Zeugnisse aus Gurs
Vor 75 Jahren klingelten Konstanzer Polizeibeamte und Gestapomänner an den Türen jüdischer Bürger, um sie zur Deportation abzuholen: 112 Konstanzer Juden wurden nach Gurs in Südfrankreich verfrachtet. In Erinnerung an diesen Schandtag gibt es um den 22. Oktober viele Veranstaltungen in Konstanz. Den Anfang macht am 21.10. eine Ausstellung im Konstanzer Kulturzentrum mit Zeichnungen von Sigismond Kolos-Vari aus dem Internierungslager Gurs.
Seine postkartengroßen Zeichnungen (s. Bild) sind präzise festgehaltene Dokumentationen der Lebensumstände und Leiden der im Lager Gurs Eingesperrten. Die Ausstellung besteht aus zehn Zeichnungen, ergänzt durch Fotos aus dem Lager und Zitaten von Internierten. Einleitende Tafeln informieren über das Lager Gurs und die Deportation am 22. Oktober 1940 sowie über den Künstler und seine Zeichnungen. Abschließende Tafeln beleuchten die Erinnerungsarbeit nach 1945 und heutige Herausforderungen zur Wahrung der Menschenrechte. In einem gesonderten Teil werden ausgewählte Schicksale deportierter Konstanzer jüdischer Familien vorgestellt.
Termin: 21. 10. bis 15. 11. Zeit: Montag bis Freitag (tagsüber). Ort: Gewölbekeller, Kulturzentrum am Münster. Veranstalter: Initiative „Stolpersteine für Konstanz – Gegen Vergessen und Intoleranz“, Kulturbüro der Stadt Konstanz. Eintritt: frei. Vernissage der Ausstellung: 21. Oktober, 18 Uhr. Mit musikalischer Begleitung durch den Chor der Musikschule Konstanz. Um 19.30 Uhr gibt es einen Vortrag von Birgit und Gerhard Brändle im Astoriasaal: „Das Lager Gurs im Spiegel der Skizzen des Künstlers Sigismond Kolos-Vari“.
Ein Mahnmal auf Rangiergleis Nr. 10
Unter dieser Überschrift berichtete seemoz vor zwei Wochen – hier nochmals zur Auffrischung: Zur Erinnerung an die 120 Bürgerinnen und Bürger und an die erste planmäßige Deportation deutscher Staatsbürger in ein Lager veranstalten Rosgartenmuseum, der junge jüdische Verein „Jewlike“ und die Initiative Stolpersteine am 22. Oktober, abends 19 Uhr, im Bahnareal Klein Venedig (nahe Lago-Brücke) eine Gedenkstunde an zwei originalen Deportationswaggons von 1940.
Sprechen werden Museumschef Tobias Engelsing und Vadim Schuhmann von „Jewlike“, außerdem wird Rabbiner Stern das Totengebet Kaddisch beten. Zuvor findet um 18 Uhr an der Gedenkstele neben der Dreifaltigkeitskirche eine Mahnwache der Initiative Stolpersteine statt.
Vom 20. Oktober bis einschließlich 1. November sind die Waggons und eine darin installierte Ausstellung über die damaligen Ereignisse täglich von 10 bis 18 Uhr kostenlos zu besichtigen. Für Schulklassen werden besondere Führungen angeboten (Tel. 07531/900-851, lisa.foege@konstanz.de).
PM/hpk