1870 Protest-Unterschriften für den OB

Der Konstanzer Oberbürgermeister Uli Burchardt ist für jeden Pressetermin zu haben, vor allem, wenn ein Foto dabei rausspringt. Der Termin heute um 11 Uhr allerdings ist nicht so behaglich: 1870 Unterschriften von BürgerInnen werden da überreicht, die gegen die Abschiebepraxis der Behörden protestieren 

Der Arbeitskreis Roma-Solidarität „Alle Kinder bleiben hier! – Keine Abschiebung von Roma aus dem Landkreis Konstanz“ sammelte seit April 2014 Unterschriften unter eine Petition, die sich an den Konstanzer Oberbürgermeister Uli Burchardt sowie an die Abgeordneten Siegfried Lehmann (MdL) und Andreas Jung (MdB) richtet. Nach Ende des Petitionszeitraums werden die Politiker von 1870 Menschen aufgefordert, „sich in ihrem Bereich mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln dafür einzusetzen“, dass Roma-Familien aus den Unterkünften im Landkreis nicht abgeschoben werden. Bei der am 20. Mai 2014, also während der laufenden Petition, abgeschobene Familie Osmanov mit ihren vier in Konstanzer Schulen und Freizeitprojekten integrierten Mädchen im Alter zwischen sieben und 13 Jahren ist dieses Anliegen nicht gelungen.

1010 Zeichnerinnen und Zeichner der Petition aus dem Konstanzer Stadtgebiet und weitere über 300 aus dem Landkreis Konstanz fordern, den hier lebenden Familien einen humanitären Aufenthalt zu gewähren und sie nicht auch in Diskriminierung, Not und Perspektivlosigkeit abzuschieben. „Armut ist nicht die Ursache von Flucht, sondern Symptom von Diskriminierung. Die systematische Diskriminierung der Roma-Minderheit in Balkanstaaten ist zweifellos ein Asylgrund“, erklärte unlängst der Konstanzer Journalist Jürgen Weber, der die abgeschobene Familie in Mazedonien besucht hatte.

Der Arbeitskreis Roma-Solidarität „Alle Kinder bleiben hier!“ ist ein Zusammenschluss verschiedener Gruppen, Initiativen, Vertreterinnen und Vertretern kirchlicher und humanitärer Organisationen sowie Einzelpersonen aus der Bürgerschaft. Insbesondere die nächtlichen Abschiebungen und die damit verbundene Traumatisierung der Kinder hält der Arbeitskreis für „absolut inakzeptabel“ und „gegen jede Menschenwürde gerichtet“. Er fordert die Behörden auf, sich dieser Praxis zu widersetzen. Die Menschen in den Behörden müssen zum Wohle der Kinder handeln, so wie es die UN-Kinderrechtskonvention vorsieht.

Eine Delegation des Arbeitskreises wird die 1.870 Unterschriften heute um 11 Uhr an Oberbürgermeister Uli Burchardt im Rathaus in der Kanzleistraße übergeben. Der Arbeitskreis hat zudem in den letzten drei Wochen Gespräche mit allen Gemeinderatsfraktionen sowie den Abgeordneten Lehmann und Jung geführt, um nach Lösungen für das Anliegen der Petition „Alle Kinder bleiben hier!“ zu suchen.[modal id=“19250″ style=button color=default size=default][/modal]

Autor: PM/hpk

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