Zugehört!
Manchmal wird ein wichtiger Komponist einem breiteren Publikum nur durch Zufall bekannt, etwa weil seine Musik in einem erfolgreichen Film zu hören ist. Ein gutes Beispiel ist der Film „2001 – Odyssee im Weltraum“ von Stanley Kubrick. Schließen Sie die Augen und denken Sie an die packenden Klänge, als das Raumschiff durch die psychedelischen Farbnebel in das schwarze Loch hineinrast. Das war Musik von György Ligeti, einem höchst eigenständigen Komponisten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Ligeti (1923–2006) war einer der herausragenden Großkomponisten der letzten 60 Jahre. Er stammt aus Rumänien und verlor im 2. Weltkrieg Vater und Bruder in deutschen Vernichtungslagern. Nach dem Krieg sah er sich in Ungarn dann von der neuen Kulturpolitik behindert. Er erinnert sich dieser Zeit mit Bitterkeit: „Offiziell wurde der ‚sozialistische Realismus’ oktroyiert, d.h. eine billige Massenkunst. Geschrieben, komponiert, gemalt wurde im Geheimen und in der kaum vorhandenen Freizeit: Für die Schublade zu arbeiten galt als Ehre.“ Ligeti floh 1956 nach Österreich und Deutschland und wurde hier schnell neben Stockhausen zu einem der Leuchtturmwärter der Avantgarde. Sein Orchesterwerk „Atmosphères“ (1961) etwa hat ebenso wie „Lux aeterna“ oder „Lontano“ Klassikerrang (wenn ich mich irre, stellen Sie mich einfach in 100 Jahren zur Rede). Ligetis 1. Streichquartett allerdings, das 1953/54 entstand, hört sich noch ziemlich nach Béla Bartók, dem Übervater der neueren ungarischen Musik, an. Das ist nun wahrlich nicht der schlechteste Ausgangspunkt.
Das Circolo Quartett, ein Kammermusikensemble aus Mitgliedern der Südwestdeutschen Philharmonie, spielt dieses Werk am 13.03. in Konstanz im Foyer der Spiegelhalle. Es ist die für diese Saison letzte Veranstaltung der in Zusammenarbeit mit dem Stadttheater Konstanz stattfindenden Reihe „High Noon. Musik 2000+“.
Mit „Ainsi la Nuit“ von Henri Dutilleux (1916–2013) stellt das Quartett dem Ligeti-Streichquartett ein weiteres Werk der neuen Musik zur Seite. Dutilleux war eine leidlich populäre Edelfeder unter den zeitgenössischen Komponisten und stand in der Nachfolge der französischen Komponisten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In den meisten seiner Stücke gibt er sich durchaus modern, aber kaum jemals avantgardistisch. Eher Easy Listening für ein unaufgeregtes Bildungsbürgertum also, nicht immer mit einer unverwechselbaren Handschrift und ohne Hang zur Himmelsstürmerei. Zum Abschluss des Konzertes gibt es dann die neue Komposition „Stillleben II“ für Streichquartett von Ralf Kleinehanding, einem hiesigen Komponisten und Initiator der Konzertreihe, zu hören. Wie das mit Uraufführungen so ist: Lassen Sie sich überraschen.
13.3, Konstanz, Spiegelhalle, Hafenstr. 12. Achtung: Dieses Konzert findet ausnahmsweise um 17.00 Uhr statt! Eintrittskarten: Theater Konstanz, Konzilstraße 11, 78462 Konstanz, Montag bis Freitag 10-19 Uhr, Samstag 10-13 Uhr, Tel. +49 7531 900150, theaterkasse@konstanz.de
Circolo Quartett: Kyoko Tanino, Violine; Pawel Katz, Violine; Margit Bonz, Viola; John Wennberg, Violoncello (s. Foto).
http://www.philharmonie-konstanz.de/orchester/kammermusikensembles.html
Harald Borges, Quelle: PR