13 Millionen und viele Visionen
Viel Optimismus, viel Eigenlob, viele Visionen – so ist das immer, wenn OB Burchardt und Wirtschaftsförderer Schaal gemeinsam vor die Presse treten. So war es auch gestern beim Startschuss für die Umbauarbeiten im Bodenseeforum an der Konstanzer Reichenaustraße.
Klar, fast schon ausgebucht. Und natürlich, Zeitplan und Kostenrahmen werden eingehalten. Und überhaupt: Das neue Veranstaltungs- und Tagungshaus in der Reichenaustraße ist auf einem guten Weg. Allen Unkenrufern zum Trotz. Sicher, es gab einige Verzögerungen bei den europaweiten Ausschreibungen, aber das federt der schlauerweise eingebaute Zeitpuffer lässig ab. Alles in Butter also?
Nicht so ganz. Nachdem manche sich in den letzten Wochen bereits gewundert hatten, dass so gar nichts in und um das Vorzeigestück Burchardtscher Stadtplanung passierte („da haben wir erst mal ausgeräumt“), rücken jetzt immerhin drei, vier Bauarbeiter an und machen zunächst einmal sehr viel Lärm: Mit Presslufthämmern wird Platz gemacht für den neuen Fahrstuhl, der Aufzugsschacht soll Ende November fertig sein. Dann beginnen die Arbeiten im Klima-, Sanitär- und Lüftungsbereich, die allein rund eine Million Euro verschlingen, bevor im Januar die Fassade dran kommt, gleichzeitig soll der Innenausbau starten. Und im November 2016 ist alles fertig – versprochen.
Zwischenzeitlich klopft sich Martin Krehl von krehl.girke architekten – der Architekt baute schon das Centrotherm-Haus und ist jetzt auch für den Umbau zuständig – mehrmals auf die Schulter ob der gelungenen Raumaufteilung. Aber besonders stolz ist er auf die metallene Wandverschalung, die – auch von außen sichtbar – das Zeug zu einem überhaupt, ehrlich, wirklich echten Alleinstellungsmerkmal habe.
Stolz auch Michel Maugé, für dessen Vertragsverlängerung eigens eine neue Wortschöpfung herhalten musste: Er ist jetzt „Leiter Voreröffnungsbüro“ und in dieser Eigenschaft ungeheuer emsig: Für die Zeit von November 16 bis April 17 hat er 14 Reservierungen für den großen Saal und 72 Belegungen für das ganze Haus im Notizbuch. Darunter zwei Ausstellungen, vier Konzerte und fünf Partys. Doch Namen, dafür solle man Verständnis haben, könnten derzeit noch nicht genannt werden. Mit einer Ausnahme: Ein „Bio-Loggin-Science-Kongress“ mit 700 internationalen Teilnehmern ist vorgesehen.
Allerdings wirbt Maugé in seinem Werbekatalog mit einigen „Bonbons“, die so konkret nicht einmal angedacht sind: Einen Fahrrad-Verleih will er aufziehen für Gästeausflüge in die Altstadt und er schwärmt von einem Bootssteg und einem Wassertaxi, das die BesucherInnen quasi direkt ins Foyer schippern soll. Da muss dann Uli Burchardt in die Bresche springen und versichern: „Ein Anlegesteg wird kommen, allein schon wegen der Verkehrsanbindung des Park-and-Ride-Platzes gegenüber“. Und da man schon bei Verkehrsfragen ist: „Schänzle-Nord sehe ich als Verkehrsdrehscheibe für Konstanz“. Und klar, deshalb solle das Gelände nicht verkauft werden, nicht an einen Möbel-Konzern noch an sonst jemanden. Und überhaupt: Auch die Seilbahn-Idee sei nicht vom Tisch, das sei „das Verkehrsmittel der Zukunft“. Dummerweise fehlen jedoch noch einige gesetzliche Vorgaben von Bund und Land.
13,2 Millionen Euronen sind allein für die Umbau-Arbeiten veranschlagt. Und die werden auch verbaut, will man den hochfliegenden Plänen glauben. Denn merke: Es gibt derzeit in Konstanz keine wichtigeren Aufgaben, für die Geld ausgegeben werden könnte, als für dieses Veranstaltungs- und Tagungshaus.
hpk