Zwei Lesungen im Literaturhaus Gottlieben

Auch das Bodmanhaus im idyllischen Gottlieben war wie alle anderen Kulturbetriebe corona­bedingt monatelang geschlossen. 2020 mussten alle Veranstaltungen abgesagt werden, die Feierlichkeiten zum 20-jährigen Jubiläum fielen aus. Seit Ende April hat das Literaturhaus Thurgau, wie es seit 2019 heißt, wieder seine Pforten geöffnet. Übrigens kann das sehens­werte Gebäude während der Ver­an­stal­tun­gen besichtigt werden – wenn die Handbuch­binderei geöffnet ist oder nach Vereinbarung.

Programmleiter Gallus Frei-Tomic lädt im Juni und Juli zu zwei spannenden literarischen Terminen ein, die Schweizer AutorInnen Rolf Lappert und Hildegard Keller (Foto) stellen ihre aktuellen Werke vor.

Am Donnerstag, 3. Juni um 19:30 Uhr, liest Rolf Lappert aus „Leben ist ein unregelmässiges Verb“. Eine Aussteiger-Kommune auf dem Land, 1980: Die Behörden entdecken vier Kinder, die versteckt vor der Welt aufgewachsen sind. Ihre Schicksale werden auf Schlagzeilen reduziert, doch Frida, Ringo, Leander und Linus sind vor allem Menschen mit eigenen Geschichten. Aus der Isolation in die Wirklichkeit geworfen, blicken sie staunend um sich. Und leben die unterschiedlichsten Leben an zahllosen Orten: In Pflegefamilien und Internaten, auf Inseln und Bergen, als Hassende und Liebende. Wie finden sich Verlorene in der Welt zurecht? Ein Meisterwerk!

Rolf Lappert wurde 1958 in Zürich geboren und lebt in der Schweiz. Er absolvierte eine Ausbildung zum Grafiker, war später Mitbegründer eines Jazz-Clubs und arbeitete zwischen 1996 und 2004 als Drehbuchautor. 2008 wurde Rolf Lappert für seinen Roman „Nach Hause schwimmen“ mit dem Schweizer Buchpreis ausgezeichnet.

Gallus Frei-Tomic wird den Abend moderieren.

Spannend wird es auch am Donnerstag, den 01. Juli 2021 um 19:30 Uhr, wenn Hildegard E. Keller aus ihrem ersten Roman „Was wir scheinen“ liest: Im Sommer 1975 reist Hannah Arendt ein letztes Mal von New York in die Schweiz, in das Tessiner Dorf Tegna. Sie erinnert sich an den Eichmann-Prozess im Jahr 1961. Die Kontroverse um ihr Buch „Eichmann in Jerusalem“ forderte einen Preis, über den sie öffentlich nie gesprochen hat. Mit profunder Kenntnis von Leben, Werk und Zeit gelingt Hildegard Keller ein intimes Porträt, ein faszinierend neues Bild einer der bedeutendsten Denkerinnen des 20. Jahrhunderts.

Hildegard E. Keller veröffentlichte Theaterstücke, Hörspiele und Filme, die Frauen und ihre Werke ins Leben zurückholen. Sie war bis 2019 Jurorin beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt und Mitglied im Literaturclub des Schweizer Fernsehens. Bereits während ihres Studiums der Literaturwissenschaften und Soziologie begann sie zu schreiben, Theater und Druckgrafik zu machen. Die Professorin für Literatur lehrte zehn Jahre lang in den USA an der Indiana University in Bloomington, heute lehrt sie Multimedia-Storytelling an der Universität Zürich (zurichstories.org). „Was wir scheinen“ ist ihr erster Roman (Eichborn 2021).

Moderation: Cornelia Mechler.

MM/ans (Amrei-Marie, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons)


Reservierungen über die Website.
CHF 10 // CHF 8 (Freunde des Bodmanhauses) // CHF 5 (ermäßigt)
Literaturhaus Thurgau | Bodmanhaus Gottlieben
Am Dorfplatz 1 | CH-8274 Gottlieben
Tel. +41 71 669 34 80 | sekretariat@bodmanhaus.ch