Zebra-Kino wird zum queeren Filmpalast

Eines der ältesten schwul-lesbischen Filmfestivals geht in eine neue Runde: Vom 1.-12. März 2013 veranstaltet das Konstanzer Zebra-Kino das 26. Queergestreift-Filmfestival und verwandelt seinen Kinosaal in einen queeren Filmpalast. Mit zwei Deutschlandpremieren und dem neu eingeführten Kurzfilmabend QUEERFILMSPIELE, der aus einer Vielzahl internationaler Filmeinreichungen besteht, ist das Programm dieses Jahr bunter und abwechslungsreicher denn je

Eröffnet wird das Festival am 1.3. unter dem Motto Leave it on the floor. Ab 21 Uhr ist im Zebra Kino das gleichnamige Musical zu sehen, in dem der junge Brad in der Ballroom-Szene von Los Angeles ein neues Zuhause findet. Das authentische Musical strahlt eine Lebendigkeit aus, die Lust darauf macht, zu tanzen und zu feiern – und dazu gibt es nach dem Film auf der Eröffnungsparty im Kulturladen ab 22 Uhr reichlich Gelegenheit. Die DJs DROWNIN‘ DELTA, MARTIN TENSCHERT und DIE GENIALEN TANTEN werden den Saal zum Kochen bringen.

Weitere Highlights der ersten Festivalwoche: In der schwedischen Komödie Küss mich – Kyss mig erfährt Mia, dass ihr Vater erneut heiraten will. Auf der Verlobungsparty trifft sie zum ersten Mal ihre Stiefschwester Frida – und zwischen den beiden knistert es sofort. Das sorgt nicht nur für Gefühlschaos, sondern auch für allerlei Verwirrungen in den beiden Familien…

Ira Sachs bewegendes Drama Keep the lights on (Gewinner des Teddy-Awards auf der Berlinale) erzählt auf berührende und einfühlsame Weise davon, wie Sucht eine Beziehung zerstört. Paul und Erik sind ein glückliches Paar, bis Paul crackabhängig wird. Der Fokus des Films liegt aber auf seinem Partner Erik, der zusehen muss, wie sein Partner sich immer weiter von ihm entfremdet. Und doch kann er nicht ohne ihn leben…

Die zweite Festivalwoche startet mit einem ganz besonderen Highlight: Zur Konstanzer Premiere des deutschen Dramas Transpapa am 7. März um 20:00 wird die Regisseurin Sarah Judith Mettke zu einem begleitenden Filmgespräch vor Ort sein. Maren steckt mitten in der Pubertät, als sie erfährt, dass ihr Vater (Devid Striesow), den sie auf einem Selbstfindungstrip in Nepal wähnt, sich längst gefunden und das Geschlecht gewechselt hat. Heimlich macht sie sich auf den Weg in die spießige Vorstadtidylle Nordrhein-Westfalens, um ihren Vater zu suchen, und findet Sophia, die eigentlich viel lieber ihre Mutter sein würde. Das einfühlsame Drama erzählt von der vorsichtigen Wiederannäherung der beiden.

Ein weiterer Höhepunkt ist die Dokumentation Unter Männern – schwul in der DDR. Der Filmemacher Ringo Rösener begegnet sechs schwulen Männern, die in der DDR lebten und die zum Teil erstmals offen über ihre Sexualität sprechen. Nach und nach lassen sie ihn an ihren eigenen persönlichen Geschichten teilhaben und sprechen von ihrem Leben in einem vermeintlich uniformen Staat.

Auf dem Festival gibt es außerdem zwei Deutschlandpremieren zu bewundern: Joshua Tree, 1951, und Nate and Margaret sind beim Queergestreift zum ersten Mal überhaupt im deutschsprachigen Raum auf der Leinwand zu bewundern. Joshua Tree beleuchtet das Leben des jungen James Dean; Nate and Margaret erzählt von der ungewöhnlichen Freundschaft zwischen dem 19-jährigen Nate und der 52-jährigen Margaret. Beide Filme laufen in englischsprachiger Originalfassung (ohne Untertitel).

Den Abschluss des Festivals bildet der dieses Jahr erstmals stattfindende Kurzfilmabend QUEERFILMSPIELE. Dort feiern sechs Kurzfilme ihre Deutschlandpremiere, die von Filmemachern aus aller Welt über das Internet beim Queergestreift Filmfestival eingereicht wurden.

Den Anfang macht Undressing Israel, ein sehr erhellender Dokumentarfilm über die Situation von Homosexuellen in Israel, der mit dem Vorurteil aufräumen möchte, dass LGBT-Rechte (Lesbian, Gay, Bisexual und Trans) überall im Nahen Osten mit Füßen getreten werden. In A Ballet Dialogue sinnieren junge und alte Männer tanzend über Generationen-Unterschiede und Gemeinsamkeiten; Straight wirth You ist eine kurze und kurzweilige niederländische Doku über einen Jungen, der sich seiner besten Freundin gegenüber outet; in Closet ist der titelgebende Schrank ein WC-Abteil in einem Stripclub, in dem sich die Protagonistin mit ihrer heimlichen Liebhaberin trifft; der wunderschön anzuschauende und in seiner Schwarz-weiß-Ästhetik an die frühen Jarmusch-Filme erinnernde A stable for disabled horses ist eine Slapstick-Dramödie in drei Akten. Der Waschsalon dient als Klappe in No clothes, in dem einem jungen Helden von einem vermeintlichen Verehrer die Klamotten aus der Maschine gestohlen werden…Alle Filme sind entweder auf Englisch oder mit englischen Untertiteln zu sehen.

Ausführliche Informationen zu allen Filmen unter http://www.queergestreift.com/

Autor: PM/hpk