1:0 für Schmieder-Betriebsrat Galle
Karl-Heinz Galle, von den Schmieder-Kliniken in Allensbach gekündigter Betriebsrat, wird seinen Job wohl behalten. Das deutete sich beim gestrigen Gütetermin vor dem Arbeitsgericht an. Eine gütliche Regelung wollen die streitenden Parteien bis zum 15. August in außergerichtlichen Gesprächen versuchen. Erst wenn dann keine Einigung erzielt wird, käme es zu einem Kammertermin und der Arbeitsplatz müsste eingeklagt werden
Nicht nur Betriebsrat Galle (s. Foto) war erkennbar erleichtert – auch die knapp ein Dutzend mit gereisten KollegInnen freuten sich über die angedeutete Einigung, die nach nur halbstündiger Verhandlung erzielt wurde: Krankenpfleger Galle soll einen neuen, womöglich geänderten Arbeitsvertrag erhalten – er selber hatte mit seinem Angebot, von 75 auf 50 Prozent Arbeitszeit zu reduzieren, den Weg zu dieser Lösung frei gemacht. Vielleicht in einer anderen Abteilung, vielleicht unter einem anderen Chef – das werden die Gespräche ergeben. Aber dem Unternehmen und dem Betriebsrat (BR) bleibt das stellvertretende BR-Mitglied Karl-Heinz Galle wohl erhalten.
Das war nach den Vorwürfen, die Personalchef Michael Groos – während der Verhandlung übrigens seltsam stumm – im Kündigungsverfahren noch gemacht hatte, nicht unbedingt zu erwarten. Von einer vorgetäuschten Krankheit war da die Rede, als Galle und andere KollegInnen ein ver.di-Plakat gegen die Pflegenotstand aufgezogen hatten (seemoz berichtete mehrfach). Zwischen den Zeilen und auch in der Verhandlung aber wurde deutlich, dass Galle wohl ein „unbequemer Kollege“ ist (so sein Rechtsbeistand Holger Kuhnt vom DGB-Rechtsschutz), der sich nicht scheut, Missstände im Betrieb offen anzusprechen. Solche Konsorten hat kein Arbeitgeber gern.
Als dann noch klar wurde, dass die Krankschreibung wohl psychosomatische Gründe hat und eine „häusliche Schonung“ keineswegs vorschreibt, lenkte Schmieder-Anwalt Harald Kreitlein aus Reutlingen ein und betonte, auch der Arbeitgeber „schließt eine Lösung auf Gesprächsebene nicht gänzlich aus“. Damit ist der Weg frei für eine Weiterbeschäftigung Galles als Krankenpfleger und als stellvertretendes BR-Mitglied.
Was auch zeigt, dass Protest und Gegenwehr lohnen: Die Berichterstattung in den Medien – Wochen nach den Vorfällen berichtete sogar das Heimatblatt – machte die Runde bei den Patienten, auch die hundertfach beim Personalleiter und der Konzernchefin eingegangenen Solidaritätsschreiben verfehlten ihre Wirkung sicher nicht: Der Imageschaden für die Schmieder-Kliniken ist schon jetzt beträchtlich. Und die Rechnung der Reutlinger Anwaltsfabrik dürfte ebenso beträchtlich ausfallen. Gute Gründe also auch für den Arbeitgeber, den Streit jetzt schnell, still und friedlich beizulegen.[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]
Autor: hpk
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