Verdienstorden für Katrin Brüggemann

Katrin Brüggemann erhält Verdienstorden der Bundesrepublik DeutschlandKatrin Brüggemann (rechts im Bild), hat den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen bekommen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Konstanzerin als Hauptinitiatorin der „Initiative Stolpersteine für Konstanz – Gegen Vergessen und Intoleranz“ und der damit verbundenen Aufarbeitung von Biografien der Opfer des Nationalsozialismus mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Hier die leicht gekürzte Pressemitteilung. Auch seemoz gratuliert Katrin Brüggemann herzlich für diese Auszeichnung.

Vergangene Woche hat Ministerin Theresa Schopper Katrin Brüggemann im das Verdienstkreuz am Bande überreicht.

„Es ist mir eine Freude, Sie für Ihren großen Einsatz auszuzeichnen, die Erinnerung an die Verfolgten des Nazi-Regimes wachzuhalten. Gerade in diesen Zeiten sehen wir, wohin Geschichtsvergessenheit führen kann, wenn Putin seinen Angriffskrieg mit der ‚Entnazifizierung‘ der Ukraine begründet“, sagte Ministerin Theresa Schopper. Nach über 80 Jahren gebe es nur noch wenige Zeitzeugen. Neue Methoden gegen das Vergessen seien deshalb notwendig. „Mit den Stolpersteinen erinnert man sich an die Menschen, die
aus unserer Mitte gerissen wurden“, erklärte die Ministerin.

Sie dankte Katrin Brüggemann für die vielen Jahre bürgerschaftlichen Engagements und würdigte ihre Beharrlichkeit und ihr Geschick, die Biografien der Verfolgten des Nationalsozialismus – Juden, politisch und
religiös Verfolgte, Euthanasieopfer, Deserteure, Sinti/Roma und Homosexuelle – nachzuzeichnen und ihnen dadurch ihre Identität und Würde zurückzugeben Aus den Kontakten zu Angehörigen der Nazi-Opfer ging u.a. eine von der deutschen Botschaft in Argentinien geförderte und von der Initiative erarbeitete zweisprachige Ausstellung in Buenos Aires hervor, die u.a. vom ehemaligen Außenminister Maas besucht wurde. Darüber hinaus gehört Katrin Brüggemann zu den Gründern der Konstanzer Gruppe der Initiative „Seebrücke – schafft sichere Häfen“. Seit Oktober 2018 ist Konstanz, nach Zustimmung des Gemeinderates, ein „Sicherer Hafen“.

Die Initiative von Erhard Roy Wiehn, der gemeinsam mit Maik Schluroff und Aleida Assmann den Antrag stellte, Katrin Brüggemann mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland auszuzeichnen, sei von der Stadt Konstanz vorbehaltlos unterstützt worden,
Wiehn würdigte in seiner Laudatio Katrin Brüggemann für ihren wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur. Neben einer umfangreichen Webseite, Vorträgen, Stolpersteinverlegungen, Schülerprojekten und Führungen gestaltet die Initiative auch regelmäßige Gedenkveranstaltungen zur Pogromnacht, zum Holocaust-Gedenktag, und zum 22. Oktober, dem Tag, an dem die badischen und pfälzischen Juden deportiert wurden. „Warum Menschen anderen Menschen so
ungeheuerliche Dinge zufügen, beschäftigt mich seit meiner Jugend“, erklärte die Konstanzerin.

Über ihre Arbeit in „Der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes –
Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten“ sei der Kontakt zu Künstler Gunter Demnig geknüpft worden, der die Idee zu den Stolpersteinen hatte.
2006 wurden die ersten Stolpersteine in Konstanz verlegt. Seitdem erinnern weitere 257 Stolpersteine in Konstanz und drei Stolpersteine in Kreuzlingen und Tägerwilen an die Verfolgten des Nazi-Regimes. „Unsere Initiative ist zur Anlaufstelle für Angehörige und für Interessierte an lokalhistorischer Bildungsarbeit geworden“, sagte Katrin Brüggemann.

Ausdrücklich dankte sie neben ihrer Familie, Freunden und Kollegen auch ihrer Mitstreiterin Petra Quintini, mit der sie 2019 eine Projektgruppe aus mehreren Konstanzer Schulen leitete, die zur Schaffung eines Mahnmals am Bahnhof Petershausen führte. Es erinnert an die 112 Konstanzer Juden und Jüdinnen, die von hier aus ins französische Lager in Gurs deportiert wurden und von denen die Mehrzahl ab 1942 in Vernichtungslagern im Osten transportiert und dort ermordet wurden.

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Medienmitteilung und Bild: Stadt Konstanz