Zugehört!
Am 14. Juli 1789 stürmte viel Volks die Bastille von Paris und setzte damit ein Fanal für die beginnende Revolution, die zu einer bis heute nachwirkenden Umwälzung der gesellschaftlichen Verhältnisse nicht nur in Frankreich beitragen sollte. Am 14. Juli 2016 hingegen soll, so hoffen es zumindest zwei MusikerInnen, viel Volks die Kapelle des Schlosses Arenenberg stürmen, wenn es dort französische Sommergeschichten von Barock bis Moderne zu hören gibt.
„Histoires“ heißt das Programm, das Tina Speckhofer am Cembalo und der Flötist Uli Frey (Foto) zum Tag der Revolution und französischen Nationalfeiertag auf Schloss Arenenberg in der Hauskapelle präsentieren. Zugegeben, der Ort ist nicht gerade ein Hort der Revolution, aber er hat etwas. Immerhin, so will es das Inselgerücht, habe der junge Napoleon III., ein notorischer Putschist, von diesem Schloss aus Schießübungen auf die benachbarte Insel Reichenau unternommen, weshalb er den InselbewohnerInnen nach deren Selbstbekunden nicht nur ganz allgemein als welscher Erbfeind, sondern auch ganz persönlich wegen seiner lausigen Schießkünste verhasst gewesen sein soll. Aber das gehört natürlich ins Reich der Legende …
Das musikalische Programm am 14. Juli reicht vom Barock ins 20. Jahrhundert, und die beiden MusikerInnen haben einige Stücke eigens für ihre Instrumente bearbeitet, um ein möglichst breites Repertoire von höfisch bis kleinbürgerlich präsentieren zu können. Tina Speckhofer ist eine in Wien und Den Haag ausgebildete, seit vielen Jahren in Konstanz ansässige Tastenvirtuosin, die vor allem als Cembalistin bekannt ist, und auch der Flötist Uli Frey ist dem Bodensee eng verbunden.
Ihr Programm präsentiert teils Maßstäbe setzende Musik für ihre Besetzung: Großmeister François Couperin (1668–1733) etwa steht mit seinen bedeutenden „Pieces de Clavecin“ für Cembalo solo zeitlich am Beginn des Programms. Der Bach-Zeitgenosse war ein Hofkomponist Ludwigs XIV. und zählt zu jenen Barockkomponisten, die in den letzten Jahren durch die historische Aufführungspraxis verdientermaßen an öffentlicher Aufmerksamkeit gewonnen haben.
Ein früher Virtuose auf der Querflöte hingegen war Jacques-Martin Hotteterre (1674–1763), dessen „Troisième Suite“ mit einigem glänzt, was im frühen 18. Jahrhundert Stand der Technik auf der Flöte war. Neben ein wenig romantischer Gebrauchsmusik folgt dann Erik Satie (1866–1925), der Häuptling des musikalischen Witzes, der seine „Gnossiennes“ um 1890 herum komponierte – Jahre also, bevor er mit seinen Kumpels wie Pablo Picasso, Georges Braque und Jean Cocteau um die Häuser zog und mit dem Ballett „Parade“ Publikum wie Presse schockierte. Den nach dem Konzert gereichten Apéro allerdings hätte Satie nur zu sehr zu schätzen gewusst …
Uli Frey, Flöte; Tina Speckhofer, Cembalo.
„Histoires“: 14. Juli um 19.00 Uhr in der Kapelle von Schloss Arenenberg, Salenstein am Bodensee, Schweiz; Karten an der Abendkasse.
http://www.napoleonmuseum.tg.ch
Harald Borges/Quelle: PR