„1,4 Millionen Bürger dürfen nicht abgehängt werden“ – Resolution des Konstanzer Gemeinderats
In seiner Sitzung vom 21.07.2022 beschloss der Konstanzer Gemeinderat eine Resolution zur Gäubahn. Die Stadt Konstanz ist gemeinsam mit anderen Gäubahn-Anliegern Mitglied im Interessenverband Gäu-Neckar-Bodensee-Bahn (IV GNBB) und unterstützt dessen Bestrebungen für eine Anbindung der Städte und der Region an die Landeshauptstadt auch während der kommenden Bauphasen von Stuttgart 21.
Hier die gesamte Resolution im Wortlaut:
Mit großer Sorge verfolgt der Gemeinderat der Stadt Konstanz die aktuellen Pläne um die Gäubahn im Zusammenhang mit dem Anschluss an das Bahnprojekt „Stuttgart 21“. Stand heute ist geplant, dass ab 2025 die Gäubahn-Züge für mindestens fünf bis zehn Jahre in Vaihingen enden. Sowohl der Stuttgarter Hauptbahnhof als auch der Anschluss zu zahlreichen wichtigen Fernverbindungen ins In- und Ausland wären dann nur noch über die S-Bahn ab Vaihingen erreichbar.
Als neustes Entgegenkommen für die Gäubahn-Anlieger wurde ein zusätzlicher Nordhalt am Nordbahnhof ins Spiel gebracht, der allerdings auch keine Lösung für den Fernverkehr darstellt. Für den Einzugsbereich der Gäubahn mit rund 1,4 Millionen Einwohnenden würde dies bedeuten, dass für eine unbestimmte Zeit sowohl die Landeshauptstadt als auch große Teile des Bahnnetzes nur mit spürbaren Komforteinbußen erreichbar wären – eine große Region würde de facto abgehängt.
In Zeiten, in denen wir alle den Umstieg auf die Schiene erleichtern wollten und uns für einen attraktiven Zugverkehr engagieren, wäre dies ein verheerendes Signal. Bereits erzielte Erfolge bei der Verbesserung des Angebots würden wieder zerstört.
[the_ad id=“87862″]Dabei könnte man das Problem vermeiden, indem die Gäubahn auch weiter auf der Strecke der Panoramabahn in den Stuttgarter Hauptbahnhof einfährt, und zwar zumindest so lange, bis die endgültige Verbindung der künftigen Gäubahn-Trasse über den Pfaffensteigtunnel mit dem Flughafenbahnhof fertiggestellt ist. Aus unserer Sicht wäre auch ein unterirdischer Ergänzungsbahnhof langfristig sinnvoll – vor allem mit Blick auf die Tatsache, dass der künftige Stuttgarter Tiefbahnhof kaum Kapazitätserweiterungen zulässt, gleichzeitig aber das Land eine Verdoppelung des Schienenverkehrs bis 2030 anstrebt.
Der Gemeinderat der Stadt Konstanz fordert daher von Bund, Land, DB AG, Stadt Stuttgart und Verband Region Stuttgart
– eine Abbindung der Gäubahn ab 2025 auszuschließen,
– die Weiterführung über die Panoramabahn bis zum Stuttgarter Hauptbahnhof sicherzustellen, bis die künftige Gäubahn-Trasse zur Verfügung steht,
– die dauerhafte Errichtung eines unterirdischen Ergänzungsbahnhofes erneut zu prüfen,
– den Pfaffensteigtunnel und damit die Anbindung der Gäubahn über den Fernbahnhof Flughafen zum Hauptbahnhof Stuttgart so zügig wie möglich zu realisieren.
Uns ist bewusst, dass diese Forderungen in Konflikt zu dem mit der Stadt Stuttgart geschlossenen Kaufvertrag über die bisherigen Bahnflächen stehen. Mit Blick aber auf die weitreichenden Folgen für den südlichen Landesteil sowie die Zukunftsfähigkeit des künftigen Stuttgarter Hauptbahnhofes darf aber kein Versuch unterlassen werden, um eventuelle gravierende Fehlentwicklungen noch rechtzeitig zu verhindern.
Konstanz, 21.07.2022
Text: MM/red, Bild: Winfried Kropp
Die Gäu-Bahn wird absehbar nur die beiden Endpunkte von Singen bis Vaihingen und zurück bedienen. Grund: Der Schienen-Fernverkehr wird eigenwirtschaftlich betrieben und erhält keine staatlichen Zuschüsse wie der Regionalverkehr.
Derzeit hat Konstanz die beiden IC morgens und abends nur deswegen, weil zu diesen Zeiten die Zugstrecke Singen – Zürich „voll“ ist.
Dass Konstanz nicht besser an den Fernverkehr angebunden ist, liegt an der Planung des Deutschlandtaktes, bei der Konstanz als IC-Bahnhof leider keine Rolle spielt.
Quelle: Stephan Fischer, Stadt Konstanz