„1915–2015. Armenische Architektur und Genozid“

Ein prominenter Besucher kommt zur Ausstellungs-Eröffnung ins Konstanzer Landratsamt: Cem Özdemir, Bundestags­abgeordneter und Bundesvorsitzender der Partei Bündnis 90/Die Grünen, wird nächste Woche dort die Ausstellung „1915-2015. Armenische Architektur und Genozid“ eröffnen. Özdemir wird, seitdem er im Bundestag dafür gestimmt hat, die Massaker an den Armeniern im Ersten Weltkrieg als Völkermord zu benennen, von türkischer Seite angefeindet – selbst Taxifahrer, so berichtete er erst dieser Tage, beschimpften ihn auf offener Straße.

Im vergangenen Sommer hat der Deutsche Bundestag mit großer Mehrheit beschlossen, die Massaker an den Armeniern im Ersten Weltkrieg mit mehreren Hunderttausend Toten, als Völkermord zu bezeichnen. Zu dieser Thematik wird im Landratsamt Konstanz am Mittwoch, 8. Februar um 19 Uhr, eine Ausstellung der Deutsch-Armenischen Gesellschaft unter dem Titel „1915-2015. Armenische Architektur und Genozid“ eröffnet.

Als Ehrengast hat sich Cem Özdemir, Bundestagsabgeordneter und Bundesvorsitzender der Partei Bündnis 90/Die Grünen, angekündigt. Er hält einen Vortrag zum Thema „Die Völkermorde des 20. Jahrhunderts – Aufarbeitung als Bildungsauftrag“. In die Ausstellung einführen wird die zweite Vorsitzende der Deutsch-Armenischen Gesellschaft, Regina Randhofer.

In der Ausstellung wird mit Texten und Bildern geschildert, was sich damals in der Türkei ereignete und welche Folgen es hatte. Der Begriff „Architektur“ weist auf die Zerstörungen und Verluste hin, die die Kultur der Armenier erlitt und welche geringen Reste davon in weiten Teilen ihres angestammten Gebietes zwischen dem Hochland Ostanatoliens und dem Südkaukasus heute noch zu entdecken sind. Die Christianisierung Armeniens erfolgte schon ab 301 und somit früher als die der Alemannen beispielsweise. Das Königreich der Armenier gilt deshalb auch als der erste christliche Staat der Welt.

Im Landratsamt legt man Wert auf die Feststellung, dass es bei der Ausstellung ausdrücklich nicht um eine Schuldzuweisung an irgendeine Seite geht. Vielmehr soll deutlich werden, wie wichtig die friedliche Koexistenz von Menschen verschiedener Religionen ist, die es gerade im Vorderen Orient jahrhundertelang gab – und wohin Intoleranz und Hass auf Menschen mit anderen Überzeugungen führen können.

Für Donnerstag, 16. Februar, 19 Uhr, ist im Landratsamt Konstanz eine Podiumsdiskussion zum Thema Armenien und die Völkermorde des 20. Jahrhunderts geplant. Gäste sind u.a. Prof. Aleida Assmann (Konstanz) und Tessa Hofmann (Berlin). Dieter Löffler (Sk) moderiert die Diskussion.

MM/hpk

Bildinfo: Das bedeutende armenische Kloster Narek, um 1900 und 2007. Das Kloster wurde in den 1940er Jahren abgerissen und die Steine ab 1970 für den Bau der Moschee und Siedlung genutzt. Fotos: Yervand Lalayan und Samvel Karapetian/RAA

Die Ausstellung ist vom 6. bis 22. Februar in der Bodenseehalle des Konstanzer Landratsamts, montags bis donnerstags von 8 bis 16 Uhr und freitags von 8 bis 12 Uhr zu sehen. Eintritt frei.