17 Ziele und keins weniger

Der Juli steht im Zeichen des Traums von einem anderen, nachhaltigeren und gerechteren Leben für alle Menschen: In 100 Veranstaltungen präsentieren in Konstanz über 90 Gruppen, Vereine und Unternehmen ihre Aktivitäten. Roter Faden sind die 17 Globalen Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals), die von den Mitgliedern der Vereinten Nationen mit der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung einstimmig verabschiedet wurden.

Hehre Absichten und (zu) hoch gesteckte Ziele begleiten das Leben aller Menschen von der Wiege bis zur Bahre, und vor allem in der Politik sind sie oft nichts weiter als reine Werbelügen. Als die UNO vor einigen Jahren in großer Einmütigkeit 17 fundamentale Ziele beschloss, die auf nichts weniger als eine Umwälzung unserer Lebensstile hinauslaufen, hielten daher viele der Menschen, die diesen Beschluss überhaupt zur Kenntnis nahmen, das alles für reine Lippenbekenntnisse.

Ziele vor Ort

Es fanden sich aber auch Gruppen, die auf die Verwirklichung dieser Ziele drängen und an deren Umsetzung mitwirken wollten oder die schon immer eines oder mehrere dieser Ziele verfolgten. Im Juli soll jetzt auch in Konstanz intensiv für diese Agenda 2030 geworben werden, denn das Gesamtziel einer sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltigen Entwicklung gilt universell und für alle Länder gleichermaßen. Die Ziele reichen von der Beseitigung des Hungers über die Stärkung von nachhaltigem Konsum und nachhaltiger Produktion bis hin zu Maßnahmen für den Klimaschutz oder zur Verringerung von Ungleichheiten.

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Ein solcher Aktionsmonat ist natürlich auch eine gute Gelegenheit, einmal auszuloten, wie weit Konstanz sich bereits bewegt hat und was noch zu tun bleibt; das Ergebnis einer ehrlichen Selbstprüfung dürfte – nicht nur am Bodensee – sehr ernüchternd ausfallen. Keine Armut, Geschlechtergerechtigkeit oder menschenwürdige Arbeit – ein Blick auf die Straßen und in die Betriebe dieser Welt zeigt, dass die Verwirklichung dieser Forderungen, die zudem noch von schlag- und kapitalkräftigen Lobbygruppen hintertrieben wird, schon eines beherzten göttlichen Eingreifens in den ohnehin ziemlich wundersamen Schöpfungsplan bedürfte. Von der „Transformation unserer Welt“, von der in der 2016 in Kraft getretenen Agenda die Rede ist, dürfte ein Großteil der Weltbevölkerung auch in den vergangenen fünf Jahren kaum etwas mitbekommen haben. Das Gemetzel, die Ausbeutung von Mensch und Tier sowie die Umweltzerstörung gehen munter weiter, solange sie nur profitabel sind. So könnten die 17 Ziele im Juli in Konstanz eher das eigene Gewissen schärfen als eine politische Demonstration für eine bessere Welt entfachen, die die Herrschenden erzittern lässt und zu einer anderen Politik zwingt.

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Umwelt und Klima

Ein Schwerpunkt der Veranstaltungen liegt logischerweise auf der Ökologie. Das Spektrum reicht vom „Konstanzer Stadtrundgang erneuerbare Energien“ über ein Themenschaufenster „Mikroplastik“ im Unverpackt-Laden „Silo“ an der Oberen Laube bis hin zu alternativen Formen der Landwirtschaft, die etwa auf dem Haettelihof an der Mainaustraße und auf der Reichenau erkundet werden können. Natürlich geht es auch um die Energiewende, und die Volkshochschule steuert Veranstaltungen bei, die den Horizont erweitern können, beispielsweise zum „Leben nach der Flucht“ oder zur Gemeinwohlökonomie.

Auch die größte Reise beginnt mit einem kleinen Schritt

Die 17 Ziele betreffen, so allgemein sie auch formuliert wurden, praktisch alle menschlichen, tierischen, pflanzlichen und mineralischen Lebensbereiche, vom Car-Sharing über das Leben unter Wasser bis hin zu Inklusion und Second-Hand-Einkäufen, daher ist die Schar der mitwirkenden Organisationen denn auch bunt gemischt: Von VertreterInnen der Stadt Konstanz über das Café Mondial und Pro Familia („Sex ist gesund“) bis hin zu Kampfkunst und Crosstraining reicht das Programm, das (fast) allen etwas zu bieten hat und auf Wohlgefühl und gemeinsamen Spaß vom Kräutergarten bis zum Kuhfladen setzt. Auftritte wie der von Jürgen Grässlin („Fluchtursache Waffenhandel“), die Diskussion alternativer Wirtschaftsmodelle und die Forderung nach einem gerechten Welthandel ohne TTIP, CETA und TiSA bilden die politischen Tupfer im Veranstaltungskalender. Aber auch kleine Schritte vor Ort können, wenn sie in die richtige Richtung führen, (hoffentlich) beim Erreichen großer Ziele der gesamten Menschheit helfen.

Weitere Informationen und Programm: www.17ziele-konstanz.de

Text: MM/red (Bild: Gerd Altmann auf Pixabay)