„Für eine Kultur der Anerkennung und gegen Rassismus“

Vor seiner zweimonatigen Pause hat der Gemeinderat morgen, am 19. Juli, ein straffes Programm zu bewältigen. In der letzten Sitzung unter Leitung von Oberbürgermeister Horst Frank stehen 35 Punkte auf der Tagesordnung im öffentlichen Teil, darunter die Verabschiedung einer „Konstanzer Erklärung für eine Kultur der Anerkennung und gegen Rassismus“. Wir dokumentieren die im Büro der Integrationsbeauftragten Elke Cybulla formulierte Erklärung:

Konstanzer Erklärung: „FÜR eine Kultur der Anerkennung und GEGEN Rassismus“

Wir erklären,

• dass wir aktiv für ein soziales Miteinander in Konstanz und für eine humane Stadtgesellschaft eintreten,

• dass rassistisches Handeln und politisch oder religiös motivierte Gewalt von uns nicht akzeptiert werden.

Wir wollen in unserer Stadt in einer Atmosphäre des achtsamen Miteinanders leben, in der gegenseitige Achtung, Respekt und Solidarität, gegenseitige Rücksichtnahme und selbstbewusste, freie Entfaltung wachsen können.

Wir fühlen uns verantwortlich für das Gemeinwesen unserer Stadt. Wo immer die freiheitliche Grundordnung und die Gemeinschaft bedroht sind, Ausgrenzungen und Bedrohungen von Minderheiten und Andersdenkenden geschehen, werden wir mit Zivilcourage für Menschlichkeit und die Wahrung der Grundrechte eintreten.

Wir achten darauf und sorgen dafür, dass in den Schulen, in der Jugendarbeit und im Gemeinwesen unserer Stadt Strukturen vorhanden sind, die das Zusammenleben und die freie Entfaltung vieler verschiedener Menschen, mit unterschiedlicher Herkunft, Heimat und Sprache, mit verschiedenem Glauben und unterschiedlichen politischen oder sonstigen Anschauungen fördern.

Eine an den Menschenrechten orientierte, soziale Gesellschaft ist keine Selbstverständlichkeit. Sie muss jeden Tag aufs Neue mit Leben gefüllt werden und gegen Angriffe von Nazis und anderen Extremisten verteidigt werden. Wir rufen deshalb alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt Konstanz auf,

NEIN zu sagen, wenn Menschen wegen ihres Geschlechts, ihrer Hautfarbe, ihrer ethnischen oder sozialen Herkunft, der genetischen Merkmale, ihrer Sprache, Religion oder Weltanschauung, der politischen oder sonstigen Anschauung, der Zugehörigkeit zu einer nationalen Minderheit, der sozialen Situation, der Geburt, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Ausrichtung beleidigt oder ausgegrenzt werden. Das bedeutet,

NEIN zu sagen, wenn z. B. Wohnungslose, Menschen, die von Harz IV leben müssen, Behinderte, Kranke, alte Menschen, Kinder oder Jugendliche und alle, die vermeintlich „anders“ sind, verspottet oder diskriminiert werden,

NEIN zu sagen, wenn Andersdenkende, Andersgläubige oder Menschen mit Migrationsgeschichte angefeindet werden oder scheinbar harmlose Witze über sie gemacht werden.

Zeigen Sie Ihre Haltung deutlich, gerade auch in diesen alltäglichen Gesprächssituationen! Mischen Sie sich ein, wenn andere herabgesetzt, bedroht und angegriffen werden und setzen Sie sich dafür ein, dass Konflikte friedlich ausgetragen werden! Helfen Sie mit, dass in Konstanz weiterhin eine Atmosphäre des Miteinanders, der Friedfertigkeit und Vielfalt gedeihen kann. Gemeinsam können wir viel erreichen.

Konstanz im Juli 2012

Gemeinderat und Oberbürgermeister