„Konstanzer Appell“ und andere Friedensaktivitäten

Von der Friedensinitiative Bruchsal über hunderte Einzelunterzeichner bis zum AStA der Uni Konstanz reicht die Liste derer, die den „Konstanzer Appell“ unterstützen. Initiiert von der Friedens-Initiative Konstanz (FI) ruft die im vergangenen Dezember gestartete Aktion zur Einhaltung oder Erstellung von Zivilklauseln an Universitäten auf. Eine gerade in Konstanz dringend nötige Aktion. Denn hier umgarnt die Rüstungsindustrie erfolgreich nicht nur die Hochschulen, sondern schon die Schulen.

Maik Schluroff von der FI Konstanz weist auf die Kooperationsvereinbarungen Konstanzer Hochschulen mit dem Waffenbauerkonzern EADS aus Friedrichshafen hin. Immer noch halte Uni-Rektor Rüdiger den vor einem Jahr geschlossenen Vertrag mit EADS unter Verschluss. Dass diese Vereinbarung mit der auch an der Konstanzer Uni geltenden Zivilklausel kollidieren kann, läge auf der Hand, vermuten die FI-Aktivisten. Mehr Informationen und die Möglichkeit zur Unterschrift unter www.konstanzerappell.tk

Zivilklausel im Senatsbeschluss 1991

„Der Große Senat … erklärt … , dass Forschung für Rüstungszwecke, insbesondere zur Erzeugung von Massenvernichtungswaffen, an der Universität Konstanz keinen Platz hat und auch in Zukunft keinen Platz haben wird”.

Erst im November war die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) von Konstanzer Studierenden kritisiert worden, weil sie das Wahlversprechen ihrer Partei in Sachen: Zivilklausel nach der Wahl nicht mehr so eng sehen will (seemoz berichtete). Und gerade in diesen Tagen schlägt der Streit um Zivilklauseln an Hochschulen in Karlsruhe und Tübingen besonders hohe Wellen: Beide Einrichtungen forschen ohne Kenntnis der Öffentlichkeit offensichtlich an Rüstungsprojekten, so die protestierenden StudentInnen; an beiden Hochschulen aber fehlen selbstverpflichtende Zivilklauseln.

„Das blutrote schwäbische Meer“ am Konstanzer Stadtheater

Aber auch anderenorts regen sich gerade zu Jahresbeginn Konstanzer Friedensaktivitäten. So findet am 13. Januar auf der Werkstattbühne des Konstanzer Theaters ein Gespräch mit Jürgen Grässlin statt. Der Freibuger Friedenspreisträger war gerade in den letzten Wochen vielfach in den Schlagzeilen, als es um die Affären beim Kleinwaffenhersteller Heckler&Koch ging: Die  staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen und die Hausdurchsuchungen in Oberndorf gehen auf eine Strafanzeige von Grässlin zurück.

Die Januar-Veranstaltung am Stadttheater trägt den leicht reißerischen Titel „Das blutrote schwäbische Meer“ und will über die Rüstungsaktivitäten großer und kleiner Waffenschmieden in allen drei Anrainerstaaten des Bodensees informieren. seemoz wird mit noch mehr Informationen und beizeiten auf diesen Termin nochmals hinweisen.

Ellenrieder-Diskussion wieder hinter verschlossenen Türen

Und Grässlin wird auch am 2. Februar in Konstanz sein. Dann startet Rektor Beckmann vom Ellenrieder-Gymnasium den dritten Versuch einer Podiumsdiskussion an seiner Schule unter Ausschluss der Öffentlichkeit; offensichtlich sind auch Vertreter der Industrie geladen (ist das der Grund für die Geheimhaltung?) Denn auch das Ellenrieder-Gymnasium ist einen Kooperationsvertrag mit EADS eingegangen. Den allerdings hielt Peter Beckmann solange geheim,  bis nach einer seemoz-Veröffentlichung nichts mehr geheim zu halten war. Allerdings verschweigt der Rektor in seiner salbungsvollen Dankadresse an EADS auf der Schul-Homepage bis auf den heutigen Tag, dass es sich bei diesem Betrieb um einen der größten Rüstungsproduzenten der Welt handelt.

Autor: hpk

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