMSARA (s. Foto). Die einzigartigen Aufnahmen wollen den Zuschauer zum Nachdenken anregen, ohne Kommentare, nur mit hypnotischen, sphärisch anmutenden Klängen. Die assoziative Bilderflut zeigt die Menschen und Kulturen unserer Erde: Schartige Felsmassive und zerklüftete Gesichter, spielende afrikanische Kinder und starr blickende Plastikpuppen, betende buddhistische Mönche im Kloster und Furcht erregend bemalte afrikanische Krieger, streng blickende Soldatinnen in Uniform und elfengleiche asiatische Tänzerinnen, aber auch die Pyramiden in Kairo und den Petersdom in Rom.

Der Film wurde komplett mit 70 mm-Material gedreht und mit einer speziell für dieses Projekt entworfenen Motion-Control-Zeitraffer-Kamera fotografiert. Diese Kamera ermöglicht Perspektivenwechsel, um einen außergewöhnlichen Blick auf ganz gewöhnliche Szenen zu offenbaren. Die Bilder wurden dann gescannt und in das neue digitale Projektionssystem 4K übertragen, das faszinierende Bilder von bislang unerreichter Klarheit ermöglicht.

Autor: PM/hpk