Ein Jahr Klimacamp: Grund genug für eine Demo
Ende Juli wird das Klimacamp in Konstanz ein Jahr alt – das ist jedoch kein Grund zum Feiern, finden die Aktivist:innen. Schließlich lautet ihr Motto: „Wir campen, bis ihr handelt!“. Trotz kleiner Erfolge hat sich in der Lokalpolitik in Bezug auf die selbst gesetzten Klimaschutzziele bei weitem nicht genug getan. Deshalb werden die Klimaschützer:innen ihren Protest im Pfalzgarten fortsetzen.
Um das neue Jahr des Dauerprotests einzuleiten, ruft Fridays for Future Konstanz am Sonntag, den 31.07. zu einer Demonstration mit anschließender Feier am Klimacamp auf. Der Demonstrationszug wird um 16 Uhr im Herosé-Park starten und über die Schänzlebrücke in Richtung Innenstadt ziehen. Gegen 17:30 Uhr wird es dann am Klimacamp eine Kundgebung inklusive Rückblick auf das vergangene Jahr geben. Im Anschluss daran sind alle Demonstrierenden herzlich eingeladen, bei verschiedenen kreativen Aktivitäten wie Siebdruck und einer Jam-Session das Klimacamp kennenzulernen.
Vor knapp einem Jahr schlugen die Aktivist:innen mitten in der Konstanzer Innenstadt ihre Zelte auf, um in einer Form des dauerhaften Protests die Stadt Konstanz daran zu erinnern, ihren selbst gesetzten Klimaschutzzielen durch geeignete Maßnahmen entgegenzuarbeiten. Das Camp wurde seitdem stetig erweitert und ist zu einem Treffpunkt geworden nicht nur für die Aktivist:innen, die durch das Übernehmen von Schichten dafür sorgen, dass das Camp erhalten bleibt, sondern auch für alle Menschen, die sich für Klimaschutz interessieren.
Das Klimacamp hat im Laufe des Jahres so manchem Sturm und sogar einem Brandanschlag getrotzt, sowie einen langen und kalten Winter überstanden. Auch politisch ließen sich zumindest kleine Erfolge verzeichnen; so wurde beispielsweise unter anderem durch das Wirken der Klimaaktivist:innen der Bau einer zweiten Gaspipeline verhindert. Gerade jetzt, wo zwar einerseits durch den Krieg in der Ukraine die Abhängigkeit Deutschlands von russischem Erdgas deutlicher denn je geworden ist und deshalb vieles für einen baldigen Gasausstieg spricht, andererseits aber die EU erst vor zwei Wochen Erdgas- und Atomenergie für „grüne“, also nachhaltige Energie erklärt hat, ist die Existenz des Klimacamps wichtiger denn je. „Die fossilen Energieträger Erdgas und Atomkraft entgegen wissenschaftlichen Erkenntnissen als nachhaltig statt als schädlich einzustufen, ist eindeutig ein Schritt in die falsche Richtung. Und solche können wir uns nicht mehr leisten; heute sollte jede politische Entscheidung ein Schritt nach vorne, also in Richtung Klimaneutralität sein“, meint Johanna Fähnrich von Fridays for Future Konstanz.
Die Stadt Konstanz will spätestens im Jahr 2035 klimaneutral sein; das hat der Gemeinderat vor zwei Jahren beschlossen. Dennoch wurde bis vor wenigen Wochen noch über die Investition in eine weitere Erdgasleitung diskutiert, und auch in Sachen Energiewende und Ausbau von erneuerbaren Energien hat Konstanz noch lange nicht die Geschwindigkeit erreicht, die für effektiven Klimaschutz notwendig wäre. Der aktuelle Zubau an Solarenergie beträgt beispielsweise nur ein Fünftel der in der Klimaschutzstrategie vorgesehenen Zubaurate; in diesem Tempo würden in diesem Bereich die Klimaziele 2095 statt 2035 erreicht werden. Angesichts der katastrophalen Auswirkungen der Klimakrise ist das mangelnde Tempo im Klimaschutz sehr beängstigend.
Diese katastrophalen Auswirkungen zeigen sich auch in Europa und Deutschland gerade sehr deutlich, z.B. durch die Zahl der Hitzetoten, die mittlerweile die der Verkehrstoten überschreitet, und das massive Waldsterben sowie die Waldbrände. „Diese Temperaturen in Deutschland sind nicht normal. Sie sind ein Zeichen für die Unaufhaltsamkeit der Erderwärmung und dafür, dass diese auch uns im vermeintlich sicheren Deutschland betrifft. Das sollte uns alle wachrütteln!“, meint Frida Mühlhoff von Fridays for Future Konstanz. „Das Klimacamp ist ein wichtiger und sichtbarer Ort mitten in der Konstanzer Innenstadt geworden, durch den wir dauerhaft auf die Klimakrise, aber auch auf das aktuelle Versagen der Politik in Sachen Klimaschutz aufmerksam machen.“ Nur mit der Unterstützung der Bevölkerung kann das Klimacamp weiterhin Bestand haben. Daher sind alle Menschen herzlich eingeladen, sich am 31.07. der Demonstration anzuschließen und im Anschluss gemeinsam das einjährige Jubiläum des Klimacamps zu feiern. Obwohl sie hoffen, dass es nicht so weit kommen muss, sind die Aktivist:innen bereit, wenn nötig bis zum Jahr 2035 im Pfalzgarten zu campen, um die Lokalpolitiker:innen durchgehend an ihre Pflicht zu effektivem Klimaschutz zu erinnern.
Wann: 31.7.2022, 16 Uhr
Wo: Herose-Park
Text: Fridays for Future Konstanz
Bilder: H. Reile