Zebra-Kino zu Hause genießen
Es ist leider abzusehen, dass die Konstanzer Kulturbetriebe wegen Covid-19 noch länger geschlossen bleiben müssen. So auch das Zebra-Kino, das deshalb Online-Wege geht. Am 19. Januar findet in Kooperation mit der Universität Konstanz eine Veranstaltung statt, die bequem im „Home Cinema“ angeschaut werden kann. Die Dokumentation „Coded Bias“ kann nach einer Anmeldung bis heute, Montag, kostenlos gestreamt werden. Zudem wird die Möglichkeit geboten, sich mit Expertinnen zu den im Film aufgeworfenen Themen auszutauschen.
Zudem sind momentan zwei Filme über die Homepage des Zebras abrufbar „Sister my sister“ und „Moffie“ – der Erlös wird zwischen dem Verleih und den teilnehmenden Kinos aufgeteilt. Sie können bis Ende Januar im Rahmen des monatlichen „Queerstreifens“ online von zu Hause aus angeschaut werden. Und mit dem Online-Ticket für 9,99 Euro unterstützen CineastInnen außerdem das Zebra Kino, das durch jeden Ticketkauf wie bei einem Direktkauf an der Kasse beteiligt wird.
Hier die ausführlichen Informationen zu den einzelnen Produktionen:
CODES BIAS
USA, UK, China 2020, 85 Minuten, Regie: Shalini Kantayya, mit: Jay Buolamwini, Cathy O’Neil, Meredith Broussard, Silkie Carlo, Icemae Downes, Virginia Eubanks, Griff Ferris (englische Originalfassung mit deutschen Untertiteln)
Eine Gesichtserkennungssoftware, die Schwarze kaum erkennen oder unterscheiden kann. Ein automatisiertes System, das Bewerberinnen aufgrund des Geschlechts aussortiert. Auf Algorithmen basierende Technologien tragen die Vorurteile ihrer hauptsächlich weißen, männlichen Programmierer in sich. Joy Buolamwini, Forscherin am MIT, enthüllt die rassistische und sexistische Natur künstlicher Intelligenz und zeigt die damit verbundenen Bedrohungen für eine Demokratie auf. Der aufklärerische Dokumentarfilm lässt sie sowie weitere Expertinnen zu Wort kommen und beleuchtet die Hintergründe ihrer schockierenden Ergebnisse.
Nach dem Streamen des Films besteht die Möglichkeit über Zoom zu diskutieren und sich auszutauschen. Folgende Expert:innen werden anwesend sein: Sarah Chander, AI and non-discrimination (European Digital Rights, Brussels), Asanda Saule Ngoasheng, gender and racial justice activist (Centre for Rights and Justice, University of Sussex) und Violeta Ivanova-Rohling, machine learning and quantum computing (Zukunftskolleg, University of Konstanz).
Eine Anmeldung ist bis zum 18. Januar per e-mail an antiracism.events@uni-konstanz.de möglich, Betreff: „Coded Bias: Registration“. Am Dienstag Morgen werden dann der Link zur watchpage sowie der Zoom-Link zugeschickt. Das Event startet am 19. 01. um 19 Uhr.
SISTER MY SISTER
GBR 1994, 89 Minuten, Regie: Nancy Meckler, mit: Julie Walters, Joely Richardson, Jodhi May, u. .a. FSK 16 (englische Originalfassung mit deutschen Untertiteln)
Frankreich 1933. Christine und ihre jüngere Schwester Lea arbeiten als Dienerinnen bei Madame Danzard und ihrer unverheirateten Tochter Isabelle. Die Regeln sind klar verteilt: die Schwestern erledigen wortlos alle Aufgaben, Fehler werden nicht geduldet und frei ist nur der halbe Sonntag. Christine und Lea ertragen alle Demütigungen, weil sie sich auf diese Weise ganz nah sein können. In der Zurückgezogenheit ihrer Dachkammer wird die Beziehung der Schwestern immer körperlicher, ja rauschhafter. Als Madame Danzard erste Nachlässigkeiten im Haushalt bemerkt, droht die aufgestaute Spannung gefährlich zu kippen …
Nancy Mecklers Film beruht auf dem berüchtigten Kriminalfall um Christine und Léa Papin, der sich in Le Mans 1933 zugetragen und bereits Jean Genet zu seinem Theaterstück „Die Zofen“ inspiriert hat. Mit kammerspielhafter Präzision und prominenter Besetzung entwirft Meckler nicht nur eine messerscharfe soziale Klassenstudie, sondern erzählt auch die berührende Geschichte einer verbotenen Liebe.
„Sister My Sister“ gilt als Klassiker des lesbischen Kinos aus Großbritannien, wurde aber nie in Deutschland veröffentlicht. Jetzt erscheint Nancy Mecklers leidenschaftlich-abgründiges Schwesterndrama in digital restaurierter Fassung.
MOFFIE
ZAF 2019, 103 Minuten, Regie: Oliver Hermanus, mit: Kai Luke Brummer, Ryan de Villiers, Matthew Vey u. .a. FSK 16 (Originalfassung in Englisch und Afrikaans mit deutschen Untertiteln)
Südafrika 1981, zur Zeit der Apartheid: Wie alle weißen jungen Männer muss auch Nicholas Van der Swart seinen zweijährigen Militärdienst leisten, um das Regime vor der Bedrohung durch den Kommunismus und die „Schwarze Gefahr“ zu verteidigen. Dass Nicholas schwul ist, darf niemand wissen, denn wer in der Truppe als „Moffie“ erkannt ist, wird brutal schikaniert und gequält. Doch dann verliebt sich Nicholas in seinen Kameraden Dylan …
Mit epischer Bildsprache zeigt Oliver Hermanus’ authentisches Soldatendrama, wie das Apartheid-Regime neben all seinen rassistischen Gräueltaten auch unzählige weiße junge Männer körperlich und physisch zugrunde gerichtet hat – durch das staatliche Verlangen, Homosexuelle und alle anderen „Abweichler“ aus der südafrikanischen Gesellschaft zu beseitigen. „Moffie“ feierte seine Weltpremiere bei den internationalen Filmfestspielen Venedig 2019.
MM/ans (Foto: www.codedbias.com)